Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
125 Jahre Schmalspurbahnen im Harz
![Triebwagen T 42 (ex VT 137 532 der DR) des Deutschen Eisenbahn-Vereins aus Bruchhausen-Vilsen und HSB-Triebwagen 187 012 begegnen sich am 1. Juli 2012 zur Kreuzung im Bahnhof Mägdesprung, dem ersten Endpunkt der Selketalbahn im Jahr 1887. Der Güterschuppen-Anbau am Stationsgebäude fiel wenige Wochen später dem Abrißbagger zum Opfer. | 01.08.2012 | Foto: Thomas Zaplinski Triebwagen T 42 (ex VT 137 532 der DR) des Deutschen Eisenbahn-Vereins aus Bruchhausen-Vilsen und HSB-Triebwagen 187 012 begegnen sich am 1. Juli 2012 zur Kreuzung im Bahnhof Mägdesprung, dem ersten Endpunkt der Selketalbahn im Jahr 1887. Der Güterschuppen-Anbau am Stationsgebäude fiel wenige Wochen später dem Abrißbagger zum Opfer.](/site/assets/files/22688/2012-08-01_tza-dsck_1618_a12810.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-08-01_tza-dsck_1618_a12810.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-08-01_tza-dsck_1618_a12810.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-08-01_tza-dsck_1618_a12810.2000x0.webp 5006w)
Das gesamte Jahr 2012 stand bei der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) unter dem Jubiläumsmotto. Nachdem bereits im April und Anfang Juni mit großen Bahnhofsfesten in Nordhausen und Wernigerode erste Höhepunkte im Festjahr geboten wurden, stand im August die Selketalbahn und ihr ursprünglicher Ausgangspunkt Gernrode im besonderen Blick.
![Einsatz eines fotogerechten Rollbock-Zuges mit 99 6101 in Wernigerode-Hasserode am 9. Juni. | 09.06.2012 | Foto: Thomas Zaplinski Einsatz eines fotogerechten Rollbock-Zuges mit 99 6101 in Wernigerode-Hasserode am 9. Juni.](/site/assets/files/22688/2012-06-09_tza-dsck_1403_a12810.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-06-09_tza-dsck_1403_a12810.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-06-09_tza-dsck_1403_a12810.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-06-09_tza-dsck_1403_a12810.2000x0.webp 5006w)
Am 7. August 1887 wurde die Strecke zwischen Gernrode und dem Bahnhof Mägdesprung durch die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE) nach einer Bauzeit von nicht einmal einem Jahr eröffnet. Mit ihr kam die Schmalspurbahn in den Harz und in den folgenden zwölf Jahren entstand so ein regelrechtes Netz, das den Ostharz mit der Selketalbahn über den Bahnhof Eisfelder Talmühle mit der Nord-Süd-Querung des Harzes von Wernigerode bis Nordhausen verband und über die Südharz-Eisenbahn einen weiteren Anschluß bis in den Oberharz herstellte. Heute umfaßt das von der Harzer Schmalspurbahnen GmbH betriebene Streckennetz rund 140 Kilometer, womit sie nicht nur auf die Spurweite von 1000 mm bezogen zu Recht den Slogan „Die Größte unter den Kleinen“ nutzt.
![99 7245-6 mit Planzug am 17. August 2012 in der Nähe der Station Netzkater. | 17.08.2012 | Foto: Thomas Zaplinski 99 7245-6 mit Planzug am 17. August 2012 in der Nähe der Station Netzkater.](/site/assets/files/22688/2012-08-17_tza-dsck_1709_a12811.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-08-17_tza-dsck_1709_a12811.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-08-17_tza-dsck_1709_a12811.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-08-17_tza-dsck_1709_a12811.2000x0.webp 5006w)
![Die beiden Gasttriebwagen T 42 von der Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen – Asendorf und T 102 der Selfkantbahn am 6. Juli vor dem Lokschuppen Nordhausen. | 06.07.2012 | Foto: Thomas Zaplinski Die beiden Gasttriebwagen T 42 von der Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen – Asendorf und T 102 der Selfkantbahn am 6. Juli vor dem Lokschuppen Nordhausen.](/site/assets/files/22688/2012-07-06_tza-dsck_1742_a12811.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-07-06_tza-dsck_1742_a12811.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-07-06_tza-dsck_1742_a12811.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-07-06_tza-dsck_1742_a12811.2000x0.webp 5006w)
Die verschiedenen Jubiläen des Jahres, die der Einweihung von Streckenabschnitten im Netz galten, wurden neben den Bahnhofsfesten mit zahlreichen Sonderzugfahrten begangen, wozu in bisher nicht dagewesenem Umfang Gastfahrzeuge von anderen 1000-mm-Schmalspurbahnen in den Harz kamen. Am 18. August stand zum Abschluß des Festreigens bei bestem Sommerwetter das Bahnhofsfest im Bahnhof Gernrode auf dem Programm. Mehr als 10 000 Gäste ließen es sich nicht nehmen, dem ursprünglichen Ausgangspunkt der Entwicklung der Schmalspurbahnen im Harz einen Besuch abzustatten. Seit der Einstellung des Regelspurbetriebes am 31. Januar 2004 liegt der regelspurige Bahnhofsteil brach, während der schmalspurige Teil zu einem Durchgangsbahnhof für die Streckenverlängerung nach Quedlinburg umgebaut wurde, die am 4. März 2006 in Betrieb genommen werden konnte. Dadurch ergaben sich für einen umfangreichen Betrieb zum Bahnhofsfest natürlich viel mehr Möglichkeiten, um die insgesamt 38 zusätzlichen Fahrten mit HSB-eigenen oder Gastfahrzeugen durchzuführen. Selbstverständlich geht ein derartiges Fest nicht ohne begleitendes Kulturprogramm und kulinarische Angebote einher, doch boten die zahlreichen eisenbahnspezifischen Highlights genügend Attraktionswert, von einem zünftigen Eisenbahnfest sprechen zu können, zumal die Bahnanlagen des Bahnhofes Gernrode dafür schon eine ganze Menge zu bieten haben.
