Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im August und September 2020
Man hätte durchaus den Eindruck der Normalität im Betriebsalltag auf der Museumsbahn bekommen können, wenn nicht zahlreiche Hinweisschilder und Fahrgäste, die sich an diese Regeln halten, auf die weiterhin bestehende Pandemiesituation verweisen würden. Den Urlaubs- und Wochenendausflug im Familienkreis nahmen ausweislich der Fahrgaststatistik wieder ebenso viele Gäste für eine Fahrt im Preßnitz- und Schwarzwassertal in Anspruch, wie in den Sommermonaten der vergangenen Jahre – allein die ausbleibenden Reisegruppen verdüstern den Ausblick, denn erst Mitte August trauten sich die ersten Busreiseanbieter wieder, ihre Tagesausflüge in die Region aufzunehmen. Bis zum Ende der Sommersaison Ende Oktober wird sich daran vermutlich auch nicht mehr viel ändern, die Hoffnung auf ein sich verbesserndes Pandemiegeschehen zur Advents- und Weihnachtszeit bleibt bestehen.
Infrastruktur
Am Gebäude „Dürrenberg 120“ laufen die Vorbereitungen zum Abriss des Bauwerkes weiter. Nachdem in den vergangenen Monaten bereits alle Einbauten entfernt wurden, standen kürzlich Erdarbeiten zur Umverlegung des Antennenkabels sowie für einen neuen Hausanschlusskasten an der Grundstücksgrenze zur Medienabtrennung auf dem Arbeitsprogramm. Nach stärkeren Regenfällen Anfang September kam es am Sonnabend, dem 5. September, oberhalb des Haltepunktes Wildbach zum Sturz eines Baumes auf das Gleis und die Fernsprechleitung. Das kurzfristige Beräumen des Baumstammes sicherte den Fahrbetrieb am folgenden Sonntag, nach weiterem Freischnitt erfolgte dann bis Ende September auch die Reparatur des beschädigten Abschnittes der Freileitung. Am 19. September widmeten sich zahlreiche Vereinsmitglieder der Beräumung von Baumaterialplätzen in Schmalzgrube und Schlössel sowie dem Reinigen von Brückenwiderlagern an der Strecke.
Fahrzeuge
Am 14. und 15. September arbeiteten Beschäftigte des Dampflokwerkes Meiningen in Jöhstadt erneut an der I K Nr. 54, das Ziel war die Reparatur des Reglerrohres, welches noch immer Probleme bereitet. Die V10C 199 009-2 ist nach dem Feineinstellen von Kupplung und Getriebe unter Mitwirkung von Experten aus dem Getriebebau Nossen seit dem 4. September wieder betriebsfähig und bereits auch für gelegentliche Charterfahrten auf der Museumsbahnstrecke zum Einsatz gekommen.
In Vorbereitung des Güterzugtages (25. September) erfolgte eine Durchsicht aller zum Einsatz vorgesehenen Schmalspurgüterwagen sowie der in Schmalzgrube stationierten Rollfahrzeuge mit Herstellung der Einsatzfähigkeit und Fristarbeiten. Vom 14. bis zum 23. September weilte die Lok 99 4633 alias 53 Mh der Rügenschen BäderBahn nach ihrer unter Leitung der DRG Dampftechnik Reichelt GmbH in Olbernhau ausgeführten Hauptuntersuchung zu finalen Einstell- und Lastprobefahrten auf der Preßnitztalbahn. Dabei kam sie mehrfach vor extralangen Zügen zum Einsatz, um die Leistungsfähigkeit der Lok zu erproben. Der seit Anfang der 1990er Jahre in Jöhstadt neben dem ehemaligen Kohlenschuppen hinter dem Gepäckwagenkasten 974-352 als Lagerraum genutzte GGw-Kasten 97-13-80 wurde im September entplankt und am 29. September von einem Autodrehkran auf ein Rollfahrzeug gehoben. Der Kasten wird in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle restauriert.
