Preßnitztalbahn aktuell
Die Festveranstaltung „125 Jahre Preßnitztalbahn & 25 Jahre Museumsbahn“ am 1. Juni
Am 1. Juni 1892 wurde der Betrieb auf der Preßnitztalbahn zwischen Wolkenstein und Jöhstadt aufgenommen. 125 Jahre später veranstaltete der Betreiberverein der Museumsbahn Steinbach–Jöhstadt, die Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e. V., eine besondere Festveranstaltung, die gleichzeitig auch das Jubiläum „25 Jahre Museumsbahn“ würdigte. Mehr als 500 Gäste, darunter Vereinsmitglieder, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Geschäftspartner sowie Freunde und Sponsoren folgten der Einladung. Durch die bei dieser Größenordnung bestehende Kapazitätsbeschränkung in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle musste der Verein eine Auswahl bei den Einladungen vornehmen, so dass auch aktive und langjährig engagierte Vereinsmitglieder zugunsten anderer Gäste und hoffentlich potentieller Unterstützer für künftige Projekte zurückstehen mussten. Nachdem bereits mehrere Monate zuvor mit der Veranstaltungsplanung grob begonnen worden war, sorgte die Mitte April angekündigte und kurz darauf in Kraft getretene Straßensperrung zwischen Steinbach und Schmalzgrube für eine Änderung des Veranstaltungsbeginns. Ursprünglich war geplant gewesen, die Gäste mittels Shuttle-Bussen zum Ausgangsort der Veranstaltung in Steinbach zu bringen. Mitte Mai gab der Verein dann den veränderten Ablauf bekannt: Ein Zubringerzug brachte nun alle nach Jöhstadt anreisenden Gäste nach Steinbach. Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, bestand dieser Zug aus insgesamt 13 vierachsigen Reisezugwagen, gezogen durch die VI K 99 1715-4 und die IV K 99 1568-7 als Schlusslok, womit es der längste mit einer Zuglok beförderte Zug auf der Preßnitztalbahn gewesen ist. Nach Ankunft des Zubringerzuges in Steinbach – einige Gäste waren schon direkt dorthin gekommen – wurden die Anwesenden durch die beiden Moderatoren Hans-Werner Schellenberg und Hagen von Ortloff per Beschallungsanlage begrüßt. In der eigens dafür vorbereiteten Erfrischungstheke auf der Ladestraße wurden Getränke und kleine Häppchen gereicht und der Großteil der Gäste nutzte die Gelegenheit zur gegenseitigen Begrüßung, während das Moderatorenduo Gespräche mit verschiedenen Gästen führte und auf den Anlass der Veranstaltung einstimmte.
Mit dem 15.55 Uhr aus Richtung Wolkenstein am Gleis 1 einfahrenden I K-Zug nahm die Veranstaltung dann endgültig Fahrt auf. Der einzige Fahrgast dieses Zuges war der Wolkensteiner Bürgermeister Wolfram Liebing, der auf dem Bahnsteig durch seinen Jöhstädter Amtskollegen Olaf Oettel symbolisch auf Jöhstädter Flur begrüßt wurde. Die Moderatoren nutzten auch hier die Gelegenheit, mit beiden Stadtoberhäuptern kurze Gespräche zu führen und dabei auch an die historische gemeinsame Interessenlage der Städte Wolkenstein und Jöhstadt im Jahr 1892 zu erinnern, als der Wolkensteiner Bürgermeister damals ebenso mit dem Eröffnungszug nach Jöhstadt kam. Der Nachstellung der Eröffnungsszene aus dem Jahre 1892 mit in Kleidung des viktorianischen Zeitalters angereisten Gästen und dem Durchschneiden eines weiß-grünen Bandes, begleitet von Salutschüssen der Infanteristen des Königlich Sächsischen Jäger-Bataillons, folgte die Abfahrt des I K-Zuges mit rund 80 Gästen in Richtung Jöhstadt. In Abständen von jeweils 15 Minuten folgten dann zwei weitere Züge – gezogen von der IV K 99 1568-7 bzw. der VI K 99 1715-4. Sie brachten die übrigen Veranstaltungsgäste von Steinbach zur Ausstellungs- und Fahrzeughalle nach Schlössel. Unterwegs versorgten in Schmalzgrube die Kameraden der Grumbacher Jugendfeuerwehr die I K Nr. 54 während ihres Aufenthalts mittels einer traditionellen Handpumpe mit Wasser. In Schlössel wurde hingegen ein weiteres Stationsschild der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen eingeweiht. Sowohl in Schmalzgrube als auch in Schlössel überholte jeweils einer der später gestarteten Züge den I