Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Jöhstadts KPwg 97-30-06 im Rübenzug in Mügeln zu Gast oder „Die Tonne muss mit“
Am 12. und 13. Oktober 2019 rollte zwischen Nebitzschen und Oschatz ein Rübenzug im Stil der 1960er Jahre. In diesem Fotozug waren vier OO, ein OOw und ein Ow vereinigt. Ziel war es, einen der für die damalige Zeit typischen Rübenzüge zu zeigen.
Historische Grundlage des Fotozuges
Während der herbstlichen Rübenkampagnen transportierte die Deutsche Reichsbahn im Mügelner Netz noch in den 1960er Jahren die Feldfrüchte in „Ganzzügen“ oder Gmp zu den Zuckerfabriken in Döbeln (bis Ende September 1968) und in Oschatz (bis 1970). Bis Ende 1964 kamen in solchen Zügen sowohl zwei- als auch vierachsige offene Güterwagen – teils gemischt, teils „typenrein“ – zum Einsatz. Nach Ausmusterung der letzten im Bestand der Rbd Dresden befindlichen zweiachsigen Schmalspur-O-Wagen zum 9. April 1965 waren die Züge ab der Rübenkampagne 1965 ausschließlich aus vierachsigen Wagen der Gattungen OO und OOw gebildet. Ein zwei- oder ein vierachsiger Gepäckwagen vervollständigte als Zugführerwagen die jeweilige Garnitur. In Summe durfte ein solcher Zug maximal 40 Achsen haben. Er konnte daher z. B. aus neun vierachsigen offenen Güterwagen und einem vierachsigen Zugführerwagen bestehen. Anstatt letzterem konnten alternativ bis 1964 ein zweiachsiger Zugführerwagen und ein zweiachsiger offener Güterwagen genutzt werden. Da sich dadurch das Gewicht für den Zugführerwagen reduzierte und anderseits die Menge der transportierten Zuckerrüben um fünf Tonnen erhöhte, hielt die Rbd Dresden im Mügelner Netz bis in die 1960er Jahre mehrere zweiachsige Zugführerwagen betriebsfähig vor. Bestand ein Zug aus neun vierachsigen Güterwagen mit 15 t Ladegewicht (Gattungszeichen OO) und einem zweiachsigen Güterwagen mit 5 t Ladegewicht (Gattungszeichen Ow), dann durften Zuckerrüben mit einer Gesamtmasse von 140 t transportiert werden. In der Realität waren die Wagen jedoch häufig überladen, so dass mit einem Zug weit mehr als 150 t zur jeweiligen Zuckerfabrik fuhren. Allein zur Oschatzer Zuckerfabrik gelangten während der Kampagne 1960 täglich 1000 t Zuckerrüben. Davon kam 1960 die Hälfte, also täglich 500 t, mit der Schmalspurbahn zu den Bunkern, in Döbeln waren es sogar bis zu 600 t in vier oder fünf täglichen Zuführungen. In den Zuckerfabriken wurden die Rüben mit einem Wasserstrahl aus den Wagen in die Vorratsbunker unter den Entladegleisen gespült. Auf diese Weise wurden die offenen Güterwagen gleich gereinigt. Anschließend fuhren sie in aus bis zu 25 leeren OO, OOw bzw. Ow gebildeten „Ganzzügen“ meist leer zur erneuten Beladung ins Mügelner Land oder zu den Stationen an der Strecke Wilsdruff – Döbeln-Gärtitz (WG-Linie) in der Lommatzscher Pflege. Einige Wagen wurden hingegen mit den in den Fabriken als Abfallprodukt der Zuckergewinnung anfallenden Rübenschnitzeln beladen, welche die Bauern gern als Dünger in den Feldern unterpflügten.
