Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Historische Feldbahn Dresden e. V. – Feldbahnmuseum Herrenleite

In den Sommerferien und im Frühherbst kamen deutlich mehr Besucher zu den regulären Öffnungszeiten in das Feldbahnmuseum Herrenleite als in den Vorjahren. Dies war sicherlich auch Corona-bedingt, verbringen im Jahr 2020 doch mehr Urlauber und Tagestouristen ihre freien Tage in der Sächsischen Schweiz als bisher üblich. Am dritten Augustwochenende staunten die Besucher nicht schlecht, als am Sonnabend vor dem Zug keine Diesel- oder Akkulok, sondern die Krauss-Dampflok 7790 vorgespannt war. Sie kam an diesem Tag aus Anlass des 60. Geburtstages eines langjährigen Vereinsmitgliedes zum Einsatz.

Am Wochenende 3./4. Oktober endete im Feldbahnmuseum die Saison 2020. Die Veranstaltung fand mit geringen Einschränkungen statt, lediglich die Programmpunkte, bei denen üblicherweise großes Gedränge herrscht (z. B. Schmiedevorführungen und Fahrzeugparaden) unterblieben. Nachdem zuvor die ehemalige Anschlussbahn aufwendig vom Bewuchs befreit worden war, wurde auch diese zum Saisonende noch einmal auf knapp 2,5 km Länge bis fast nach Pirna-Mockethal befahren. Über den Sommer wurden im Museumsgelände zwei weitere Abstellgleise verlegt, diesmal am Südende des oberen Bahnhofes. In den nächsten Wochen ist nun geplant, den Fundus an Feldbahnwagen zu sortieren und einerseits zusätzliche Wagen auf das Gleisnetz zu setzen sowie andererseits in der als gleisloses Depot genutzten Baracke Platz zu schaffen. Diskutiert wird aktuell über den Bau der nächsten Gleiserweiterung, die einmal den Gleislagerplatz oberhalb der Werkstatt erschließen wird. In diesen Streckenast soll eine Drehscheibe integriert werden, mit der zukünftig u. a. die Dampflok gedreht werden kann. Da innerhalb des Geländes alle Steigungsstrecken in Richtung Norden orientiert sind und im Tal dagegen genau umgekehrt verlaufen, wird dies notwendig. Als Grundlage für die Drehscheibe übernahm der Verein vom Karosseriefachbetrieb Bernd Reichelt in Pirna den Drehkranz eines 100-t-Autodrehkrans, der nach dortigen Maßstäben verschlissen war. In der Herrenleite zerlegten und reinigten Aktivmitglieder den Drehkranz. Nach der Montage versahen sie ihn testweise mit einem Gleisjoch. Es zeigt sich, dass damit auch die schwerste Lok in der HFD-Sammlung, die V10C, leicht zu drehen ist. In der HFD-Werkstatt starteten in den vergangenen Wochen zwei neue Projekte: Es begann die Befundung der 1991 aus dem Imprägnierwerk Wülknitz übernommenen HFD-Diesellok 57 vom Typ ZL 233 (Jung 1941/9221). Diese Lok diente schon im Imprägnierwerk als Ersatzteilspender, besitzt aber noch ihren originalen 44 PS starken Zweizylinder-Zweitaktdieselmotor. Viele Getriebe- und Fahrwerksteile waren vor 1990 für die beiden Betriebsloks ausgebaut worden, allerdings hatte die HFD 1994/95 auch den Wülknitzer Werkstattbestand und alle vorhandenen Unterlagen erworben. So sind die meisten Teile dieser Jung-Lok zwar stark verschlissen, aber immerhin noch vorhanden.

Das zweite Projekt ist die Dachsanierung am 2016 von Werners Gartenbahn in Löbau erworbenen Heeresfeldbahnwagens. Dieses kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges gebaute Fahrzeug kam im Krieg nicht mehr zum Einsatz, vermutlich nicht einmal mehr zur Auslieferung. Die Reichsbahn nutzte seinen Wagenkasten stattdessen mehrere Jahrzehnte als Lagerschuppen. In den 1980er Jahren kam der Aufbau aus Leipzig nach Löbau und erhielt dort von Manfred Werner aus Drehgestellen der Waldeisenbahn Muskau umgebaute Unterwagen. Teile der Wandbretter sowie des Daches wurden damals erneuert und das Dach mit Dachpappe gedeckt. Nach 30 weiteren Jahren im Freien ist nun eine Komplettsanierung des Wagens notwendig. Vorläufig soll aber erst einmal nur der Dachbereich erneuert werden. Dazu entfernten Vereinsfreunde die Dachpappe sowie morsches Holz, wobei sie Spuren der originalen Dachbedeckung aus Leinen bzw. Segeltuch fanden. Außerdem deuten Details darauf hin, dass die Kästen modular aus vorgefertigten Komponenten zusammengesetzt wurden. Aktuell ist die HFD auf der Suche nach Erfahrungsträgern für die Herstellung einer originalgetreuen Dachhaut. Hinweise nehmen die Vereinsfreunde unter info@feldbahnmuseum-herrenleite.de gern entgegen.
In den Wintermonaten ist das Museum für Besucher geschlossen. Auf Anfrage sind jedoch Besichtigungen vor allem sonnabends möglich, natürlich immer abhängig von den jeweils gültigen Corona-Bestimmungen. Die Vereinsmitglieder sind weiter aktiv, um die laufenden Projekte voranzubringen.
11.10.2020