Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im Juni und Juli 2016
Spätestens nach dem Pfingstfest setzt bei der Museumsbahn das sich regelmäßig wiederholende organisatorische Programm ein: für die kommenden Wochenendfahrtage die benötigten Dienstposten besetzen sowie die Fahrzeuge für den Einsatz vorbereiten und bereitstellen. Die monatlichen Themen-Dampffahrtage sorgen dann für noch etwas weitreichenderen Vorbereitungsaufwand, da zumeist auch der Fahrplan und der Zugeinsatz umfangreicher sind. Während die notwendigen Unterhaltungsarbeiten an den Fahrzeugen zumeist sehr flexibel in Abhängigkeit der Verfügbarkeit von Vereinsmitgliedern in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle oder im Lokschuppen erfolgen können, bedingen die Arbeitseinsätze an der Strecke zumeist einen längeren Vorbereitungszeitraum, um ggf. auch die notwendigen Voraussetzungen, Materialien oder Werkzeuge parat zu haben und ausreichend interessierte Mitstreiter akquirieren zu können. Neue interessierte Helfer sind insbesondere bei den regelmäßigen Arbeitsaktionen immer gern gesehen und eine Interessensbekundung in der Geschäftsstelle führt mit Sicherheit zur Berücksichtigung bei der Bekanntgabe der Informationen über die nächsten Termine.
Infrastruktur

Unterschiedliche Schwerpunkte standen im Juni und Juli bei den Arbeitseinsätzen an der Streckeninfrastruktur im Mittelpunkt. An einem Wochenende unterstützten Vereinsfreunde des MEC Kreischa e. V. dabei die Preßnitztalbahn. Am 18. Juni wurden auf dem Kanalgleis des Lokschuppenstandes 2 die beiden Längsschwellenbalken ausgebaut und durch neue ersetzt. Dabei war natürlich auf besondere Maßhaltigkeit zu achten, um einerseits die Passgenauigkeit in die vorhandenen Befestigungen für die Schwelle und die angrenzende Betonkante sowie andererseits die genaue Höhe der Schienenoberkante im Bezug zum Außengleis zu gewährleisten. Am Bahnsteig in Jöhstadt galt es wieder einmal, einige Kantenbalken auszuwechseln, die über die Jahre ihre Festigkeit eingebüßt hatten. Die angrenzende Fläche des Betriebsparkplatzes, auf dem zu Pfingsten das Festzelt steht, wurde zudem wieder begradigt, nachdem durch die vorangegangene Nutzung einige Schlaglöcher entstanden waren. Um die Betriebsbereitschaft der Streckentelefonanlage für den Fahrbetrieb zu gewährleisten, fanden an mehreren Stellen Wartungsarbeiten statt. In den Sommermonaten begünstigen Wärme und Feuchtigkeit innerhalb weniger Wochen einen intensiven Pflanzenwuchs entlang der Museumsbahnstrecke, so dass jährlich mindestens einmal per Unkrautzug mit aufgebocktem Unimog und speziellen Gerätschaften das im Gleis gewachsene Unkraut besprüht wird – in diesem Jahr fand das am 14. Juni statt. Außerdem muss punktuell mit Sägen und Beilen an ins Profil gewachsenen Bäumen und Sträuchern Hand angelegt werden, um Schleifspuren an den Fahrzeugen und Verletzungen von aus den Fenstern schauenden Fahrgäste zu vermeiden. Im Bahnhof Schlössel kam im Juni das Einsetzen neuer Kunststoffdübel in die auf der Museumsbahn verlegten Betonschwellen zum Abschluss. Das verlängert die Nutzungszeit dieser Schwellen. Entlang der Strecke Steinbach – Jöhstadt müssen aber auch die Weichen regelmäßig gewartet werden. Dazu gehört vor allem das Reinigen und Schmieren aller beweglichen Teile, ggf. das Einsetzen neuer Lampen und von Zeit zu Zeit der Neuanstrich der Weichengewichte
Fahrzeuge

Die mit der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen als Eigentümer vereinbarte optische Wiederherstellung der IV K 99 606 wurden bis zum 29. Juli abgeschlossen. Die Lok verbleibt noch bis zum Herbst als Ausstellungsstück bei der Preßnitztalbahn, wo mit einer speziellen Veranstaltung das Jubiläum „100 Jahre IV K 99 606“ begangen werden soll. Am 21. Juli fand nach Abschluss der Fahrzeuguntersuchung und teilweiser Erneuerung des Holzaufbaus mit darauffolgender Farbgebung die Probefahrt des Einheits-GGw 97-12-10 statt. Nach kleineren Nacharbeiten kann der gedeckte Güterwagen nun wieder bei Bedarf in Züge eingestellt werden. Der bisher bei der Preßnitztalbahn als Schlackewagen auf dem Bahnhof Jöhstadt eingesetzte zweiachsige offene Güterwagen 97-19-25 ergänzt mit erneuertem Holzaufbau, einem Behelfsdach sowie angebauter Saugluftbremse unter seiner zwischen 1899 und 1927 verwendeten sächsischen Betriebsnummer 4333K seit Anfang August den I K-Zug. Als Gemeinschaftsarbeit der IG Preßnitztalbahn e. V. (verantwortlich für die Durchführung der fahrzeugtechnischen Untersuchung und den Anbau der Saugluftbremsanlage) und SOEG mbH Zittau (für den neuen Holzaufbau, Stahlspriegel mit Planendach sowie Längssitzbänke) hat der Wagen am 3. August seine Probefahrt bestanden und konnte am folgenden Wochenende zu „Historik Mobil 2016“ im Zugeinsatz erlebt werden (siehe Seiten 42 bis 44). Am Oberlicht-Personenwagen 970-751 erfolgte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe in der Werkstatt der Preßnitztalbahn der Umbau der Bühnenbleche in die für diese Wagengattung typische und originale gerade Ausführung. Beim Neuaufbau des Wagens Anfang des Jahrtausends waren gebrauchte gebogene Bühnenbleche eines „großfenstrigen“ Sitzwagens der Länderbahnbauart genutzt worden. Der viele Jahre neben dem Lokschuppen in Carlsfeld abgestellte Kasten des Traglastenwagens 970-596 kam kurz nach Pfingsten nach Jöhstadt. Nach der Demontage aller wiederverwendbaren Teile wrackten die Werkstattmitarbeiter den hölzernen Wagenkasten bis Mitte Juni ab. Auf dem Rahmen soll nun ein weiterer Aussichtswagen entstehen. Die Beschaffung des dafür notwendigen Materials hat bereits begonnen. Die Döllnitzbahn hat parallel den bisher in Wilzschhaus stehenden Kasten des „großfenstrigen“ Personenwagens 970-398 erworben. Auch dieser Aufbau kam nach Jöhstadt und wurde einer umfassenden Begutachtung für einen beabsichtigten Neuaufbau unterzogen.
Fahrbetrieb und Statistik