Besondere Gleisführung in Döbeln
In Döbeln war das Zuführen der Rübenzüge mit einer betrieblichen Besonderheit verbunden: Die Lokomotiven mussten die Züge von Döbeln Nord (Bahnhofsname bis Ende Oktober 1933 Großbauchlitz) etwa 300 m auf dem vierschienigen Gleisabschnitt bis auf die Döbelner Muldenbrücke schieben. In diesem Abschnitt befanden sich im rechten Gleis der regelspurigen Strecke Riesa – Chemnitz (RC-Linie) mittig die beiden Schienen der schmalspurigen Strecke Oschatz – Döbeln (OD-Linie). Auf der Muldenbrücke zweigte am Kilometer 24,785 der RC-Linie bzw. 30,32 der OD-Linie das schmalspurige Anschlussgleis zur Werkbahn der 1883 eröffneten Zuckerfabrik ab. Dieses Anschlussgleis kreuzte dazu zunächst die linke Schiene des RC-Richtungsgleises, dann das Regelspurgleis der Gegenrichtung der RC-Linie und führte danach ein Stück parallel zur RC bis zur Wagenübergabestelle (WÜST). Dahinter befand sich die Werkbahn der Zuckerfabrik, in der die Schmalspurwagen anfangs mit Spillanlagen, später auch mit Diesellokomotiven verschoben worden sind. Für die Zuführung der beladenen Güterwagen nutzte die Reichsbahn hauptsächlich die Nachtstunden, um den Betrieb auf der regelspurigen Hauptstrecke so wenig wie möglich zu behindern. Zum 1. Oktober 1968 endete die Zuführung von Zuckerrüben mit der Schmalspurbahn zur Zuckerfabrik in Döbeln, zwei Jahre später auch zur Zuckerfabrik in Oschatz, da inzwischen mehr Traktoren und Lkw zur Anlieferung zur Verfügung standen. Fast alle bis dahin noch betriebsfähig vorgehaltenen offenen Güterwagen wurden danach ausgemustert und verschrottet, die zweiachsigen „Rucksäcke“ fanden nach ihrer Ausmusterung meist eine weitere Verwendung als Lagerschuppen.
Der Rübenzug im Oktober 2019
Etwa 50 Jahre nach Einstellung des Rübenzugbetriebes erneut einen Rübenzug auf die Reise zu schicken, gestaltete sich schwierig. Von den wenigen in Sachsen erhaltenen vierachsigen offenen Schmalspurgüterwagen kamen dafür nur die mit Brettern beplankten Fahrzeuge in Frage. Außerdem sollten möglichst viele der Wagen an den Stirnseiten noch über die markanten Führungen für das Heberleinbremsseil bzw. möglichst über eine funktionsfähige Heberleinbremse verfügen. Dafür war es von Vorteil, dass der in Zittau beheimatete OO 97-23-19 in den vergangenen Monaten ohnehin derartige „Galgen“ zurückerhalten hatte. Letztendlich wurde der Zug aus folgenden offenen Güterwagen gebildet:
- Ow 97-19-67 Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e. V.
- OO 97-21-15 Verkehrsmuseum Dresden (Eigentümer)/Traditionsbahn Radebeul e. V. (Leihnehmer)
- OO 97-23-19 Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (SOEG)
- OOw 97-23-37 IG Weißeritztalbahn e. V.
- OO 97-28-30 Förderverein „Wilder Robert“ e. V.
- OO 97-28-61 Förderverein „Wilder Robert“ e. V.
Um dieses Ereignis auf sächsischen Schmalspurbahnschienen zu krönen, war es nicht nur logisch, sondern sogar zwingend erforderlich, dem Zug den zweiachsigen Zugführerwagen 97-30-06 aus dem Bestand der IG Preßnitztalbahn e. V. beizustellen. Denn einerseits handelt es sich dabei um den einzigen sächsischen Wagen der Gattung KPwg, der aktuell eine Lackierung und Beschriftung im nach 1951 üblichen Reichsbahnschema besitzt, andererseits war er einst im Mügelner Netz beheimatet und diente in Rübenzügen als Zugführerwagen.
