Freundeskreis Selketalbahn e. V.

Auf dem Bahnhofsgelände von Gernrode entsteht in den nächsten Jahren eine neue Schauanlage, auf der vier von der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn (GHE) stammende bzw. einst auf der Selketalbahn eingesetzte Güterwagen ausgestellt und in diesem Zusammenhang einer grundlegenden äußerlichen Aufarbeitung unterzogen werden sollen.

Mit diesem Vorhaben traten der Freundeskreis Selketalbahn e.V. (FKS) und die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) bereits Ende des vorigen Jahres an die Öffentlichkeit. Verwirklicht wird das Projekt neben dem Museum „Anhaltische Harzbahn“, welches im Juni 2008 auf dem hinteren Bahnhofsgelände eingeweiht worden war. Der FKS präsentiert dort:

• historische Gleisbaugeräte
• eine Sammlung von Walzzeichen
• eine Sammlung von Fahrkarten und bahndienstlichen Unterlagen der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft
• eine Waagensammlung
• eine Sammlung landwirtschaftlicher Geräte

Die HSB begrüßt das neue Vorhaben des Vereins und genehmigt die Restaurierung von insgesamt vier Güterwagen, die – wie alle übrigen Fahrzeuge der HSB – vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in den 1990er Jahren unter Schutz gestellt worden waren, im vergangenen Jahrzehnt jedoch in der sogenannten Gernroder Umladung zusehends verfallen sind. Nachdem die für das Projekt vorgesehene Fläche neben dem Museum „Anhaltische Harzbahn“ im Herbst 2012 beräumt worden war, begann mit Unterstützung verschiedener Sponsoren die Herstellung des Unterbaus für die geplante Gleisanlage. In diesem Frühjahr soll mit dem Gleisbau und dem Umsetzen der Wagen die erste Etappe der Museumserweiterung abgeschlossen werden. Bis alle Fahrzeuge wieder in ihrem „alten Glanz“ erstrahlen, werden mehrere Jahre vergehen. Umgesetzt werden sollen folgende Wagen:

• Der zweiachs. gedeckte Güterwagen 99-71-02 (Görlitz 1887). Der mit der Nummer 72´´ als einer der ersten Güterwagen der GHE in Dienst gestellte Gw wurde 1967 von der Deutschen Reichsbahn ausgemustert, blieb jedoch in Gernrode als Lagerraum erhalten. Er zählt zu den ältesten Wagen der HSB.
• Der vierachs. gedeckte Güterwagen 99-71-05, der nach einem Nummerntausch derzeit noch als 99-71-06 in der Gernroder Umladung steht. Vom eigentlichen 99-71-06 wird der Wagenkasten in Gernrode neben der Feldschmiede als Lager genutzt. Beide GGw wurden innerhalb einer zwölf Wagen umfassenden Serie zwischen 1905 und 1907 von der Waggonfabrik Gebrüder Hofmann & Co. AG in Breslau gebaut und als GHE-Wagen 92 und 93 eingereiht. Der „echte“ 99-71-05 war 1985 in Nordhausen zum Hilfszuggerätewagen umgebaut worden, wodurch er komplett erhalten blieb.
• Der zweiachsige Gepäckwagen 905-152´ (Erstbesetzung, Waggonfabrik Herbrand/Köln 1897). Ursprünglich mit einem Postabteil versehen, gehörte er als PwPost 155 zur Erstausstattung der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn (NWE). Nach der Umsetzung von umgebauten sächsischen Gepäckwagen in das Harzer Schmalspurnetz (1960er Jahre) gelangte er zur Selketalbahn, wo er bis 1989 als Gepäckwagen im Einsatz blieb. Nach mehr als 90 Einsatzjahren wurde er 1989 in einen Güterwagen umgezeichnet und in Zweitbesetzung vier Jahre als 99-02-31 geführt. Allerdings kam er seit 1990 nicht mehr zum Einsatz. Mehrere Jahre neben dem Vereinsheim des FKS aufgestellt, musste er diesen Platz im Zuge der Streckenerweiterung nach Quedlinburg räumen und kam in die Umladung. Die IG HSB e. V. betreut übrigens den baugleichen 905-153. Er kommt seit 2002 auf dem HSB-Netz in Sonderzügen als Küchenwagen zum Einsatz.
• Der vierachsige offene Güterwagen 99-03-86 – aktuell ein „Schienencabrio“. Dieser Güterwagen entstand 1900 bei der Waggonfabrik Gebr. Hofmann & Co. in Breslau für die NWE. Nach Einführung des Rollwagenverkehrs auf der Harzquerbahn wurde er vor allem im Selketal eingesetzt und stand so bis zur völligen Einstellung des Güterverkehrs in Betrieb. Nach Übernahme durch die HSB wurde der Wagen 1994 zusammen mit dem annähernd baugleichen 99-03-90 mit Sitzbänken ausgerüstet und war danach eine Fristperiode als „Schienencabrio“ (offener Aussichtswagen) im Einsatz. Seit dem Umbau in einen Sommerwagen trägt er seine alte NWE-Nummer 506. Anfang des neuen Jahrtausends wurde der Wagen in der Umladung in Gernrode abgestellt.

  

André Marks Michael Deckert

07.04.2013