Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im August und September 2013
Nach dem hochwasserbedingten Rückgang der Fahrgastzahlen an den Juni-Wochenenden stabilisierte sich der Zuspruch ab Juli bis in den September hinein auf gleichem Niveau, wie in den vergangenen Jahren. Das beweist dass nicht nur die Werbung in Form von Faltblättern, Plakaten, Anzeigen und Radiobeiträgen Wirkung zeigt, sondern die Preßnitztalbahn inzwischen für viele Urlauber und Tagesausflügler im Erzgebirge zum Standardbesuchsprogramm gehört.
Den Imbiss am Lokschuppen bewirtschaftet seit Juni das Rathaushotel Jöhstadt – die neuen Angebote werden von den Besuchern gut angenommen. Die IG Preßnitztalbahn e.V. hatte den Imbissstand in den vergangenen Jahren außerhalb großer Veranstaltungen lediglich sporadisch besetzt, da die Aktivmitglieder im Fahrbetrieb unabkömmlich waren. Die reguläre Öffnung des Imbiss’ an jedem Wochenende stellt für den Verein deshalb einen Qualitätsgewinn dar. Das Angebot kommt übrigens auch den am Wochenende Dienst leistenden Eisenbahnern zugute, erhalten sie doch nun regelmäßig ein warmes Mittagessen.
Dass Museumsbahnbesucher aus den Niederlanden (der Heimat der Betreiber des Rathaushotels) nun Informationen über die Schmalspurbahn und Region in ihrer Muttersprache erhalten, dürfte per Mundpropaganda zu einer weiteren Steigerung der Besucherzahlen aus Holland führen.
Arbeiten an der Infrastruktur
Spätestens im Hochsommer, wenn die Natur ihr dichtes „grünes Kleid“ angezogen hat, merken die Aktivmitglieder auf den Zügen, wo die notwendigen Verschnittarbeiten an Bäumen und Sträuchern zuletzt zu zaghaft ausgeführt wurden. Um die notwendigen Sichtverhältnisse vor dem „unteren“ Schmalzgruber Bahnübergang wiederherzustellen, fand dort ein außerplanmäßiger Baumverschnitt statt.
In diesem Zusammenhang wurden auch weitere notwendige Freischnittmaßnahmen an der Strecke lokalisiert, die nun im Oktober und November ausgeführt werden sollen. Die Vegetationskontrolle entlang der Hauptgleise der gesamten Strecke fand im September statt.
Die Arbeiten am Aufenthalts- und Arbeitsraum-Wagenkasten im Bahnhof Schlössel, der – wie bereits berichtet – nun über einen separaten Dienstraum verfügt, sind mit der elektrischen Installation und der Ausstattung mit einem Werkstattofen fortgesetzt worden.
Über die seit dem 7. Oktober mit einer Streckenunterbrechung an der Ausstellungs- und Fahrzeughalle laufenden Baumaßnahme zur Erneuerung der Eisenbahn- und Straßenbrücke über das Schwarzwasser wird in einem separaten Beitrag in dieser Ausgabe berichtet. Für diese Baumaßnahme mussten verschiedene aufwändige Vorbereitungsarbeiten ausgeführt werden. Um die notwendige Baufreiheit zu schaffen, wurde die in diesem Bereich befindliche Streckenfernsprechleitung zurückgebaut. Die der Versorgung und Medienanbindung der Lagerhalle dienenden, an der Straßenbrücke befindlichen Leitungsführungen mussten ebenfalls abgebaut und weiträumig behelfsmäßig neu installiert werden, um die Arbeitsfähigkeit der Werkstatt in diesem Zeitraum nicht zu gefährden. Für die Versorgung der Baustelle mit Baustrom und Wasser wurden in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle die notwendigen Vorinstallationen angebracht, an welchen die Baufirma ihre weiteren Verteiler anstecken kann.
Fahrzeuge
Nach Beendigung der Reparatur- und Wartungsarbeiten sowie der abschließenden Prüfungen und Tests stand die I K Nr. 54 am 10. und 11. August erstmals für öffentliche Fahrten auf der Preßnitztalbahn wieder unter Dampf. Diese dienten gleichzeitig auch einem umfangreichen Belastungstest für die Lok, wird sie doch nach den verschiedenen Auswärtsterminen frühestens Ende des Jahres wieder zurück in die Heimatbasis bei der Preßnitztalbahn kommen.
Bereits am 15. August erfolgte die Überführung zum Terrassenufer in Dresden. Hier wurde sie im Rahmen des Dresdner Stadtfestes und des 15. DAMPFSCHIFF-FESTES am gemeinsamen Stand der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen sowie der IG Preßnitztalbahn e.V. präsentiert und von unzähligen Besuchern fotografiert sowie gefilmt. Unmittelbar am Montag darauf erfolgte die Verlegung nach Radebeul Ost, wo man ihr für die kommenden Wochen Quartier gewährte.