![Der Bahnhof Mägdesprung, vor 125 Jahren eröffnet, fristet seit einigen Jahren einen Dornröschenschlaf und wartet auf neue Belebung, nachdem auch die Gaststätte geschlossen wurde. Der seitliche Anbau wurde im September 2012 abgebrochen, da er einsturzgefährdet war. | 08.03.2012 | Foto: Jörg Müller Der Bahnhof Mägdesprung, vor 125 Jahren eröffnet, fristet seit einigen Jahren einen Dornröschenschlaf und wartet auf neue Belebung, nachdem auch die Gaststätte geschlossen wurde. Der seitliche Anbau wurde im September 2012 abgebrochen, da er einsturzgefährdet war.](/site/assets/files/22688/2012-03-08_627-lt15dsc_0164_a12812.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-03-08_627-lt15dsc_0164_a12812.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-03-08_627-lt15dsc_0164_a12812.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-03-08_627-lt15dsc_0164_a12812.2000x0.webp 5006w)
Die HSB wollte natürlich mit dem Fest nicht zuletzt auch wieder einmal den Blick auf die Selketalbahn richten, ist sie doch gegenwärtig der einnahmenschwächste Teil des Streckennetzes. Die mit der Verlängerung der Selketalbahn in die Weltkulturerbestadt Quedlinburg verbundenen Hoffnungen auf eine kontinuierliche Steigerung der Fahrgastzahlen haben sich nicht erfüllt. Der Harzkenner weiß die urtümlichen Schönheiten des Selketales und seiner Nebentäler sehr zu schätzen, jedoch hat sich die Region seit der politischen Wende vor 22 Jahren eher von einem Zugpferd des Tourismus in der DDR zum Geheimtip entwickelt, worunter nicht zuletzt die Selketalbahn leidet. Fährt man zwischen Stiege und Mägdesprung mit aufmerksamem Blick die Strecke entlang, erkennt man den Niedergang der einstigen Industrieanlagen und vieler touristischer Einrichtungen. Auch die Anlagen der Selketalbahn haben unter den wirtschaftlichen Gegebenheiten zu leiden, der Verfall an vielen einst attraktiven Gebäuden ist nur noch mit großem Aufwand zu stoppen. Dabei sei aber positiv festgestellt, daß das bekannte Stationsgebäude in Alexisbad eine umfassende schrittweise Restaurierung erhält und nach mehrjähriger nutzungsfreier Zeit inzwischen auch wieder am Wochenende zeitweilig mit HSB-Personal besetzt wird, was für die Erhaltung der Anlagen nur förderlich sein kann. Nur noch mit einer radikalen Maßnahme wie dem Abriß war jedoch am zeitweiligen Endbahnhof Mägdesprung dem Verfall des Güterschuppens Herr zu werden. Dieses Ensemble hatte bereits 125 Jahre Bestand gehabt.