Der zweiachsige Zugführerwagen 97-30-06
Die Eigenen Werkstätten der K.Sächs.Sts.E.B. stellten als einen der vier letztgebauten zweiachsigen Gepäck- und Zugführerwagen im Jahr 1908 den Wagen 1433 K mit Einachslenkdrehgestellen und mit einem Oberlichtdachaufsatz fertig. Die Staatsbahnverwaltung führte das Fahrzeug in ihrem bildlichen Bestandsverzeichnis innerhalb der laufenden Nummer 752. Nach einer im Sächsischen Staatsarchiv erhalten gebliebenen Aktennotiz wechselte der Wagen im Mai 1914 für den Einsatz auf dem Abschnitt Meißen – Lommatzsch der WG-Linie von Potschappel nach Meißen. Gemäß Umzeichnungsplan der RBD Dresden von 1927 erhielt der Zweiachser die Nummer „Dresden K 2005“. In der bisher veröffentlichten Literatur einschließlich des 1. Bandes der Buchreihe „Die Wagen der sächsischen Schmalspurbahnen“ von SSB-Medien aus dem Jahr 2012 steht, dass bei diesem und bei einem weiteren Gepäckwagen in den 1930er Jahren das Oberlichtdach jeweils durch ein Tonnendach ersetzt worden ist. Da es dafür jedoch keinerlei schriftliche Belege gibt, wird ein solcher Umbau in der genannten Zeit inzwischen ausgeschlossen. Die bisher publizierte Angabe beruht vermutlich auf einer fehlerhaft kolportierten Erinnerung, welche alle Autoren bisher ungeprüft übernommen haben. Heimatbahnhof des Wagens „2005 Dre“ und des baugleichen „2004 Dre“ war gemäß amtlicher Reichsbahndokumente mindestens ab 1944 Lommatzsch. Im Jahr 1950 teilte die RBD Dresden diesen beiden Zweiachsern die Nummern 7.2005 und 7.2004 zu. Bei der 1951 begonnenen Umzeichnung erhielten sie als Zugführerwagen für Güterzüge die Nummern 97-30-06 und 97-30-07 (ex 7.2004). Als Eisenbahner diese neuen Nummern beim nächsten Raw-Aufenthalt in Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt an die Fahrzeuge anschrieben, wurde parallel ein Betriebsbuch im Format A4 angelegt. Das geschah für beide Zweiachser im Jahr 1953. In einem Feld der in den Betriebsbüchern vorhandenen Tabellen war anzukreuzen, ob gedeckte Reisezugwagen über ein Oberlichtdach verfügen. Bei beiden Zugführerwagen wurde 1953 „Oberlicht ja“ angekreuzt! Beim 97-30-06 haben die Eisenbahner diese Angabe niemals korrigiert, beim 97-30-07 wurde sie später durchgestrichen und „Tonnendach“ angekreuzt. Dieser Umbau fand bei beiden Wagen daher vermutlich Mitte bzw. Ende der 1950er Jahre statt. Die ältesten bisher bekannten Aufnahmen beider Wagen stammen aus dem Herbst 1961 und zeigen sie jeweils mit Tonnendach in ihrem Heimatbahnhof Lommatzsch. Auf den Fotos von Günter Meyer ist beim 97-30-06 ein Tag im Mai 1961 und beim 97-30-07 ein Tag im Juli 1961 als Datum einer zuvor in Döbeln ausgeführten Zwischenuntersuchung lesbar. Die Anschriften an der Stirnwand des KPwg 97-30-06 belegen den August 1959 als Ende der bis dahin letzten Untersuchung des Wagens im Raw Karl-Marx-Stadt. Möglicherweise fand damals – oder bei der vorangegangenen G3-Untersuchung – der Umbau des Daches statt. Schriftliche Angaben liegen dazu bisher nicht vor. Beide aufgrund der besonderen Bauweise ihres Daches von den Eisenbahnern im Mügelner Netz salopp als „Tonne“ bezeichnete Wagen blieben bis zu ihrer Abstellung in Lommatzsch beheimatet.
