Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
es wurde schon gelegentlich von mir thematisiert, doch ein neuerlicher Hinweis ist durchaus einmal wieder sinnvoll, damit der Blick auf die eigene liebgewonnene Eisenbahnlandschaft und die Lieblingseisenbahn mit weiterem Abstand klarer wird. Wenn man Vergleiche mit anderen Regionen ziehen kann, erkennt man Unzulänglichkeiten und Verbesserungspotential, aber auch eigene Alleinstellungsmerkmale deutlicher. Deshalb kann mein Appell an die aktiven Mitstreiter und Entscheidungsträger von Bahnen, Museen und Vereinen immer nur lauten: Schaut euch um in der Welt und bleibt nicht in der eigenen Hütte oder unter der eigenen Lok hocken, nur „weil ja sonst keiner die Arbeit macht“.
Natürlich kann uns die vollständig integrierte Schweizer Bahnlandschaft der unterschiedlichsten Akteure ein beeindruckendes Beispiel liefern, was in gewollter Zusammenarbeit untereinander und mit den Regionen möglich ist. Beruflich bin ich gegenwärtig häufiger im Fernen Osten unterwegs und stellte dabei vielfach fest, dass sich auch dort eine Renaissance von Dampfkraft auf der Schiene für touristische Zwecke abzeichnet. Man schaut von Asien wiederum sehr interessiert nach Deutschland und dessen vielfältige Eisenbahnlandschaft. Ich komme dort mit Entscheidungsträgern ins Gespräch, die wissen wollen, wie so eine (Schmalspur-)Dampfeisenbahn betrieben werden kann. Da ist durchaus auch der Neubau von Dampfloks ein Thema – natürlich mit dem Anspruch, den Wirkungsgrad in Größenordnungen zu verbessern, die Instandhaltung zu vereinfachen und die Beeinflussung der Umwelt zu verringern.
Darin liegen Chancen und Risiken zugleich. Es bietet einerseits mehr Möglichkeiten, neue Interessenten für unsere Bahnen zu gewinnen (Nebenfrage: Wie viele Bahnen/Museen in Deutschland haben eigentlich einen Prospekt in chinesischer Sprache?), andererseits könnte dort ein technologischer Vorsprung entstehen, der zumindest für unsere ÖPNV-Dampfbahnen einmal „gefährlich“ werden kann, weil Erwartungshaltung der Nutzer und die Kosten des Betriebes und der Instandhaltung nicht mehr überein zu bringen sind.
Der Herbst ist wieder schnell vorbei, der kommende Winter bringt bei vielen Bahnen die Zeit der Ruhe und intensiven Reparaturarbeiten, andere haben da noch einen Saisonhöhepunkt vor sich. Es ist aber auch die Zeit, die (vielleicht auch nicht erfüllten) Jahresziele auszuwerten. Das wollen auch wir als Redaktion der ausschließlich in Freizeit erstellten Zeitschrift „Der Preß’-Kurier“ gern machen, doch brauchen wir dazu Ihre Rückmeldungen. Was hat Ihnen gefallen, was nicht? Was vermissen Sie in unserem Informationsmix, was sollten wir möglicherweise ändern? Worin sehen Sie unsere „Alleinstellungsmerkmale“, was können andere besser? Es würde uns sehr freuen, wenn Sie uns dazu einmal wieder Ihre Meinungen kundtun – per Briefpost oder E-Mail.
Vergessen Sie dabei aber bitte nicht, das umfangreiche Angebot der Eisenbahnen und Bahnmuseen auch zu nutzen. Nur das hilft wirklich, diese Bahnen zu erhalten.
Glück Auf
14.10.2014