• 2. Juni: Sonderfahrten zum Seniorentag (Fahrt mit anschließendem Kulturprogramm und Kaffee in der Fahrzeughalle): Einsatz von 99 1590-1; 1200 Gäste • 4. und 5. Juni „20 Jahre Haltepunkt Forellenhof“ mit Einsatz von 99 1590-1 und 99 4511-4 sowie Betrieb auf der Bus-Ausflugslinie; 590 Fahrgäste • 11. und 12. Juni: Einsatz von 99 1590-1, 407 Fahrgäste • 18. und 19. Juni: Einsatz von 99 1590-1 mit Bus-Ausflugslinie zum Bahnhofsfest der DB Erzgebirgsbahn in Wolkenstein, 579 Fahrgäste • 25. und 26. Juni: Einsatz von 99 4511-4, 824 Fahrgäste • 2. und 3. Juli „11. Jöhstädter Oldtimerfest“ mit 150 historischen Straßenfahrzeugen, Einsatz von 99 1542-2 und 199 009-2 sowie Buszubringerverkehr • 9. und 10. Juli: Einsatz von 99 4511-4; 283 Fahrgäste • 16. und 17. Juli: Einsatz von 99 1542-2; 352 Fahrgäste • 23. Juli: Einsatz von 99 1542-2 bis 15.40 Uhr, dann wegen undichter Sicherheitsventildichtung abgestellt und ab 16.05 Uhr sowie am 24. Juli: Einsatz von 99 1590-1, 363 Fahrgäste • 30. und 31. Juli „Wildbachfest und 14. Steinbacher Ziegentreffen“: Einsatz von 99 1542-2 und Bus auf der Ausflugslinie Preßnitztal • bei acht Charterfahrten im Juni und Juli wurden weitere 301 Fahrgäste befördert
Spendenaktion „Auf nach Süden“
Die Spendenaktion „Auf nach Süden“ der IG Preßnitztalbahn e. V. legte auch in den vergangenen Wochen dank weiterer Spendeneingänge zu. Bis Anfang August wuchs der Spendenstand auf 38 621,89 Euro an. Diese Gelder stammen von 183 Spendern.
Claus-Köpcke-Preis 2015 an IGP verliehen

Im Rahmen der 10. „Historik Mobil“ verlieh die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen am 5. August in Bertsdorf den Claus-Köpcke-Preis 2015 an die IG Preßnitztalbahn e. V. Damit würdigt das Stiftungskuratorium die mehr als 25-jährige Arbeit des Vereins zum Erhalt von Zeitzeugnissen aus der Entwicklung der sächsischen Schmalspurbahnen. Die Museumsbahn Steinbach – Jöhstadt ist heute ein Aushängeschild für den Freistaat Sachsen und das Museumsbahnwesen in ganz Deutschland. Der Verein begrüßt am Endbahnhof in Jöhstadt pro Jahr mehr als 50 000 Gäste. Der Großteil davon taucht bei einer Fahrt mit den vorbildlich restaurierten Zügen in die Geschichte der sächsischen Schmalspurbahnen ein. Doch seit 1993 fahren die Museumszüge der IG Preßnitztalbahn e. V. in Jöhstadt von einem „Interimsbahnsteig“ auf Höhe des Lokschuppens ab. Der zwischen dem Empfangsgebäude und dem Lokschuppen stehende Neubaublock soll in den nächsten Jahren abgerissen werden, um die Gleisanlagen der Museumsbahn nach historischem Vorbild bis vor das Empfangsgebäude zu verlängern. Der mit 5000 Euro dotierte Claus-Köpcke-Preis 2015 möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die IGP diesem Ziel in den nächsten Monaten ein Stück näher kommt. Außerdem würdigt die Stiftung mit dem Preis das außerordentliche Bemühen der IGP und der PRESS zum Erhalt und zur Nutzung ehemaliger Bahnhofsgebäude und nebenstehender Häuser – aktuell zum Beispiel des ehemaligen Bahnhofhotels in Jöhstadt. PM
12.08.2016