Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Freital-Hainsberg – Kurort Kipsdorf (Weißeritztalbahn)
Der Wiederaufbau des oberen Streckenabschnittes der Weißeritztalbahn zwischen Dippoldiswalde und Kurort Kipsdorf schreitet zügig voran. Als letzte in den vergangenen Jahren fehlende Brücke der Schmalspurbahn wurde die am Streckenkilometer 23,785 zwischen Buschmühle und der langen Gerade vor dem Endbahnhof am 26. Juli auf ihre Lager am Rande der Roten Weißeritz gesetzt. Das Streckengleis liegt zwischen Dippoldiswalde und Kurort Kipsdorf bis auf kurze Lücken komplett. Trotzdem hat die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) bis zum Redaktionsschluss noch keinen offiziellen Eröffnungstermin benannt. Wie bereits vor 2010 festgelegt, ist der Bahnkörper von km 16,094 bis km 16,621 zwischen der ehemaligen Ortsgrenze Dippoldiswalde/Ulberndorf und der einstigen Karnahlmühle neu trassiert worden. Bis zum Augusthochwasser 2002 überquerten von Dippoldiswalde bergwärts fahrende Züge am km 16,153 die Bundesstraße 170 sowie am km 16,172 die Rote Weißeritz und umfuhren danach das alte Chaussee-Einnehmerhaus an der Bundesstraße 170. Auf diesem nicht mehr genutzten Trassenstück befindet sich heute auf nahezu ganzer Länge ein kombinierter Geh- und Radweg. Der neue Bahnübergang mit der Bundesstraße 170 entstand im August 2016 am Streckenkilometer 16,600 auf Höhe des Ärztehauses in Ulberndorf (seit 1973 ein Stadtteil von Dippoldiswalde). Ab dem Kilometer 16,621 verläuft die Trasse wieder auf dem historischen Planum von 1882. Das Einschottern der neu verlegten Gleise übernahm im Auftrag der Niederlassung Dresden der SERSA GmbH die SDG mit ihrer Diesellok L45H-084 und den drei vom Mansfeld-Kombinat stammenden ehemaligen Schlackewagen. Um für den Eisenbahnbau als Schotterwagen genutzt werden zu können, hatten sie bereits vor mehreren Jahren zusätzliche Schotterleitbleche bekommen. Dadurch lässt sich Schotter mit den Wagen sowohl seitlich als auch mittig ins Gleis einbringen. Vor dem Auslegen der Schwellen war der Unterbau (Bettungskörper) in Ulberndorf verdichtet worden. Dadurch lag das „Rohbaugleis“ nach dem Schottern geringfügig unter Sollgleislage. Bevor die Gleisstopfmaschine mit dem Stopfen des Gleises beginnen durfte, nahmen zwei Techniker mit manuell geführten Vormesswagen die vorhandene Gleislage auf und ermittelten in Bezug zu trassennahen Festpunkten die Höhen- und Richtungsdifferenzen. Diese Daten werden digital an die folgende Gleisstopfmaschine weitergegeben. Der Maschinist der folgenden Gleistopfmaschine vom Typ Metrolino B20 kontrolliert praktisch nur noch die Arbeit seiner Maschine. Diese bringt das Gleis automatisch in die richtige Position. Danach fährt ein Bettungspflug – von Gleisbauern umgangssprachlich Bürstel genannt – über den frisch gestopften Gleisabschnitt und bringt das Schotterbett mittels eines Pfluges an der Front und rotierenden Kehrbürsten auf der Rückseite in Form. So entsteht der korrekte Bettungsquerschnitt – vor allen der erforderliche Vorkopfschotter an den Stirnseiten der Schwellen, der für die Lagesicherheit des Gleises wichtig ist.
In den Gleisabschnitten, in denen eine Bettungsreinigung stattfand, war anschließend ein zweiter Stopfgang erforderlich. Der Einsatz der Bettungsreinigungsmaschine brachte übrigens auf Ulberndorfer Flur an mehreren Stellen große Brocken Gießereischlacke ans Tageslicht, mit denen nach dem Weißeritz-Hochwasser von 1897 die Schäden am Bahnkörper beseitigt worden waren. Da der in Schmiedeberg nach wie vor aktive Mühlgraben zum ehemaligen Nitzsche-Elektrizitätswerk im Pöbeltal den HK-Bahnkörper zwischen km 22,4 und km 22,6 durchweicht hatte, kam der von Dippoldiswalde vorgestreckte Gleisbau dort im Sommer unerwartet zum Erliegen. Um den Stillstand zu kompensieren, erfolgte die Gleismontage oberhalb der Schadstelle von Kipsdorf aus talwärts. Auf dem Gelände des Endbahnhofes Kurort Kipsdorf liefen die Erneuerungen der Stützmauern sowie der Bahnhofslängs- und -querentwässerung parallel. Zwei Bahnsteiggleise und das Lokumfahrgleis werden neu gebaut, die übrigen vorhandenen Gleisanlagen bleiben als Bestandsgleise ungekürzt bestehen. Sowohl das Kipsdorfer Stellwerk als auch das Stationsgebäude von Obercarsdorf erhielten einen neuen Anstrich. Die dabei verwendeten Farben sollen der ursprünglichen Lackierung entsprechen, das haben Farbproben der verwitterten alten Hölzer ergeben. Die Sanierung des Kipsdorfer Lokschuppens steht kurz vor dem Abschluss. Diese Arbeiten umfassen auch eine neue Dachdeckung mit zwei Rauchabzugsschächten und neue Tore für das Heizhaus. Außerdem wird das Gleis in beiden Ständen neu aufgeständert. Über den Fortschritt der Arbeiten zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf informierte die SDG während des diesjährigen Schmalspurfestivals der Weißeritztalbahn am 16./17. Juli, aber auch die Professur Eisenbahnwesen der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg bei vier Baustellenwanderungen.
14.10.2016