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Rezensiert: Das Bahnbetriebswerk Mügeln
Dirk Endisch
Das Bahnbetriebswerk Mügeln
192 Seiten im Format 17 x 24 cm in Leinen gebunden mit 171 Abbildungen, 109 Tabellen, zwölf Gleisplänen und fünf Zeichnungen Verlag Dirk Endisch, Stendal 2019. ISBN: 978-3-936893-65-6 Preis: 29,00 Euro
Mit dem bereits vor Jahren angekündigten und seit März 2019 nun verfügbaren Buch wird nach vielen regelspurigen ostdeutschen Bahnbetriebswerken endlich auch einem reinen Schmalspur-Bw ein umfassendes Denkmal gesetzt. Denn auch wenn die eigentliche Bahnbetriebswerk-Ära in Mügeln nur gut 16 Jahre währte, bietet das Buch einen guten Rahmen für Informationen zur Vorgeschichte, dem Aufstieg und Ende der großen „Blütezeit“ rund um das großzügige Heizhaus im nordsächsischen Mügeln bei Oschatz. Wie von Dirk Endisch gewohnt, ist die Sprache präzise, die Fakten sauber recherchiert und das gesamte Druckwerk auf höchstem Niveau. Mit viel Akribie wertete er zahllose Betriebsbücher und alle erdenklichen Quellen ausgewertet; allein das fast zwei Seiten füllende Quellen- und Literaturverzeichnis belegt den Aufwand, den dieses wirkliche Fachbuch verursacht hat. Andererseits zeigt es aber auch, dass es bereits viel Literatur zum Thema gibt und das Buch es schwer haben könnte, sich von anderen Werken abzusetzen. Denn selbstverständlich wird hier ein weiteres Mal die Geschichte des Mügelner Schmalspurnetzes erzählt, wird die Entwicklung der sächsischen Schmalspurlokomotiven erklärt und werden Fotos aus den 1980er Jahren gezeigt, als Mügeln mit Heberleinbremse und Trichterkupplungen der Inbegriff von leicht morbider DR-Schmalspurromantik war. Doch zum Glück setzt der Autor andere Akzente und kann so der Geschichte manch verschüttetes Detail hinzufügen: Das gelingt zum Einen mit vielen Tabellen, die nicht nur die Entwicklung des Lokomotivbestandes in Mügeln zeigen, sondern auch Umlaufpläne, Einsatztage und Laufleistungen einzelner Loks beinhalten. Es gibt zum Anderen Gleispläne aller einst zum Bw Mügeln gehörenden Lokbahnhöfe und Einsatzstellen, für Oschatz aus drei, für Mügeln selbst aus vier verschiedenen Jahren. Ein weiterer Trumpf des Buches ist der Einblick in die jüngere Geschichte des Lokomotivbestandes in Mügeln, der anschaulich die Nöte und Herausforderungen bei der Rettung des „Wilden Robert“ ins Heute illustriert. Bis hin zum Neuzugang VT 137 515 zeigt es die Vielfalt der in der einstigen Hochburg der sächsischen Gattung IV K eingesetzten Fahrzeuge. Nur dies wird vermisst: Im Juni 2009 war nach fast 18 Jahren mit 99 1542-2 eine mehr als 70 Jahre im Mügelner Netz stationierte IV K aus Jöhstadt zu Gast bei der Döllnitzbahn und zufälliger Auslöser für die wiederentdeckte Liebe des Rezensenten zur sächsischen Schmalspurbahn. Neben einigen Schusselfehlern und dem fast vollständigen Ausbleiben historischer Fotos aus den Jahren vor 1960 sicherlich ein verzeihbares Detail.
Fazit: Ein großes Buch im kleinen Format! Als willkommene Ergänzung zu den hinlänglich bekannten Werken kann dieses Buch nicht nur (aber besonders) Freunden der Lokstatistik empfohlen werden.
10.06.2019