Bücher-Markt
Rezensiert: Kleinbahnen in Uckermark
Wolf-Dietger Machel, Rudi Buchweitz
Kleinbahnen in Uckermark
224 Seiten DIN-A4-Format, Hartpappeinband 370 Schwarzweißfotos, zahlreiche Zeichnungen und Streckenpläne VBN Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2010. ISBN: 978-3-933254-88-7 Preis: 32,80 EUR
Ganz im Norden von Brandenburg liegt die Uckermark mit der Kreisstadt Prenzlau. In diesem Landstrich gibt es weder so viele idyllische Seen wie im benachbarten Mecklenburg, noch prägen zahlreiche Schlösser oder Großstädte wie im Speckgürtel von Berlin die Region. Trotzdem konnte einst auch die Uckermark eine beeindruckende Eisenbahndichte vorweisen. Wie für eine preußische Provinz typisch, erschlossen vor allem kreiseigene Kleinbahnen das Gebiet zwischen Pasewalk, Löcknitz, Schönermark und Fürstenwerder. Wolf-Dietger Machel und Rudi Buchweitz haben den links und rechts der großen Staatseisenbahn angelegten Strecken ein publi- zistisches Denkmal gesetzt. Begeistert las sich der Rezensent in der Geschichte der einzelnen Kleinbahnen fest. Dabei stieß er als bekennender Schmalspurbahnfreund nicht nur im Kapitel über die mit 700 mm als Pferdebahn eröffnete Linie Klockow – Pasewalk auf hochinteressante Details, sondern auch in den Beschreibungen der regelspurigen Kleinbahnen. Im einzelnen stellt das Buch folgende 1435-mm-Strecken vor: Löcknitz – Brüssow der Uckermärkischen Lokalbahn AG (sic! Lokalbahn in Preußen!); Prenzlau – Dedelow – Strasburg, Dedelow – Fürstenwerder, Prenzlau – Damme – Brüssow (– Löcknitz) sowie Prenz- – Klockow der Prenzlauer Kreisbahnen und die Kreisbahn Schönermark – Damme. Es überrascht, mit wieviel Weitblick auch in der zu Sachsen vergleichsweise dünn besiedelten Uckermark kreiseigene Kleinbahnen angelegt worden sind. Penibel haben die Autoren alle zum Bahnbau führenden Hintergründe, den Bau selbst sowie die Betriebsgeschichte der einzelnen Linien zusammengetragen. Eine Fleißarbeit, die sich gelohnt hat, denn so bietet sich dem Leser ein rundes Bild über die Strecken bis in die Reichsbahn- und partiell DB AG-Zeit. Fahrzeuginteressierte finden in der besprochenen Monographie eine Fülle an Fotografien und Zeichnungen der auf den Strecken eingesetzten Lokomotiven – und Wagen! Auch wenn sich nur wenige Aufnahmen mit den Plattenkameraabzügen eines Carl Bellingrodt messen lassen können, so begrüßt der Rezensent die Entscheidung des Verlages, dem Leser auch mehrere unscharfe und sehr grobkörnige Fotografien nicht vorenthalten zu haben. Sauber gezeichnete Gleispläne runden die umfangreiche Illustration des Buches ab. Die Hauptaufmerksamkeit des Rezensenten galt der Kleinbahn Klockow – Pasewalk (KKP). Sie nimmt immerhin etwa ein Viertel des Buches ein und erfüllt damit alle Erwartungen an eine Streckenbeschreibung. Die Umspurung von 700 auf 750 mm und die damit einhergehende Umwandlung der bisherigen Privatbahn in eine Kleinbahn des öffentlichen Güterverkehrs 1908/09 wird ebenso präzise geschildert wie der Fahrzeugeinsatz. Auf den Fotografien findet der Leser sowohl den heute auf der Preßnitztalbahn eingesetzten vierachsigen Oberlichtwagen 970-751 als auch den heute in Lohsdorf befindlichen zweiachsigen Gepäckwagen 975-105 wieder. Aber auch alle anderen Wagentypen der KKP werden mit Bild vorgstellt – vivat Günter Meyer!
Fazit: Die Beschreibung der Kleinbahnen in der Uckermark läßt keine Wünsche offen. Unscharfe und kontrastarme Abbildungen sind allein den Vorlagen geschuldet, ihr historischer Wert rechtfertigt jedoch zweifelsfrei ihren Abdruck. Durch die Vernetzung der ehemaligen Kleinbahnen nach 1945/49 werden auch an Eisenbahnfahrzeugen aus Sachsen, Pommern oder der Prignitz interessierte Leser an dem Buch große Freude haben.
10.08.2011