K-Zug. Dadurch konnten die Gäste, die in Steinbach den I K-Zug verabschiedet hatten, an der Fahrzeughalle das Begrüßungskomitee für den Zug bilden. Gegen 18.10 Uhr startete dann in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle die offizielle Festveranstaltung mit einer Festrede des Vereinsvorsitzenden Mario Böhme. In Anwesenheit des Präsidenten des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler, den Landtagsabgeordneten Steve Ittershagen und Ronny Wähner, dem Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel, zahlreichen Bürgermeistern sowie Stadt- und Gemeinderäten, Unternehmern, Geschäftspartnern, Unterstützern sowie Freunden der Preßnitztalbahn und nicht zuletzt zahlreichen Vereinsmitgliedern begrüßte er die Gäste der Festveranstaltung. In einem weiten Bogen nahm Mario Böhme die Zuhörer – unterstützt durch Videoeinspielungen – mit auf eine Reise von den Anfängen der Preßnitztalbahn bis hin zu ihrer Einstellung in mehreren Etappen 1984 und 1986. Danach widmete er sich dem Wiederaufbau, beginnend mit den ersten Aktivitäten ab 1988 über das erste Bahnhofsfest zum Jubiläum „100 Jahre Preßnitztalbahn“, dem Streckenaufbau bis zum Erreichen von Steinbach im Jahr 2000 und vielen folgenden Einzelaktivitäten beim Aufbau und Betrieb der Museumsbahn. Ein besonderer Dank galt dabei Kay Kreisel als langjährigem Vorsitzenden und nunmehrigen Ehrenvorsitzenden des Vereins sowie Geschäftsführer der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH sowie den zahlreichen anwesenden Freunden, Förderern und Vereinsmitgliedern für die intensive Unterstützung. Im Anschluss wurden von zwölf Rednern Grußworte dargeboten, darunter von Dr. Matthias Rößler, von Landrat Frank Vogel, vom früheren Landrat des Landkreises Annaberg Jürgen Förster sowie vom früheren Bürgermeister von Jöhstadt, Holger Hanzlik. Ingo Neidhardt, Geschäftsführer der SOEG aus Zittau, ging in seinem Grußwort auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Preßnitztalbahn bei zahlreichen Projekten von der I K Nr. 54 bis zur DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen ein. Die einzige Frau in der Männerrunde, die Geschäftsstellenleiterin der Volksbank Chemnitz Grit Eibisch, überreichte einen Spendencheck an den Vereinsvorsitzenden. Ralf Böttrich, Gründungsmitglied der IG Preßnitztalbahn im Kulturbund der DDR, resümierte über die Anfänge des Wiederaufbaus und den Stolz über das Erreichte. Auch wenn der Schlussstrich unter die einst angedachte Schauanlage in Großrückerswalde im Jahr 1994 immer noch schmerzt, überwiegt die Freude am Bestand der Museumsbahn. Nichtsdestotrotz wünscht sich Ralf Böttrich eine entsprechende Erinnerungstafel an die Preßnitztalbahn an diesem ehemaligen Bahnhof. (Die vollständige Auflistung der Grußwortredner ist auf den Online-Präsenzen von Preßnitztalbahn und Preß’-Kurier zu finden.)
Jörg Müller, Vorstand Finanzen und Infrastruktur der IG Preßnitztalbahn e. V., lenkte in seinem kurzen Vortrag den Blick der Anwesenden auf die Zukunft und das hauptsächliche Vorhaben für die kommenden zehn Jahre – den „Neuen Bahnhof Jöhstadt“. Dabei konnten die Gäste der Veranstaltung mit bereitgelegten Spendenbriefumschlägen sofort einen Beitrag für das Gelingen der Zukunftspläne leisten. Rund 6000 Euro kamen so für die Spendenaktion zusammen, wofür am späteren Abend bei einer Tombola aus den eingegangenen Spendenumschlägen für neun individuell gestaltete Preise Gewinner gezogen wurden. Bei einem an insgesamt drei Tafeln verteilten Gourmetmenü der beteiligten Gaststätten Schlösselmühle, Forellenhof und Wildbach konnten sich die Gäste im Anschluss stärken. Bei musikalischer Untermalung durch die Band „Gravity“ blieb aber auch die Möglichkeit für persönliche Gespräche zwischen den Gästen. Mit einem weiteren Sonderzug wurden später die in Steinbach gestarteten Gäste wieder zu ihren Fahrgelegenheiten befördert, während die letzten Feiernden das Veranstaltungsgebäude am 2. Juni gegen 3 Uhr verließen.
15.06.2017