Die Geschichte mit dem Trompeter …
Der früheste bildliche Einsatzbeleg des KPwg 97-30-06 als Zugführerwagen in einem Güterzug stammt ebenfalls aus der Kamera von Günter Meyer. Am 3. Dezember 1961 erreichte der Tonnendachwagen im N 11161 von Gärtitz kommend den Bahnhof Lommatzsch. Der „Rübenzug“ bestand bei der Ankunft in Lommatzsch nur noch aus der Lok 99 572, dem zweiachsigen beladenen Ow 97-19-44 (lfd. Nr. 778) und dem zweiachsigen Zugführerwagen. Sowohl der 97-30-06 als auch der 97-30-07 erfreuten sich bei den Personalen großer Beliebtheit. Unter Eisenbahnfreunden wurde der 97-30-06 als „Trompeterwagen“ bekannt, gibt es doch von Günter Meyer eine Aufnahme des Zweiachsers mit einem Trompetenspieler in der Schiebetür. In verschiedenen Veröffentlichungen wurde dieser Trompeter als Zugführer Suhr fehlgedeutet. Bei den Gesprächen zwischen Helge Scholz und Dr. Manfred Meyer, dem Sohn von Günter Meyer, für den ersten Band der von der VGB verlegten Buchreihe „Dampf bleibt Dampf“ kam jedoch vor wenigen Jahren heraus, dass auf dem betreffenden Bild kein Eisenbahner, sondern der junge Dr. Manfred Meyer die Trompete spielte, da er seinen Vater an diesem Wochenende bei seinem Dienst im Mügelner Netz begleitet hatte. Näheres dazu gibt es in dem genannten Band. Den derzeit jüngsten bekannten Einsatzbeleg des Zugführerwagens 97-30-06 für die Deutsche Reichsbahn stellen zwei im April 1965 von Rolf Kluge in Döbeln-Gärtitz angefertigte Aufnahmen dar. Zu einem noch nicht bekannten Zeitpunkt wurde dieser Zweiachser danach außer Dienst genommen. Per 31. Januar 1966 verkaufte ihn die Rbd Dresden an den Zugführer Ernst Stein aus Mahlis, übrigens ohne vorangegangene und nachträgliche Ausmusterungsverfügung. Den 97-30-07 musterte die Rbd Dresden per 9. Dezember 1968 aus und verkaufte diesen Tonnendachgepäckwagen am 1. Dezember 1969 nach Wermsdorf, wo sein Kasten eine Nachnutzung als Schuppen erfuhr, ehe dieser vor 1990 abgerissen wurde. Zum Zeitpunkt des Verkaufes vom 97-30-06 an den Zugführer aus Mahlis war der Abschnitt Mügeln – Döbeln der OD-Linie noch befahrbar. Daher gelangte der Zweiachser im Jahr 1966 auf seinen Radsätzen nach Mahlis. Dort diente er zunächst als Umkleideraum am Sportplatz. Dazu stand er bis mindestens 30. September 1972 fast komplett mit seinem Fahrwerk wenige Meter hinter dem noch heute vorhandenen Stationsgebäude am Rand des Sportplatzes. Nach der Betriebseinstellung zwischen Wermsdorf und Nebitzschen gelangte der Wagen in ein Gartengrundstück der LPG in Mahlis. Dort diente er ohne Radsätze fortan als Hühnerstall. Im Jahr 1991 erwarb Volker Anton aus Gräfenhainichen als Mitglied der IG Preßnitztalbahn e. V. den Wagenkasten für 100 DM und transportierte ihn am 18. Juli 1991 nach Verladung durch einen Bagger vom Typ T-157 (im Volksmund als „Hühnerknie“ bezeichnet) auf einem S4000-Lkw nach Jöhstadt. Zwei Jahre später begannen dort die Arbeiten für eine Wiederinbetriebnahme des Wagens, die jedoch bald stockten. Daher wurde der Kasten am 8. Januar 1997 ins ehemalige Raw Chemnitz gebracht und dort mit den Einachsdrehgestellen des zuvor zerlegten zweiachsigen Drehschemelwagens 97-24-20 (ex Werkwagen im Betriebsteil Niederschmiedeberg des VEB dkk Scharfenstein) vervollständigt. Am 12. Mai 1998 kehrte der Zugführerwagen mit neuem Holzaufbau, durchgehender Saugluftleitung und beschriftet im Stil der 1960er Jahre mit Heimatbahnhof Lommatzsch nach Jöhstadt zurück. Seit Pfingsten 1998 zählt er zum Betriebsbestand der Preßnitztalbahn. Erste Gasteinsätze absolvierte der Wagen im Oktober 1998 und 1999 auf der Schmalspurbahn ins Zittauer Gebirge. Außerdem warb er auf verschiedenen Messen und Veranstaltungen bereits mehrfach für die Museumsbahn Steinbach – Jöhstadt, so im Oktober 2002 auf der Messe „modell–hobby–spiel“ in Leipzig.