Hier hatte sie zunächst am 3. September einen Einsatz für den Sächsischen Landtag und war dann zwei Wochen später auch zum Schmalspurbahnfestival vom 13. bis 15. September auf der Lößnitzgrundbahn zu erleben. Neben einigen Streckeneinsätzen hatte sie vorrangig in Radebeul Ost Dienst für Führerstandsmitfahrten.
Vom 19. bis 23. Oktober ist der erste Einsatz auf der Weißeritztalbahn geplant. Hier wird sie auch noch bleiben, bis die Rückkehr ins Winterquartier bei der Preßnitztalbahn möglich ist.
Am Schwellenwechsler SVP-74 (Nfz III) wurden bereits in den Sommermonaten schrittweise mit verschiedenen Aktivitäten an der Hydraulikanlage Vorleistungen für die intensive Hauptinstandsetzung während der Streckenunterbrechung begonnen. Nach der Überführung nach Jöhstadt erfolgen eine umfangreiche Reinigung, die Demontage und Ausbesserung verschiedener Baugruppen sowie unter Nutzung des bestehenden Ersatzteilbestandes die funktionelle Wiederherstellung des Nutzfahrzeuges.
Im Werkstattbereich in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle wurden die Arbeiten am Rügener Zweiachser 971-216 mit dem Aufsetzen des teilweise erneuerten Wagenkastens auf das Untergestell fortgesetzt. Danach standen Anpassungsarbeiten an hölzernen Einbauteilen, das Decken des Daches, die Anpassung der Blechverkleidung mit Neuanfertigung der Fenster sowie der Anbau von Bremsteilen am Untergestell auf dem Arbeitsprogramm. Bis zum Jahresende sollen die Arbeiten an dem Fahrzeug abgeschlossen werden, um den Platz entsprechend der Werkstattplanung für die nächsten Projekte zur Verfügung zu haben.
Die Arbeiten zur Hauptuntersuchung an der IV K 99 1590-1, die in diesem Jahr nominell den 100. Jahrestag ihrer Indienststellung feiern könnte, gehen planmäßig voran. Die Arbeitsgruppe um Torsten Seipt und Sören Beck organisiert eigenverantwortlich die möglichen Arbeitsumfänge an der Vielzahl von Komponenten und Baugruppen, insbesondere der Armaturen und Bremsbauteile, in der Werkstatt. Währenddessen kehrte Anfang September mit dem Kessel die erste Großbaugruppe nach Abschluss der Kesseluntersuchung und -erneuerung nach Jöhstadt zurück. Auch die beiden Drehgestelle der Lok mit Dampfmaschinen und den Steuerungs- und Triebwerkskomponenten sind bis Anfang Oktober im Dampflokwerk aufgearbeitet worden und inzwischen ebenfalls wieder in Jöhstadt. Damit kann in den kommenden Wochen an dem in der Fahrzeughalle aufgearbeiteten Rahmen der Lok schrittweise der Zusammenbau beginnen.
Insbesondere in Vorbereitung der diesjährigen Güterzug-Foto- und Filmveranstaltung am 4. Oktober wurden alle für den Einsatz vorgesehenen Fahrzeuge einer umfangreichen Untersuchung der Einsatzfähigkeit, insbesondere der Bremsanlage und des Fahrzeugzustandes, unterzogen. Bei einigen Wagen erfolgten daraufhin umgehend kleinere Reparaturen und Ausbesserungen.
Am gedeckten Güterwagen GGw 97-13-47 wurde dazu eine etwas umfangreichere Auffrischung des Anstrichs sowie die Erneuerung der Beschriftung von Mitte August bis Anfang September vorgenommen.
Der Aussichtswagen 970-465 weilte auch in diesem Jahr wieder im August und September zum Gasteinsatz auf der Insel Rügen und transportierte dort unzählige Reisende „oben ohne“ durch die Landschaft. Am 2. Oktober kehrte er nach Jöhstadt zurück und war auch zum HerbstDampf-Wochenende zur Freude zahlreicher Reisender an der herbstlichen Landschaft in verschiedenen Zügen eingestellt.
Nachdem sie zuletzt Pause im Betriebsdienst hatte, ist die Gastlok Aquarius C. zum HerbstDampf-Wochenende wieder zu Einsatzehren gekommen und wird auch im Oktober den Wochenendfahrbetrieb zwischen Steinbach und Schlössel bestreiten.
Fahrbetrieb
Die Monate August und September waren durch einen sehr abwechslungsreichen Fahrbetrieb geprägt, besonders die verschiedenen Thementage zogen zusätzliche Fahrgäste an.
Der am 18. August durch den Kulturbetrieb des Erzgebirgskreises, die Villa Baldauf in Marienberg, organisierte 3. Erzgebirgische Liedertag mit zahlreichen Musikern und Gruppen an verschiedenen Stellen im Preßnitz- und Schwarzwassertal überraschte Veranstalter, Gastronomen, Besucher und auch die Preßnitztalbahn mit einem unvorhergesehenen Zuspruch an Gästen.
