Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im Februar und März 2020
Es ist ein aus Sicht von Anfang April – zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe – geradezu befremdlich anmutender Spagat zwischen dem letzten meteorologischen Winter- und dem ersten Frühlingsmonat. Einerseits machte das Wetter so ziemlich genau da weiter, wie wir es zuvor konstatieren mussten – weitgehend ohne Schnee, während sich dann der März doch gelegentlich weiß kleidete. Der 10. März markierte in Sachsen die Zeitenwende mit „Corona“, da in einem ersten Erlass der Staatsregierung Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen untersagt wurden. Das Wochenende 14./15. März war dann nach einem Monat Betriebspause das erste Wochenende mit Dampfbetrieb auf der Museumsbahn und zeigte bereits einen erheblich geringeren Zuspruch an Fahrgästen, da durch eine dynamisierte Pandemielage die Verunsicherung über einen derartigen Ausflug bereits präsent war. Inzwischen haben die Regeln des Abstandhaltens, der Desinfektionsanforderungen, aber auch der Umsetzung von neuen Anforderungen an die Kinderbetreuung nach Schließung der Schulen und Tagesstätten zu überarbeiteten Abläufen im Betrieb der Geschäftsstelle sowie der Werkstatt geführt. Alle vom Bund bzw. den Arbeitsagenturen geförderten Beschäftigungsmaßnahmen (Wiedereingliederungsmaßnahmen und sogenannte 1,50-Euro-Jobs) wurden als Vorsichtsmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit (zunächst bis 20. April 2020) ausgesetzt und die Mitarbeiter heimgeschickt, womit auch die bei der Preßnitztalbahn über derartige Maßnahmen geförderten Beschäftigten abgezogen wurden.
Fahrbetrieb & Statistik
Im Februar und März fanden an insgesamt vier Wochenenden reguläre Fahrtage der Museumsbahn statt: • 1./2. Februar „Winterdampf“ mit 473 Fahrgästen und Einsatz von 99 1590-1 • 8./9. Februar „Winterdampf“ mit 707 Fahrgästen und Einsatz von 99 1590-1 • 15./16. Februar „Winterdampf“ mit 726 Fahrgästen und Einsatz von 99 1568-7 • 14./15. März „VI K-Tag“ mit 201 Fahrgästen und dem ersten Einsatz von 99 1715-4 nach Kesseluntersuchung Darüber hinaus wurden mit drei Dieselsonderfahrten insgesamt 84 Fahrgäste sowoe bei einer Dampfsonderfahrt noch einmal 20 Personen zwischen Jöhstadt und Steinbach auf der Preßnitztalbahn befördert.
Infrastruktur
In den letzten Februar- und ersten Märztagen wurde auf dem als Wander- und Radweg genutzten Bahndamm zwischen Oberschaar und Oberschmiedeberg ein intensiver Grünschnitt vorgenommen, wodurch nun wieder die gesamte Breite des Weges nutzbar ist und alte Sichtachsen freigeworden sind.
Direkt an der Ausfahrt aus dem Bahnhof Jöhstadt gegenüber dem Lokschuppen ist nach ausbleibender Nutzung das Pachtverhältnis eines Gartens beendet und die Fläche beräumt worden. Auch oberhalb des Heizhauses sind weitere frühere Kleingärten seit einiger Zeit ohne Nutzung, so dass auch diese Flächen demnächst noch beräumt werden sollen. Zwar blieben die sonst eher typischen Winterdienstaufgaben in den vergangenen Monaten aus, dennoch waren in den vergangenen Wochen gelegentliche Ausbesserungsarbeiten an den Oberflächen der Bahnsteige und Zuwegungen mit Schlacke erforderlich. Für die Bestückung der Bahnsteige wurden zahlreiche Müllkörbe und Bänke einer Reparatur und farblichen Auffrischung unterzogen. Bei einer turnusmäßigen Streckenbegehung von Bauleitung und Vorstandsmitgliedern am 14. März wurde der Zustand der Infrastruktur zwischen Steinbach und Jöhstadt überprüft und die notwendigen Arbeiten für die Kurz- und Mittelfristplanung erfasst. Am 15. März fanden Reparatur- und Unterhaltungsarbeiten an verschiedenen Abschnitten der Streckenfernsprechleitung statt.
