Bücher-Markt
Rezensiert: Damals bei der Selketalbahn.
Ludger Kenning
Damals bei der Selketalbahn.
Das Meterspurnetz zwischen Gernrode, Alexisbad, Harzgerode, Straßberg, Stiege, Hasselfelde und Eisfelder Talmühle in der Reichsbahnzeit
288 Seiten im Format 25 x 21 cm, Hardcover, mit 164 Farb- und 206 Schwarzweißfotos sowie fünf Tabellen, Verlag Kenning, Nordhorn 2022. ISBN: 978-3-944390-25-3 Preis: 49,95 Euro
Literatur über die Schmalspurbahnen im Harz gibt es reichlich, sogar zwei explizite Fotobücher über die Selketalbahn erschienen bereits in den vergangenen Jahren im Verlag Dirk Endisch und wurden hier im Preß’-Kurier entsprechend besprochen (PK 151 und PK 185). Im größeren Format und auf einem sichtbar höheren Niveau agiert bei Fotobüchern der Verlag Kenning – und wenn der Verlagsinhaber selbst seinen Fotoschatz zum östlichen Meterspurnetz im Harz öffnet, ist selbstverständlich ein Bilderfeuerwerk in Perfektion zu erwarten.
Nach einer knappen Einführung zur Geschichte der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn und der Entwicklung bis 1992 startet der Bilderreigen in Gernrode, um sich ausführlich den Stationen und Streckenabschnitten bis Eisfelder Talmühle zu widmen. Erwartungsgemäß reichhaltig sind die Bildtexte, exklusiv und erstveröffentlicht die Mehrzahl der Fotos. Im Gegensatz zu anderen Publikationen fällt der souveräne Umgang mit Landschaft und Umfeld sofort ins Auge: Hier wird jedem einzelnen Bild der Platz eingeräumt, den es verdient, das Layout ist vielfältig und geschmackvoll, die Wiedergabequalität der Fotos der sicher in sie gesteckten Reproduktionsarbeit ebenbürtig und auf höchstem Niveau.
Wie um zu beweisen, dass es auch anders geht, hat der Autor und Aktivist der guten Bildbearbeitung auf der Buchseite 145 ein unscharfes Bild schief platziert – Chapeau! Die immergleichen Bildschatten fallen ebenfalls wieder negativ auf, sind aber bekanntlich Geschmackssache. Auf den letzten knapp 50 Seiten werden die Triebfahrzeuge und viele Wagen der Selketalbahn (mit Fokus auf die Zeit vor 1984, also vor dem Lückenschluss zwischen Straßberg und Stiege) vorgestellt; hier findet sich ebenfalls mancher Schatz! So wird ausnahmsweise eine Aufnahme von der Lok 99 6101-2 aus Hasserode (an der Harzquerbahn) gezeigt – genau das Bild, welches der in seiner Kindheit oft dort weilende Rezensent als Infektionsort mit dem Schmalspurvirus vor Augen hat. Alle anderen Leser haben auch mannigfaltig Gelegenheit, sich in die Details der Fotos zu vertiefen und den Erinnerungen an diese Schmalspurperlen aus dem Harz hinzugeben. Für die Zukunft wäre ein „Damals bei der Harzquerbahn“ vermutlich ebenso reizvoll wie wenn SSB-Medien die Schmalspur-Album-Reihe auf den Harz ausweiten will – das Buch der Herzen aber dürfte trotzdem dieses Werk bleiben!
Fazit: Das Bücherregal beherbergt schon umfangreiche Harzbahnbücher? Macht nichts, denn dieses Buch sollte unbedingt die Sammlung ergänzen! So erfrischend und nahezu perfekt wurde die Selketalbahn noch nie fotografisch gewürdigt.
Angaben zum Bezug der Bücher gibt es im Internet
06.10.2022