Kommentar
Neue Fördermittelrichtlinie für Schmalspurbahnen in Sachsen
Noch im August, vor der Wahl zum neuen Sächsischen Landtag, wurde durch das zuständige Staatsministerium die avisierte Fördermittelrichtlinie für investive Maßnahmen bei den sächsischen Schmalspurbahnen in Kraft gesetzt. Im Doppelhaushalt für 2014/15 sind Fördermittel in Höhe von 4,5 Millionen Euro vorgesehen, die dabei nicht nur den über die ÖPNV-Finanzierung betriebenen täglich verkehrenden Bahnen (Fichtelbergbahn, Weißeritztalbahn, Lößnitzgrundbahn, Döllnitzbahn und Zittauer Schmalspurbahn) zufließen, sondern explizit auch den dampflokbetriebenen Museumsbahnen zukommen sollen.
Ziel ist dabei, dass die Mittel ausschließlich dem Schutz, der nachhaltigen Bewahrung, Restaurierung sowie Sanierung von bestehenden Schmalspurbahnen im Freistaat Sachsen als materielles Kulturerbe dienen.
Soweit so gut und für die Schmalspurbahnen in Sachsen ist das durchaus ein erfreuliches Ergebnis. Dem intensiven politischen Lobbying insbesondere aus dem Kreis des Vereins zur Förderung der Sächsischen Schmalspurbahnen e.V. (VSSB) ist dies zuallererst zu verdanken – womit in lange währenden Aktivitäten die Grundlage gelegt wurde.
Nichtsdestotrotz gibt es – berechtigte – Bedenken aus Richtung der regelspurigen Museen und Betreiber regelspuriger Dampflokomotiven und touristischer Züge im Freistaat. Für den Otto-Normal-Touristen sei es schließlich unerheblich, ob er im Schmal- oder im Regelspurzug mit einer Dampflok durch die sächsische Landschaft gezogen wird. Auch diese Museen, Vereine und Bahnen leisten einen sehr wichtigen Beitrag zur Bewahrung des technik- und kulturhistorischen Erbes.
Doch genau da sind wir am springenden Punkt: Nicht dem VSSB e.V. (dessen „Schmalspurbahn“-Zielstellung ja sogar im Namen verankert ist) kann man nun den Vorwurf machen, dass die Richtlinie nur auf die Schmalspurbahnen abzielt (es ist im Übrigen darin nicht die Spurweite unterschieden, also ob 381 mm, 600 mm oder 750 mm). Der VSSB und die handelnden Personen sind nun einmal auf die Schmalspurbahnen orientiert, man könnte eine ziemlich lange Liste aufstellen, wofür diese sich auch sonst noch einsetzen könnten.
Der Vorwurf muss einmal mehr an die Leuchtturmpolitik im Freistaat Sachsen gerichtet werden. Nicht ein flächendeckendes, die regionalen Besonderheiten und verschiedensten Akteure im gesellschaftlichen Umfeld berücksichtigendes Leitbild wird von der Landespolitik gepflegt, sondern ein sehr selektives.
Aber das ist ein Umstand, den man bereits seit 1990 feststellen kann – und der durch eine gleichbleibende „staatstragende“ Partei (das ist keine Kritik, sondern Feststellung des Wählerwillens) sicherlich noch befördert wird.
Nun kann man die „Was wäre wenn?“-Diskussion aufziehen: Wenn der VSSB sich nicht für die Schmalspurbahnen politisch engagiert hätte, … dann wären die Fördermittel auch nicht einfach bei den regelspurigen Bahnen und Museen gelandet.
Es ist nun einmal zu konstatieren, dass die Wahrnehmung in Dresden sehr stark vom Transport von Interessen „aus der Provinz in die Residenz“ getragen wird. Ein Interessenschulterschluss der Schmalspurbahnen ist politisch einfacher zu organisieren – schon weil sich die Bahnen keinen direkten Wettbewerb auf der gleichen Strecke machen können.
Dagegen haben es die Regelspur-Vereine und –Museen (z.B. Schwarzenberg, Glauchau, Chemnitz, Dresden-Altstadt, Löbau usw.) ungleich schwerer, ihre Interessen zu bündeln und diese auch gemeinsam zu artikulieren. Diese Rolle der „Transporteure“ der regionalen Interessen müssten desto mehr die Abgeordneten des Landtages aus den jeweiligen Wahlkreisen spielen, diese müssten „vernetzt“ und mit den notwendigen Informationen am laufenden Band bestückt werden.
Alles schon versucht? Warum dann nicht die Plattform „DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen“ dafür nutzen (die explizite Nennung der Schmalspurbahnen wurde ja genau deshalb aus dem Namen genommen)? Nur darf auch hier nicht vom Selbstlauf und vom endlosen Uneigennutz der Schmalspurbahnkollegen ausgegangen werden. Der Aufbau einer starken Lobbykraft für die Regelspurdampfkraft braucht Zeit, eigene Finanzen und ein Verständnis für die gemeinsamen Interessen.
Leute, fangt an! Der Weg ist lang.
14.10.2014