Fahrzeuge
Die Untersuchungen an den Kesseln und Fahrwerken der IV K 99 1542-2 und der VI K 99 1715-4 kamen nach intensiver Arbeit in der Werkstatt der Museumsbahn unter persönlichem Einsatz einiger Mitarbeiter und Mitglieder bis zum 9. März zum Abschluss. Nachdem der Kesselsachverständige nach der Begutachtung seine Zustimmung zu einem weiteren Betriebseinsatz der Loks gegeben hatte, erfolgte der finale Zusammenbau. Pünktlich zum „VI K-Fahrtag“ Mitte März stand die im Eigentum der GbR 99 715 befindliche Maschine damit doch zur Verfügung, nachdem zuvor die Sorge bestand, mit einer Lokomotive einer anderen Gattung den spezifischen Thementag bestreiten zu müssen. Die IV K 99 1568-7wird in der Jöhstädter Werkstatt derzeit auf ihre Kesselfristverlängerung vorbereitet. Fällige Nacharbeiten im Zusammenhang mit Gewährleistungsverpflichtungen des Dampflokwerkes Meiningen, die für Ende März geplant waren, sind bedingt durch die Reisebeschränkungen des DB-Unternehmens auf Ende April verschoben. Am Wagenpark laufen die planmäßigen Arbeiten an verschiedenen Personen- und Güterwagen weiter, um den Erhaltungszustand für die Museumszüge weiterhin aufrechtzuerhalten. Die langwierigen Bemühungen um eine einsatzfähige, kontinuierliche und unabhängige Stromversorgung des Buffetwagens 970-458 sind um eine Episode reicher, nachdem das (Not-)Stromaggregat zur Reparatur beim Hersteller an diesen zurückgesandt wurde. Fortschritte gibt es beim Neuaufbau des Reisezugwagens 970-495 zu verzeichnen. So sind nun die Innenwände gestrichen, der Fußbodenbelag eingeklebt, die Heizungsinstallation abgeschlossen, die Fliesen in der Toilette verlegt, die Gepäcknetze über den Sitzen eingebaut sowie die Außenbleche angepasst und angebaut. In der Lackierwerkstatt erhält der Wagenkasten nun außen seinen farblichen Endzustand.
Am Gepäckwagen 974-331 erfolgten das Anschleifen des Rahmens sowie das Herstellen des Bühnenabschlusses als Vorbereitung auf die erforderlichen Lackierungsarbeiten. Am Kasten des zweiachsigen Regelspurwagens 15678 aus Schmalzgrube wurden die neuen Seitenwände fertiggestellt und die Dachlatten auf den vorbereiteten Spanten montiert. Anfang April standen das Aufbringen der Innenfarbe sowie das Streichen der Bretter für die Schiebetüren auf dem Arbeitsplan. Am aufgebockten regelspurigen Güterwagen (Gattung G) 05-63-98 stand nach längerem Einfluss durch die Witterung und inzwischen unansehnlicher Oberfläche das Anschleifen der hölzernen Außenbeplankung für die vorgesehene Neulackierung an, eine Erneuerung des Daches ist in den nächsten Wochen noch vorgesehen.
Marketing
Traditionell begann das Jahr mit einem regelrechten Marathon an Ausstellungen und Messen, die Besucher und Fahrgäste für das laufende Jahr akquirieren sollen. Bei den folgenden Veranstaltungen war die Preßnitztalbahn mit Informationsständen vor Ort:
- Modellbahnausstellung des MEC Kreischa e. V. in Röhrsdorf-Borthen (25./26. Januar & 1./2. Februar)
- Mittenwalder Modellbahntage 2020 (8./9. Februar)
- Holiday World Prag am Stand der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen (13.–16. Februar)
- „Erlebnis Modellbahn“ Dresden (14.–16. Februar)
- Moba MEC „Göhrener Brücke“ e. V. Hartmannsdorf (15./16. und 22./23. Februar)
- Internationale Modellbahnausstellung, Kulturgut Marzahn (29. Februar/1. März) Alle weiteren geplanten Teilnahmen an Veranstaltungen, wie an der weltgrößten Tourismusmesse, der ITB, am „Treffpunkt Modellbahn“ im MAFZ Erlebnispark Paaren und am 44. Brandenburgischen Reisemarkt im Berliner Ostbahnhof, wurden wegen der aufkommenden Corona-Krise und den Beschränkungen für Großveranstaltungen abgesagt.
VDMT-Frühjahrstagung
Als Gründungsmitglied des Verbandes Deutscher Museums- und Touristikbahnen e. V. (VDMT) nahm die IG Preßnitztalbahn e. V. auch an der Tagung vom 13. bis 15. März in Neustadt an der Weinstraße teil. In der Mitgliederversammlung wurde u. a. die Neuausrichtung der Arbeitsweise und der Organisation des Verbandes auf den Weg gebracht. Die IG Preßnitztalbahn e. V. unterstützt diese Veränderungen, die auch mit höheren finanziellen Aufwendungen für die Absicherung der Verbandsarbeit verbunden sind, um dem VDMT in Zukunft eine stärkere Rolle bei der Interessenvertretung der Museums- und Touristikbahnen in Deutschland zukommen zu lassen.
13.04.2020