![Am Bahnhof Alexisbad gibt es sichtbare Zeichen von Erhaltungsmaßnahmen – neue Dacheindeckung und teilweise neue Fenster im Erdgeschoß. Jedoch gibt die abblätternde Farbe an der Holzverkleidung dem Gebäude eher einen verwahrlosten Eindruck. | 09.03.2012 | Foto: Jörg Müller Am Bahnhof Alexisbad gibt es sichtbare Zeichen von Erhaltungsmaßnahmen – neue Dacheindeckung und teilweise neue Fenster im Erdgeschoß. Jedoch gibt die abblätternde Farbe an der Holzverkleidung dem Gebäude eher einen verwahrlosten Eindruck.](/site/assets/files/22688/2012-03-09_627-lt15dsc_0184_a12812.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-03-09_627-lt15dsc_0184_a12812.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-03-09_627-lt15dsc_0184_a12812.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-03-09_627-lt15dsc_0184_a12812.2000x0.webp 5006w)
Nicht zuletzt sorgen aber auch hausgemachte Probleme wie der sommerliche Schienenersatzverkehr auf der Selketalbahn wegen Triebfahrzeugmangels für eine schleichende Verschlechterung der Attraktivität. Hier ist nur zu hoffen, daß nach dem geplanten Modernisierungsprogramm für die Triebwagenflotte wieder Stabilität für das Zugangebot entlang der Selke entsteht.
![Auch der Triebwagen T 102 der Selfkantbahn stand im Verlauf des Jahres an mehreren Wochenenden zuverlässig für den planmäßigen Zugverkehr im Einsatz. Hier ist er unweit der Station Netzkater am 7. Juli unterwegs. | 07.07.2012 | Foto: Thomas Zaplinski Auch der Triebwagen T 102 der Selfkantbahn stand im Verlauf des Jahres an mehreren Wochenenden zuverlässig für den planmäßigen Zugverkehr im Einsatz. Hier ist er unweit der Station Netzkater am 7. Juli unterwegs.](/site/assets/files/22688/2012-07-07_tza-dsck_1255_a12813.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-07-07_tza-dsck_1255_a12813.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-07-07_tza-dsck_1255_a12813.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-07-07_tza-dsck_1255_a12813.2000x0.webp 5006w)
Am Festtag im August kamen zwischen Quedlinburg und Alexisbad neben den historischen HSB-Dampfloks und -Triebwagen auch erstmals alle drei im Rahmen des Jubiläumsjahres im Harz weilenden Gastfahrzeuge anderer Schmalspurbahnen gemeinsam zum Einsatz. Die Dampflok Nr. 105 (Baujahr 1918) der Museumsbahn Blonay – Chamby aus der Schweiz, der Selfkantbahn-Triebwagen T 102 (Baujahr 1950) der Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e.V. aus Schierwaldenrath sowie der Triebwagen T 42 (Baujahr 1939) des Deutschen Eisenbahn-Verein e.V. aus Bruchhausen-Vilsen waren besonders begehrte Fotomotive an der Strecke. Die Fotostandorte im Selketal waren dabei genauso dicht umlagert wie die Möglichkeit, einmal auf einem der Gastfahrzeuge mit dabei zu sein.
![Die Gastlok Nr. 105, baugleich mit der HSB-Mallet 99 5906, war vor Sonderzügen, aber auch als Vorspannlok vor planmäßigen Leistungen auf dem Streckennetz im Harz zu erleben.
Hier beim Wassernehmen im Bahnhof Eisfelder Talmühle am 29. Juli. | 29.07.2012 | Foto: Thomas Zaplinski Die Gastlok Nr. 105, baugleich mit der HSB-Mallet 99 5906, war vor Sonderzügen, aber auch als Vorspannlok vor planmäßigen Leistungen auf dem Streckennetz im Harz zu erleben.
Hier beim Wassernehmen im Bahnhof Eisfelder Talmühle am 29. Juli.](/site/assets/files/22688/2012-07-29_tza-dsck_1412_a12813.480x0.webp 480w, /site/assets/files/22688/2012-07-29_tza-dsck_1412_a12813.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/22688/2012-07-29_tza-dsck_1412_a12813.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/22688/2012-07-29_tza-dsck_1412_a12813.2000x0.webp 5006w)
Auf den anderen Streckenabschnitten im Harz waren die Gäste in den vorangegangenen Monaten bereits vielfach vor Sonderzügen im Einsatz gewesen, zeitweilig halfen die Triebwagen T 102 und T 42 sogar im Regeldienst aus, da durch zahlreiche Ausfälle in der eigenen Triebwagenflotte der HSB Engpässe bestanden und noch immer bestehen. Für Eisenbahnfreunde waren im Festjahr aber auch Foto-Güterzüge unterwegs, für die extra einige Rollböcke aufgearbeitet wurden.
Insgesamt können alle Eisenbahnfreunde mit dem das Engagement der HSB im Jubiläumsjahr sehr zufrieden sein. Dank einer sehr guten Zusammenarbeit mit den Vereinen, welche die Gastfahrzeuge zur Verfügung stellten, sowie vor Ort präsentierten sich die Harzer Schmalspurbahnen von ihrer besten Seite – und um ihre Schwachstellen und Probleme wissen die Verantwortlichen nur zu gut selbst Bescheid.
08.10.2012