Der KPwg als Höhepunkt beim Rübenzug
Der Sondereinsatz des 97-30-06 im Oktober 2019 als Zugführerwagen im Rübenzug fand nach den am 4. Oktober 2019 im Preßnitz- und Schwarzwassertal veranstalteten Fotogüterzugfahrten statt. Per Lkw kam der Zweiachser in der Woche vor dem Fotoereignis aus Steinbach zur Döllnitzbahn. Seine funktionsfähige Heberleinbremse mit der Notbremseinrichtung war für den dortigen Fotozug fest eingeplant, denn der Zug wurde an beiden Tagen von der IV K 99 584 mit der Seilzugbremse gebremst! Eine Probefahrt mit den eingangs aufgezählten Wagen verlief am 11. Oktober ohne Beanstandungen. Danach wurden die offenen Güterwagen in Naundorf an der Ladestraße mit Rüben beladen. Am Nachmittag holte sie die Diesellok 199 031-6 nach Mügeln und rangierte auch den bereitstehenden 97-30-06 an den Zug. Dabei handelte es sich übrigens um eine Premiere, denn am 11. Oktober war zum ersten Mal ein dieselgeführter Rübenzug auf sächsischen Schmalspurbahngleisen zu sehen. Während der folgenden beiden Tage ergaben sich bei bestem Fotowetter jede Menge traumhafter Motive. Bei zwei Aktionen rückte der in den Zugverband eingereihte Zugführerwagen ganz besonders in den Fokus der Schmalspurbahnliebhaber. So war es Helge Scholz als Veranstalter ein wichtiger Programmpunkt, den bekannten „Trompeterzug“ nachzustellen. Dazu lieh sich ein Freund bei einem Musiker eine Trompete aus. Das Stationsumfeld von Nebitzschen bot sich an, um die Szene vom 3. Dezember 1961 zwischen Käbschütz und Zöthain so weit wie möglich nachzuempfinden. Wenige Tage nach der Fotoveranstaltung konnte Helge Scholz seinem Freund Dr. Manfred Meyer mit zwei Postern eines Damals-und-Heute-Vergleiches mit diesem besonderen Blick in dessen Kindheit keine größere Freude bereiten. Beim Abschlussbild des ersten Fototages mit dem „Lumpensammler“ von Oschatz nach Mügeln im Schein der untergehenden Sonne war der Tonnendachwagen der unangefochtene Star. Beide Türen geöffnet, erhielt der Sohn von Helge Scholz die „Regieanweisung“, locker im Packwagen zu stehen und in den Feierabend zu fahren … Die in der Wiese liegenden Fotografen genossen davon insgesamt fünf Vorbeifahrten! Allein das bei jeder Durchfahrt gut fünf bis zehn Sekunden anhaltende „Dauerfeuer“ der Auslöser war ergreifend. Motive dieser Fotoaktion sind zum Beispiel im „Dampfbahn-Magazin“ 4/2019 zu sehen.
Schlusswort von Helge Scholz
Als Veranstalter der beiden Fototage mit dem Rübenzug möchte ich mich hiermit noch einmal für die Unterstützung durch die Döllnitzbahn, die SOEG, den Förderverein „Wilder Robert“ e. V., die Traditionsbahn Radebeul e. V., das Verkehrsmuseum Dresden, den Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e. V. und die IG Weißeritztalbahn e. V. bedanken, ganz besonders jedoch bei der IG Preßnitztalbahn e. V., der PRESS und namentlich bei Kay Kreisel für deren Mitwirken und Unterstützung des Projektes „Wenn Sachsen zusammenstehen“, als „Ganzzüge“ gleich welcher Kombination, bleiben Erinnerungen.
Erklärung
Das Wort „Ganzzüge“ ist in diesem Beitrag stets ins Anführungszeichen gesetzt. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass es sich bei diesen Zügen nicht um Ganzzüge gemäß der Definition der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn handelte. Denn offiziell waren Ganzzüge (abgekürzt Gag) fertig gebildet der DR an einer WÜST zu übergeben. Auf den sächsischen Schmalspurbahnen gab es daher per definitionem keine Ganzzüge. Umgangssprachlich werden jedoch Güterzüge, die ausschließlich ein Massengut transportieren – in diesem Fall Zuckerrüben, ebenfalls „Ganzzüge“ genannt. In den Buchfahrplänen der Schmalspurbahnen im Mügelner Netz waren sie jedoch stets als Nahgüterzüge (Abkürzung der DR in der DDR-Zeit: N) enthalten.
Inhaltlich ergänzt von André Marks und Rainer Fischer
11.12.2019