Der bereits zuvor eingelegte „kleine Zweizugbetrieb“ mit einem Diesellokzug im Ergänzungstakt zum Dampfzug erwies sich mehrmals am Tag wegen des großen Andranges als grenzwertig. Bei zahlreichen Gastronomen im Tal ging bereits frühzeitig nach dem Mittag der Vorrat aus und die Besucher nutzten das schöne Wetter zu vielfältigen Kombinationen aus Wandern, Rad- und Bahnfahren.
Am 7. September, dem Tag des offenen Denkmals, machte die „Historic Rallye Erzgebirge“ in Jöhstadt am Bahnhof Station – für die rund 50 Fahrzeugbesatzungen der historischen Automobile wurde zur Mittagszeit ein Sonderpendelverkehr zur Fahrzeughalle und der dortigen Mittagsverköstigung angeboten. In dieser Zeit hatten die Besucher und Fahrgäste der Museumsbahn die Gelegenheit, Fotos von Oldtimern auf Straße und Schiene zu machen.
Der planmäßige Ein-Zug-Verkehr am 28. September wurde durch eine privat bestellte und durch Komparsen und verschiedene Straßenfahrzeuge ergänzte Güterzugveranstaltung bereichert.
Während die sauber geputzte 99 542 den Personenzug zog und beim Aufenthalt in Steinbach gelegentlich ins Güterzug-Fotografierprogramm einbezogen wurde, bildete die zusätzlich „gealterte“ 99 568 nicht nur ein farbliches Kontrastprogramm. Rund 30 Fotografen und Filmer teilten sich in die Veranstaltungskosten und bekamen dafür von 6 Uhr bis Mitternacht Dampfbetrieb pur geboten.
Am 4. Oktober nahmen rund 160 Teilnehmer an der Veranstaltung der IG Preßnitztalbahn e.V. „Güterverkehr wie in den 60er Jahren“ zwischen Steinbach und Jöhstadt teil. Bei besten Wetterbedingungen und anspruchsvollem Fahrplan zwischen 6.45 und 19 Uhr mit anschließender Nachtfotoparade am Lokschuppen sowie sehr abwechslungsreichen Zuggarnituren kamen alle Foto- und Videofreunde auf ihre Kosten.
Extra für die Veranstaltung wurden zwei Gastfahrzeuge zur Preßnitztalbahn geholt. Neben dem Klappdeckelwagen KKw 97-27-18 des Fördervereins „Wilder Robert“ e.V., der nach fast 22 Jahren erstmals wieder mit seinem langjährigen Kollegen 97-27-19 der IG Preßnitztalbahn e.V. zusammen traf und an dem noch die Kupplung sowie die Bremsleitung ergänzt werden mussten, kam der vierachsige Rungenwagen (Gattung HH) 97-25-51 der IG Weißeritztalbahn e.V. ins Erzgebirge. Letzterer wurde gemeinsam mit dem Jöhstädter HH 97-25-36 nach Absprache mit einem örtlichen Forstunternehmer für die Güterzüge mit Stammholz beladen. Der Verein dankt dem zuständigen Revierförster und dem Holztransporteur Bach aus Thum für ihre Unterstützung. Der Dank der Teilnehmer und die bisher im Internet veröffentlichten Aufnahmen sind der beste Beweis dafür, dass sich der Aufwand gelohnt hat.
Den Abendabschluss bildete für die Güterzugfotografen ein Filmvortrag von Ton Pruissen, der wieder einmal den Weg zur Preßnitztalbahn angetreten hatte.
Am 5. Oktober hatte der Vorstand der IG Preßnitztalbahn e.V. die Vereinsmitglieder zur Abendveranstaltung in die Ausstellungs- und Fahrzeughalle geladen. Knapp 140 Mitglieder, Angehörige und Gäste nutzten die Gelegenheit, nicht nur 25 Jahre Vereinsgeschichte Revue passieren zu lassen und sich über die nächsten Projekte und Vorhaben zu informieren, sondern auch, um nach den anstrengenden Wochen wieder einmal gesellig beisammensitzen zu können.
Im September und Anfang Oktober häufen sich jedes Jahr die Auswärtspräsentationen der Preßnitztalbahn bei verschiedenen Veranstaltungen. Nach dem Informationsstand am Dresdner Terrassenufer neben der I K Nr. 54 waren Anfang September wieder gleichzeitig der „Tag der Sachsen“ mit Lok 99 542 auf dem Tieflader und dem „Bahnhofszelt“ sowie die Meininger Dampfloktage mit Informationsstand und Führerstandsmitfahrten auf der VI K 99 1715-4 zu besetzen.
Auch die Messe „modell-hobby-spiel“ am ersten Oktoberwochenende gehört inzwischen zum Standardrepertoire der IG Preßnitztalbahn e.V. Hier wurde die Museumsbahn mit dem „Schmalzgrube“-Zelt am Gemeinschaftsstand der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen präsentiert.
Dies war seit der „Indienststellung“ im September 2009 übrigens der 20. Einsatz dieses ungewöhnlichen Blickfanges, dessen Anschaffung sich trotz hoher Kaufsumme bisher gelohnt hat.
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18.10.2013