Betrieb
Der nach dem Corona-Hygienekonzept der Betriebsleitung der Preßnitztalbahn seit Betriebsstart am 9. Mai nur an den örtlichen Fahrkartenverkaufsstellen in Jöhstadt und Steinbach (zu Pfingsten auch an weiteren Stationen) durchgeführte Fahrscheinverkauf wurde Anfang September wieder auf den Verkauf durch die Schaffner ausgeweitet. Der Wochenendfahrbetrieb fand nach Fahrplan statt, die Nachtschwärmerfahrten am 1. und 15. August ebenso. Am 5. September wurde ein ungeplanter Höhepunkt auf der Museumsbahn eingeschoben: Nachdem eine Gießerei in Innsbruck die neuen Glocken für die St.-Salvator-Kirche in Jöhstadt produziert hatte, fuhren diese ganztägig auf dem dekorierten HH 97-25-36 in den Regelzügen mit. Am 6. September erfolgte dann die Glockenweihe vor der Kirche, der Satz alter Glocken fand daraufhin beim Fotogüterzugtag als zusätzliches Ladegut Verwendung.
Zum ursprünglich mit einem umfangreichen Festprogramm geplanten Jubiläum „20 Jahre Museumsbahn in Steinbach“ wurden neben den planmäßigen Zügen im Zwei-Stunden-Takt zusätzliche Züge hauptsächlich zwischen Steinbach und Schmalzgrube eingesetzt, so dass etwa zweimal pro Stunde auf diesem Abschnitt Mitfahrten in jede Richtung möglich waren. Vorgesehen war, dafür Fahrzeuge des I K-Zuges mit der entsprechenden Lok zu nutzen. Allerdings wurde am Samstagabend erneut ein Schaden an der I K festgestellt, der nicht sofort behoben werden konnte, so dass am Sonntag 99 542 den Dienst übernahm. Zum Wochenende mit dem Tag des offenen Denkmales fand Zugbetrieb im Zwei-Stunden-Takt statt. Unter Beachtung der Zugangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Hygienemaßnahmen bestand die Möglichkeit zur Besichtigung der Ausstellungs- und Fahrzeughalle. Hier standen die nicht in Betrieb befindlichen Fahrzeuge ausgestellt und es gab Einblicke in die Werkstattarbeit. Rund 160 Gäste nutzten diese Möglichkeit an beiden Tagen zwischen 10 und 17 Uhr. Am Fotogüterzugtag, der ursprünglich bereits im Frühjahr des Jahres geplant war, nahmen am 25. September rund 100 Eisenbahnfreunde teil.
Fahrgaststatistik
- 1./2. August (ursprünglich als Wochenende mit Wildbachfest geplant): 566 Fahrgäste (mit Einsatz Oldtimerbus)
- 8./9. August: 495 Fahrgäste
- 15./16. August: 516 Fahrgäste
- 22./23. August: 567 Fahrgäste
- 29./30. August (20 Jahre Museumbahn in Steinbach): 477 Fahrgäste (mit Einsatz Oldtimerbus)
- 5./6. September (Glockentransport/-weihe): 501 Fahrgäste Hinzu kamen im August und September vier Sonderfahrten mit 84 Teilnehmern.
Außeneinsätze und Marketingaktivitäten
Als Ersatz für die schadhafte I K Nr. 54 stand die IV K 99 542 zur Historik Mobil (4.–6. September) im Zittauer Gebirge im Einsatz und führte dort den Sachsenzug, während die grün lackierte IV K Nr. 145 (99 555) den sächsischen Fotogüterzug übernahm. Ebenfalls als Ersatz für die schadhafte I K Nr. 54 kam die 99 542 am 12. und 13. September vor dem I K-Zug auf der Döllnitzbahn zum Einsatz. Die IV K 99 1568-7 stand im September jeweils sonnabends und sonntags auf der Ybbstalbahn-Bergstrecke in Österreich im Einsatz – siehe Beitrag ab Seite 22. Dazu fuhr sie der PRESS-Tieflader am 24. August in Richtung Kienberg-Gaming ab und holte sie am 29. September nach Jöhstadt zurück. Im Zusammenhang mit Veranstaltungen des Smart Rail Connectivity Campus (SRCC) auf der Bahnstrecke Annaberg-Buchholz Süd – Schwarzenberg (BSg-Linie) fand in Jöhstadt vom 21. bis 25. September die „Digital Rail Summer School“ statt. Auch dazu gibt es einen gesonderten Beitrag in diesem PK – siehe nächste Doppelseite. Aufgrund SARS-CoV2 fanden keine weiteren Eisenbahnfeste, Messen oder Informationsstände statt.
11.10.2020