Jubiläum 2006: 125 Jahre Sächsische Schmalspurbahnen

Am 17. Oktober 2006 jährt sich die Inbetriebnahme von Sachsens erster Schmalspurbahn zum 125. Mal. An jenem Tag im Jahr 1881 verkehrte der erste offizielle Zug von Wilkau nach Kirchberg, wo er von den Bürgern dieser Stadt mit großem Jubel empfangen wurde. In den folgenden vier Jahrzehnten entstand in Sachsen ein Netz von Schmalspurbahnen mit weit über 500 km Länge. Gemeinsam mit den regelspurigen Sekundärbahnen konnte so – bis auf Wildenfels und das kleine Liebstadt bei Pirna – jeder Ort in Sachsen mit Stadtrecht, aber natürlich auch eine Vielzahl an Dörfern an das Eisenbahnnetz angeschlossen werden. Die bis auf zwei Ausnahmen (die meterspurigen Klingenthaler und Reichenbacher Schmalspurbahnen) mit einer Spurweite von 750 mm ausgeführten Strecken erfüllten viele Jahrzehnte den regelspurigen Bahnen völlig ebenbürtige, teils beachtliche Verkehrsleistungen. Vor allem in den mit Regelspurstrecken topographisch nur schwer erreichbaren Gebirgsregionen und den überwiegend landwirtschaftlich genutzten Gebieten Sachsens – genannt sei die Lommatzscher Pflege – hatten die kleinen Bahnen damit einen wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung. Entsprechend der einstigen Bedeutung der Schmalspurbahnen für ganz Sachsen initiiert der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e. V. (VSSB) im nächsten Jahr erstmals ein großes Festival, das alle noch bestehenden Bahnen, Museen und Schauanlagen einbindet.

Höhepunkte des Festivals „125 Jahre Schmalspur Dampf Sachsen“ sind fünf mehrtägige Großveranstaltungen in fünf „Schmalspurregionen“:

• vom 29. April bis zum 1. Mai 2006 auf dem „Wilden Robert“ zwischen Oschatz und Mügeln sowie voraussichtlich erstmals zwischen Nebitzschen und Glossen
• vom 7. bis zum 9. Juli 2006 im Lößnitzgrund zwischen Radebeul Ost, Moritzburg und Radeburg
• vom 11. bis zum 13. August 2006 im Zittauer Gebirge mit der Schmalspurbahn Zittau – Kurort Oybin/Bertsdorf – Kurort Jonsdorf und einer Präsentation der Gartenbahn Frey in Seifhennersdorf
• vom 1. bis zum 3. September 2006 auf der Fichtelbergbahn, der Preßnitztalbahn und im Sächsischen Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün
• vom 20. bis zum 22. Oktober 2006 auf der Museumsbahn Schönheide und beim Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen in Schönheide Süd und Carlsfeld Letztere Veranstaltung stellt den größten Höhepunkt des Festivals dar. Mit der feierlichen Enthüllung eines Gedenksteines am 20. Oktober 2006 soll der Eröffnung der ersten sächsischen Schmalspurbahn gedacht werden.

Zum Auftakt des Festjahres lädt der VSSB gemeinsam mit dem Dresdner Verkehrsmuseum am 12. Januar 2006 ins Johanneum ein. (Achtung Terminänderung! Diese Veranstaltung wurde vom 7. Januar auf den 12. Januar verschoben.) Im Verkehrsmuseum eröffnet dann am 12. Januar nach mehreren Fachvorträgen und Reden der Schirmherr des Festivals, Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt, das Jubiläumsjahr. Gleichzeitig findet auch die Verleihung des Claus-Köpcke-Preises 2005 durch den VSSB statt.

Im Rahmen der fünf angeführten Großveranstaltungen ist vorgesehen, verschiedene Gastzüge auf den im Blickfeld stehenden Bahnen einzusetzen. So ist im Gespräch, Ende April leihweise mehrere Fahrzeuge nach Mügeln zu bringen. Details dieser Einsätze sind jedoch noch in Planung. Das Redaktionsbüro „125 Jahre Schmalspur Dampf Sachsen“ hat aber auch angeregt, erstmals nach 1997 wieder einen Museumszug der Preßnitztalbahn auf den Gleisen von Cranzahl nach Oberwiesenthal einzusetzen. Nur eine gemeinsame Vermarktung aller Bahnen, Vereine und Museen wird in Zukunft die Fahrgäste bringen, die alle brauchen, um zu überleben, so Ingo Neidhardt.

Doch nicht nur während der Großveranstaltungen lohnt sich ein Besuch der Schmalspurbahnen – und nicht nur diese machen im Jubeljahr 2006 auf sich aufmerksam. So locken auch die Schmalspurmuseen, Schauanlagen und Vereine mit interessanten Angeboten Gäste an. Führungen gibt es beispielsweise am 8. Juli am Haltepunkt Wilsdruff, am 10. September am Bahnhof Löthain oder am 7. und 8. Oktober im Lokschuppen Oberheinsdorf (Rollbockbahn).

Geführte Bahndammwanderungen werden entlang der Schwarzbachbahn in der Sächsischen Schweiz am 29. April; von Freital-Potschappel nach Kesselsdorf ebenfalls am 29. April; entlang der Linie Lommatzsch – Löthain am 1. Mai sowie von Dohna nach Weesenstein (ebenfalls am 1. Mai) und von Glashütte nach Bärenstein (am 1. Oktober) im Müglitztal angeboten.

Integriert sind jedoch auch die Waldeisenbahn Muskau z. B. mit einer Güterzugveranstaltung am 2. Oktober und das Sächsische Eisenbahnmuseum in Chemnitz-Hilbersdorf, in dem neben 99 566 z. B. eine Sonderausstellung vom 20. Mai bis zum 1. Juli sowie vom 9. September bis zum 22. Oktober an das Schmalspurjubiläum erinnern.

Zwei Diavorträge mit sensationellen Aufnahmen der schmalspurigen Müglitztalbahn am 10. Juni und am 18. November sollten nicht nur die Anwohner in ihren Bann ziehen. Postkutschenfahrten entlang alter Schmalspurbahnen und mehrere Modellbahnausstellungen zählen zu den weiteren Publikumsmagneten des Festivals. Der Festkalender mit allen 125 Veranstaltungen liegt bei den sächsischen Museumsbahnen und Vereinen aus, kann aber auch vom Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e. V., Redaktion 125 Jahre, Am Alten Güterboden 4 k in 01445 Radebeul, angefordert werden. Im Netz gibt es Informationen unter www.schmalspur-dampf-sachsen.de, telefonische Auskünfte erhält man unter der Nummer 0180/22 66 22 66.

André Marks

25.09.2005