Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha

Die Corona-Pandemie überschattete auch die Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH (TWSB). Während des Lockdowns im Frühjahr gingen die Fahrgastzahlen dieser Straßenbahn auf bis zu 20 % zurück. Ein Fahrkartenverkauf durch die Fahrer fand nicht statt. Dem Unternehmen brachen dadurch zu Jahresanfang einkalkulierte Einnahmen weg, weshalb die TWSB Gelder aus dem vom Bund gewährten Hilfsfonds erhielt.

Alle praktischen Arbeiten des Vereins Gothaer Straßenbahnfreunde e. V. wurden im Frühjahr weitestgehend eingestellt, Sonderfahrten sagten der Verein und die GmbH ab Mitte März ab und auch der für den 4. April vorgesehene Fantag entfiel. Um den Einnahmeausfällen entgegenzuwirken, legten die Gothaer Straßenbahnfreunde „Coronabonds“ in verschiedener Stückelung auf. Viele Freunde kleiner Bahnen unterstützten den Verein mit dem Kauf dieser Urkunden. Ein Teil der auf diese Weise gespendeten Beträge gilt als Gutschein für kommende Veranstaltungen.

Ab August fanden eingeschränkt Sonderfahrten für organisierte Reisegruppen vorrangig mit dem Gelenktriebwagen 215 bei festgelegter Sitzordnung und Einhaltung der Mund-Nase-Bedeckungspflicht statt.

Infrastrukturseitig wurden ab Frühjahr die Bauarbeiten in der Gothaer Friedrichstraße fortgesetzt, so dass die Züge seitdem anstatt zum Hauptbahnhof zum Ostbahnhof fuhren. Die mit DÜWAG-GT8N bestückten Kurse endeten und wendeten bereits am Gleisdreieck Huttenstraße.

Anfang November brachte die Erfurter Gleisbau GmbH ein mit Schneidewerkzeug bestücktes Zweiwegefahrzeug nach Gotha, um zwischen Schnepfenthal und Friedrichroda Strauchwerk und Bäume zurückzuschneiden.

Fahrzeuge

Die Hauptuntersuchung des Tw 304 (KT4D) wurde im Oktober abgeschlossen. Dieser Wagen präsentiert sich nun elfenbeinlackiert mit roter Zierleiste, wie in den 1980er Jahren üblich. Am Tw 222 (Be4/8) gingen die Anpassungsarbeiten an das deutsche Reglement weiter, so dass ab Herbst erste Mess- und Probefahrten sowie Bremsprüfungen unter den Augen der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) stattfanden. Viele Feinabstimmungen für dieses Prototypfahrzeug werden die Inbetriebnahme der weiteren Fahrzeuge dieses Typs erleichtern. Es gilt ein fester Projektplan, der aufgrund verzögerter Zulieferungen einzelner Komponenten nicht immer einhaltbar ist. Die Zielstellung ist immer noch, die Zulassung in diesem Jahr zu erhalten.

Der Tw 39 erhielt eine umfassende Aufarbeitung des Fahrwerks. Die Aufarbeitung des Wagenkastens mit Neulackierung wird derzeit geplant. Am Tw 43 konnte das Fahrgestell ausgebaut und zur Überarbeitung der Radsätze nach Erfurt gebracht werden.

Am Tw 47 wurden weitere Arbeiten an der elektrischen Ausrüstung ausgeführt, so dass er die ersten Proberunden auf dem Betriebshofgelände erfolgreich absolvierte. Nach einigen Restarbeiten an der Kleinspannungsanlage kann der Wagen dann wieder in Dienst gehen. Für die Tw 47 und 215 wurden neue Zielfilme beschafft und eingebaut.

Alle Baugruppen des Tw 56 befinden sich inzwischen wieder in Gotha, so dass er auf seine Endmontage wartet. Der Bw 82 wurde befundet, um den Aufarbeitungsbedarf zu ermitteln. Es stehen umfangreiche Restaurierungsarbeiten am Fahrgestell und am blechbekleideten hölzernen Wagenkasten an. Dazu bittet der Verein um finanzielle Unterstützung in Form von Spenden. Näheres ist auf der neugestalteten Internetseite www.waldbahn-gotha.de zu lesen. Ziel ist es, den historischen Zug spätestens zum 95. Jubiläum der Thüringerwaldbahn im Jahre 2024 komplett einsatzfähig zu haben.

Trotz unsicherer Aussichten wegen des Coronavirus gehen die Planungen für das Jahr 2021 weiter, denn der 25. Jahrestag der Vereinsgründung rückt näher. Dazu werden umfangreiche Fantage, möglicherweise mit einem Gastfahrzeug, vorbereitet, die vom 10. bis zum 12. September 2021 stattfinden sollen. Außerdem stehen Veranstaltungen wie z. B. „40 Jahre Tatrawagen in Gotha“ auf der Liste.

Für das kommende Jahr plant die DB Netz AG die Modernisierung des Bahnübergangs in Schnepfenthal, der gemeinsam mit der Thüringerwaldbahn geschaltet ist. Diese Arbeiten werden voraussichtlich während der thüringischen Sommerferien ausgeführt.

Ronny Quaß

14.12.2020