Preßnitztalbahn aktuell
„Schmalspurbahnverkehr rund um die Uhr“ auf der Preßnitztalbahn am 1. und 2. Juni 2012
Zum zweiten Mal nach der Premiere 2011 hatte die IG Preßnitztalbahn e.V. am 1. und 2. Juni zu einer 24-Stunden-Veranstaltung mit Güterzügen zwischen Steinbach und Jöhstadt eingeladen. Und wenn man die Vorbereitungen sowie die Nachtschwärmerfahrt am Samstagabend mit einbezieht, gab es rund 36 Stunden durchgängigen Betrieb auf der Museumsbahn. Deutschlandweit sind derartig konzentrierte und aufwendige Betriebsumfänge für Eisenbahn- und Fotofreunde einmalig, nur auf den britischen Inseln bieten einige Bahnen im Rahmen ihrer „Enthusiast Days“ ähnliche Vielfalt an.
Doch obwohl bereits in den Tagen zuvor das schlechte Wetter schon erkennbar war, fanden sich auch kurz vor Beginn der Veranstaltung weitere Teilnehmer ein, so daß insgesamt wieder knapp 100 Schmalspurgüterzugbegeisterte die Strecke zwischen Steinbach und Jöhstadt säumten. Trotz regnerischer Wetterlage mit nur wenigen Sonnenlöchern zwischendurch waren im Nachgang zahlreiche beeindruckende Foto- und Filmdokumente in den einschlägigen Internetforen oder auf Fotoplattformen zu sehen. Auch der Grundtenor der Rückmeldungen nach der Veranstaltung war sehr positiv, zahlreiche Eisenbahnfreunde kündigten bereits ihre neuerliche Teilnahme bei einer Wiederholung des Programms an.
Einzelne berechtigte Kritikpunkte, die von Seiten der Veranstalter zu verantworten waren, wie z.B. der zu spät erfolgte Versand der Teilnehmerunterlagen oder die teilweise operative Gestaltung der Ausleuchtungen bei den Nachtfotosessions wurden aufgenommen und werden künftig stärker im Vorfeld beachtet. Allerdings gab es auch wieder einzelne Teilnehmer, die trotz Bitten und deutlichen Aufforderungen mit teils farbenprächtigen Kleidungsstücken auf den Bühnen der Wagen verweilten – sehr zum Ärger der Fotografen. Insofern muß die Freigabe der Nutzung von Zügen für die Fotografen sicherlich wieder in Frage gestellt werden, obwohl viele Fotografen diese Möglichkeit natürlich auch gerne genutzt haben.
Wie es sich für das Thema der Veranstaltung gehört, war die Darstellung des Schmalspurbahnalltags der 1970er Jahre stilistischer Schwerpunkt. Dieser Zeitraum war auf vielen sächsischen Schmalspurbahnstrecken durch gemischte Züge mit Personen- und Güterbeförderung, noch vereinzelten reinen Schmalspurgüterwagenzügen, aber auch durch Züge mit aufgebockten regelspurigen Güterwagen geprägt. Natürlich kamen einzelne Überführungsfahrten oder die Bedienung von Anschlüssen und Ladegleisen ebenfalls im Programm vor. Zwar mußte der geplante Einsatz eines Autokranes wegen verspäteter Anreise verschoben werden, aber aufgrund entsprechender Flexibilität bei allen Beteiligten konnten auch Ladeszenen realisiert werden. Dank der spontanen „Mitwirkung“ von Teilnehmern des auf dem Bahnhofsgelände in Steinbach stattfindenden Oldtimerfestes waren auf den Straßen und an den Bahnübergängen interessante Situationen wie vor 40 Jahren zu erleben. Nicht zuletzt wurden besonders am Sonnabend die Ladestraßen in Schmalzgrube und Schlössel durch historische Lastkraftwagen verschönert.
Daß es dabei insgesamt weniger um eine Nachstellung des Alltags allein auf der alten Preßnitztalbahn ging, war schon durch den Einsatz der 99 4511-4 zu sehen, die in der genannten Epoche ja gar nicht auf sächsischen Gleisen anwesend war. Aber vielen Fotografen und Filmern gelangen wieder interessante Situationsdokumente, da das eingesetzte Personal wie selbstverständlich in die jeweiligen Rollen schlüpfte.
Ein Handicap für die gesamte Veranstaltung stellte dabei die Straßensperrung zwischen Steinbach und dem Bahnübergang an der Grumbacher Straße dar. An einer Baustelle erfolgt an der Preßnitz die Erneuerung der Ufermauer. Doch manche Fotografen erkannten darin wenigstens den Vorteil, daß sich der dadurch im Tal behinderte Individualverkehr nicht störend in den Bildarrangements mit Eisenbahn und Landschaft auswirken konnte.
Die Veranstaltung forderte allen Beteiligten wieder eine enorme Anstrengung ab, rund 30 Mitstreiter sorgten dafür, daß der Fahrplan mit nur leichten Abweichungen umgesetzt werden und der betriebliche Ablauf unfall- und störungsfrei abgewickelt werden konnte.
Eine Neuauflage des Veranstaltungskonzeptes, mit Berücksichtigung der vielfältigen Erkenntnissen hat damit sicherlich gute Chancen.
11.06.2012