Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Traditionsverein Kleinbahn des Kreises Jerichow I e. V. (KJI-Verein)
Seit Januar 2023 ist der Traditionsverein Eigentümer eines weiteren Wagenkastens. Es handelt sich um den in Burg (b Magdeburg) in einem Kleingarten in Sichtweite der Hauptstrecke Berlin – Magdeburg stehenden zweiachsigen Gepäckwagen 975-212, der zwar kein Fahrwerk mehr besitzt, dafür aber seine originale Inneneinrichtung. Dieser 1910 in Werdau für die Kleinbahnen des Kreises Jerichow I (KJI) gebaute Zweiachser ging als gedeckter Güterwagen Nr. 83 in Betrieb. Nachdem die DR im Jahr 1949 die Betriebsführung der KJI übernommen hatte, zeichnete ihn die RBD Magdeburg in 7.2283p um. Vermutlich im Jahr 1950 wurde der Gw zum Gepäckwagen 7.2117p umgebaut, da die fünf vorhandenen Gepäckwagen (ex KJI 31 bis 35) für den erhöhten Zugverkehr nicht genügten. Bei der Umzeichnung der schmalspurigen DR-Reisezugwagen erhielten die zweiachsigen Gepäckwagen mit 750 mm Spurweite in den Rbd Berlin, Greifswald, Magdeburg und Schwerin im Jahr 1958 die Stammnummer 975- und eine dreistellige Ordnungsnummer. Die RBD Dresden hatte ihre Anfang der 1950er Jahre noch für den regulären Dienst verwendeten zweiachsigen Gepäckwagen im Jahr 1951 in die Gruppe der Zugführerwagen für Güterzüge genommen und in 97-30-01 bis 97-30-09 umgezeichnet.
Für den im Burger Netz genutzten 975-212 verfügte die Rbd Magdeburg am 30. Januar 1964 die Abstellung. Per 16. März 1965 verkaufte die DR den Kasten des Wagens an einen Lokführer der Schmalspurbahn, der ihn am bereits genannten Standort in Burg als Geräteschuppen aufstellte. Dort sichteten ihn in den 1990er Jahren sowohl ein Freund der IG Wagen als auch andere Eisenbahnfreunde, die später in den 2000 gegründeten Traditionsverein eintraten. Dieser e. V. schloss mit dem Lokführer bereits in den frühen 2000er Jahren einen Vorvertrag zur Übernahme des 975-212 ab. Nachdem der ehemalige Eisenbahner den Garten bis zum Jahresende 2022 geräumt hatte, begann der KJI-Verein mit den Vorbereitungen für die Bergung des Wagenkastens, der 1965 vermutlich mit einem Eisenbahndrehkran (EDK) von der Hauptstrecke in den Garten gehoben worden war. Für den Traditionsverein schieden der Einsatz eines EDK und eines großen Autodrehkranes aus Kostengründen aus. Deshalb galt es, den Kasten durch das Gartengrundstück zur nächsten Straße zu bugsieren, um ihn dort mit einem kleinen Autodrehkran demnächst auf einen Lkw zu verladen. Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerkes (THW) aus Burg verlegten Mitglieder des Traditionsvereins in der zweiten Januarhälfte 2023 zwischen dem langjährigen Standort des Wagenkastens und dem Straßenrand ein behelfsmäßiges Feldbahngleis. Mit Handwinden setzten sie den Kasten dann auf zwei Hilfsdrehgestelle. Auf diesen zogen sie ihn bis zum Straßenrand. Sobald der neue Standplatz des Kastens am Zugang zum Bahnsteig in Magdeburgerforth fertiggestellt ist, wird der 975-212 aus Burg abgeholt. In Magdeburgerforth soll der Wagenkasten als Fahrkartenverkauf dienen. Mit den Kästen der drei Wagen 975-204, 975-212 und 974-501 I verfügt der KJI-Verein nun über Vertreter aller drei Gepäckwagenbauarten, die einst auf den KJI bzw. im Burger Schmalspurnetz zum Einsatz kamen. Im vorigen Jahr hat in Magdeburg die Aufarbeitung des 975-204 begonnen.
Neben dem Gepäckwagen 975-212 wird in Kürze auch der zweiachsige gedeckte Güterwagen 97-60-27 (Werdau 1910, ex KJI Nr. 88) nach Magdeburgerforth geholt, da der Heimatverein Dannigkow die Betreuung des in dieser Gemeinde an der Trasse der Schmalspurbahn aufgestellten Wagens aufgibt. Im Bahnhof Magdeburgerforth wurde im März zwischen den Gleisen 1 und 2 ein neuer Bahnsteig errichtet, der am Monatsende einen Belag aus Elektroofenschlacke erhielt.
14.04.2023