Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Waldheimer Eisenbahnfreunde e. V.
Übernahme und Neuaufbau des Stationsgebäudes von Kleinmockritz
Noch in diesem Jahr werden die Mitglieder des Vereins „Waldheimer Eisenbahnfreunde e. V.“ den Wiederaufbau des ehemaligen Stationshäuschens von Kleinmockritz am Bahnhof Rauschenthal weitestgehend beenden. Kleinmockritz war eine Station an dem als letztes fertiggestellten Abschnitt der WG-Linie, der zwischen 1909 und 1911 errichteten und eröffneten 750-mm-Strecke von Wilsdruff über Meißen und Lommatzsch nach Gärtitz bei Döbeln. Durchgehende Züge gab es auf dieser mit knapp 52 km auf dem Papier längsten sächsischen Schmalspurbahn zu keinem Zeitpunkt. Der Bahnhof Kleinmockritz war die größte Zwischenstation im Abschnitt Mertitz Gabelstelle – Gärtitz. Er ging am 27. November 1911 bei Vollendung der WG-Linie in Betrieb und nach einem Abschiedszug von Lommatzsch am 3. Januar 1970 außer Betrieb. Zwischen Mertitz Gabelstelle und (Döbeln-)Gärtitz blieben nur wenige Stationsgebäude erhalten. Das Wahnitzer wird neben der Freilichtbühne von Leuben genutzt, dass von Simselwitz befindet sich heute in Privateigentum und wird baulich verändert als Lagerraum und Werkstatt genutzt. Das Stationshäuschen von Lossen dient als Lagerraum, befindet sich aber in einem schlechten Zustand.
Damit war das Stationsgebäude von Kleinmockritz das einzige dieses Streckenabschnittes, das sich noch weitgehend im Originalzustand befand, aber dem Verfall preisgegeben war. Darauf wurden durch Zufall die Waldheimer Eisenbahnfreunde e. V. im Jahre 2014 aufmerksam. Es entstand die Idee, das Stationsgebäude von Kleinmockritz abzubauen und auf dem Gelände des Bahnhofes Rauschenthal denkmalgerecht wiederaufzubauen. Außer einer Bahnsteigkante am durchgehenden Streckengleis aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hat es dort keine Bauten für den Personenverkehr gegeben. Im Laufe der Zeit ist der alte Bahnsteig verschwunden und vor etwa zehn Jahren neu entstanden. Nun wird er mit einem seiner Funktion wieder zugeführten Gebäude ergänzt.
Beim Fachbereich Denkmalschutz im Landratsamt Mittelsachsen, dessen Außenstelle sich in Döbeln befindet, fand das Projekt einen Fürsprecher. So demontierten Mitglieder des Waldheimer Eisenbahnvereins in Verbindung mit der Zimmerei Schumann aus Tronitz bei Döbeln im Juli/August 2015 das Kleinmockritzer Stationsgebäude und brachten die Fachwerkkonstruktion nach Rauschenthal. Von der 1896 als Regelspurstrecke eröffneten Linie Waldheim – Kriebstein stand zuvor bereits die Lindenhofbrücke unter Denkmalschutz. Mit dem Empfangsgebäude aus Kleinmockritz besitzt diese von einem Vorgängerverein auf 600 mm umgespurte Eisenbahnlinie nun ein weiteres Kleinod. Der Bahnhof Rauschenthal soll bald wieder Betriebsmittelpunkt der zu reaktivierenden Waldheim-Kriebethaler Eisenbahn sein. Dann wird das Empfangsgebäude in den Eisenbahnbetrieb integriert. Die beiden Räume erfüllen dann wieder ihren ursprünglichen Zweck als Dienst- und Warteraum. Zusätzlich werden sie die Waldheimer Eisenbahnfreunde e. V. als Büro- und Versammlungsräume nutzen.
Übrigens: Das Stationshäuschen aus Kleinmockritz entsprach einem Einheitstyp, wie er auch im Abschnitt Meißen – Lommatzsch der WG-Linie errichtet worden war. Von diesem Streckenabschnitt befindet sich das Stationshäuschen von Löthain in der Pflege des Heimatvereins Käbschütztal e. V. Das mit Kleinmockritz identische Gebäude von Zöthain verfällt hingegen zunehmend und soll demnächst abgerissen werden. In Rücksprache mit der Stadtverwaltung Lommatzsch sowie mit den Denkmalschutzbehörden der Landratsämter in Meißen und Döbeln dürfen die Waldheimer Eisenbahnfreunde deshalb in Zöthain die in Kleinmockritz vor der Bergung schon nicht mehr vorhandenen Original-Fenster und die Eingangstür aus der Zeit der K.Sächs.Sts.E.B. bergen und nach Rauschenthal bringen. Der Zeitpunkt wird dafür noch seitens der Stadt Lommatzsch bekanntgegeben.
Bei der für den 6. Mai 2017 vorgesehenen Einweihungsfeier plant der Waldheimer Vereinsvorstand bereits mit den dann anwesenden Vertretern der unteren Denkmalschutzbehörde zu einem neuen Projekt ins Gespräch zu kommen: Die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen schrieben einst neben einem Stationshaus einen Freiabtritt vor. In Zöthain ist diese früher in ganz Sachsen anzutreffende Örtlichkeit noch erhalten, wenn auch in einem verfallenen Zustand. Die Idee ist, alle wiederverwendbaren Originalteile zu bergen und in Rauschenthal ebenfalls neu zu errichten. Im Bereich Gleisbau waren die Waldheimer Eisenbahnfreunde e. V. in diesem Jahr ebenfalls aktiv. Die Gleise und Nebenanlagen müssen überarbeitet werden, um sie in einen befahrbaren Zustand zu versetzen. Wann es auf den 600-mm-Gleisen wieder Fahrbetrieb gibt, ist derzeit nicht absehbar.
14.10.2016