Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
IG Spreewaldbahn e. V.
Am 27. März 2020 verließen die beiden zuletzt von den Harzer Schmalspurbahnen eingesetzten vierachsigen Rollfahrzeuge 99-50-81 und 99-50-82 nach knapp zwei Jahrzehnten den Bahnhof Bad Doberan und somit auch den Molli in Richtung Spreewald. Dabei handelt es sich um vom Waggonbau Niesky im Jahr 1959 gebaute Neubaurollfahrzeuge, die in Straupitz in Dienst gestellt worden waren. Das Rf4 99-50-82 befand sich in den 1980er Jahren im Abbauzug des Spreewaldbahn-Reststückes zwischen dem Spreewaldbahnhof und dem Cottbuser Flughafen. Anschließend gelangten beide Rf4 ins Harzer Schmalspurnetz. Von dort erwarb die Molli-Bäderbahn im Jahr 2002 beide Meterspurfahrzeuge, um sie auf 900 mm umzuspuren. Auf den beiden Rollfahrzeugen sollten Großteile oder ausgeachste Wagenkästen verschoben werden. Doch die Umspurung stellte sich als technisch nicht so ohne Weiteres möglich heraus, daher griff der Molli alternativ auf zwei von den Zittauer Schmalspurbahnen erworbene 750-mm-Rollfahrzeuge zurück. Die Rahmen der beiden Meterspur-Rf4 lagerten daraufhin 18 Jahre ohne Drehgestelle übereinander in Bad Doberan. Als Mitglieder der IG Spreewaldbahn e. V. im Herbst 2019 erfuhren, dass die Reste der Meterspur-Rf4 bis Ende März 2020 verschrottet werden sollen, boten sie sich als Käufer an. Beide Fahrzeuge passen zur im Jahr 2018 von den Harzer Schmalspurbahnen als Dauerleihgabe übernommenen V10C 199 005-0. Diese hatte mit einer Schwesterlokomotive bis 1983 den verbliebenen Restbetrieb auf der Spreewaldbahn in Cottbus sichergestellt. Dabei waren mit Flugbenzin beladene Regelspur-Kesselwagen auf Rollfahrzeugen vom Güterbahnhof am ehemaligen Spreewaldbahnhof zum Flughafen Cottbus transportiert worden – zu diesen Rf4 gehörten auch die beiden in Bad Doberan zur Verschrottung anstehenden Exemplare.
Dank großzügiger finanzieller Unterstützung mehrerer Vereinsmitglieder sowie des in Straupitz ansässigen Mühlenvereins Holländermühle e. V. konnte die IG Spreewaldbahn e. V. die Kosten für den Erwerb und Transport der beiden Rf4 innerhalb kurzer Zeit aufbringen. Neben diesen Fahrzeugen sollten gleich auch Teile von einem in Bad Doberan abzuwrackenden SKL24 übernommen und in den Spreewald geholt werden. Das Bergen dieser Ersatzteile und das Verladen der Rollwagen wollten IG-Mitglieder im März in Bad Doberan selbst übernehmen, doch die aktuellen Einschränkungen verhinderten dies. Daraufhin sprang die Mecklenburgische Bäderbahn Molli GmbH ein und übernahm das Verladen der Rf4. Die Verschrottung des SKL24 mit den zur Bergung reservierten Ersatzteilen hat der Molli indes verschoben, so dass diese Teile zu einem späteren Zeitpunkt in den Spreewald geholt werden können. Die beiden Rf4 trafen noch am 27. März 2020 in Straupitz ein. Es ist vorgesehen, den Wagen 99-50-82 als Museumsexponat aufzuarbeiten, um den Besuchern die Technologie des einstigen Rollwagenbetriebes bei der Spreewaldbahn zu veranschaulichen. Das Rf4 99-50-81 soll voraussichtlich als Ersatzteilspender dienen.
Im Rahmen der im PK 171 auf Seite 48 erwähnten „Straupitzer Weihnacht“ hat die IG Spreewaldbahn e. V. am 1. Dezember 2019 gemeinsam mit dem Heimat- und Fremdenverkehrsverein Straupitz/Spreewald e. V. die ersten etwa ein Dutzend aufgestellten Infotafeln der Fahrradthemenroute „Auf den Spuren der Spreewaldbahn“ offiziell eingeweiht. Entlang der demontierten Schmalspurbahn sollen zwischen Lübben und Cottbus bzw. Straupitz und Goyatz sowie Byhlen und Lieberose einmal 23 Infotafeln auf die jeweilige örtliche Geschichte und Bedeutung dieses Verkehrsmittels hinweisen. Anfang April 2020 standen bereits 18 dieser Tafeln. Es ist vorgesehen, dass die fünf übrigen Schilder bis Ende April 2020 von einem damit beauftragten Metallbauer in den Bereichen Cottbus und Lübben aufgestellt werden. Seit Januar 2019 werden durch den Verein die Museumsräumlichkeiten neben dem Empfangsgebäude Straupitz von Grund auf saniert. Dazu gehört auch das Erneuern der Elektroinstallation, was als Teilleistung durch die Gemeinde Straupitz finanziert wird. Aufgrund der aktuellen Situation muss die ursprünglich für Mai vorgesehene Fertigstellung der Sanierung in den Herbst 2020 verschoben werden. Mit dem Renovieren der Räume ist eine teilweise Neugestaltung der bisherigen Ausstellung verbunden.
13.04.2020