Thüringerwaldbahn

Vom 30. September bis 2. Oktober 2011 fand in Gotha das im PK 121 angekündigte internationale Treffen von Straßenbahnern und Straßenbahnfreunden statt. Der Einladung des Vereins Gothaer Straßenbahnfreunde e.V. folgten ca. 60 Gäste aus vielen Teilen Europas, so neben deutschen Nahverkehrsfreunden unter anderem auch Teilnehmer aus der Tschechischen Republik, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Skandinavien. Den weitesten Anreiseweg hatte ein Straßenbahnfreund aus Bilbao (Spanien). Und ihr Kommen hatte sich gelohnt, denn der gastgebende Verein aus der ehemaligen Residenzstadt bot ein „Rundum-Wohlfühlprogramm“ auf Meterspurgleisen. Nachdem der größte Teil der Gäste eingetroffen war, begann das Treffen am Freitagabend mit einer abendlichen Sonderfahrt von Gotha nach Waltershausen und zurück mit einigen Fotohalten, wobei der Gotha-Gelenkwagen Tw 215 und der Bw 93 (Baujahre 1967 und 1956) zum Einsatz kamen. Nach der Rückkehr stellten die Gastgeber vor der Wagenhalle des Gothaer Straßenbahnhofes eine sehenswerte, illuminierte Nachtfotoparade zusammen. Gebildet wurde sie aus allen historischen Straßenbahnwagen, dem Turmwagen 010, welcher wie der historische Waldbahnzug aus dem Jahr 1928 stammt, dem Arbeitswagen 47 (Baujahr 1963) und je einem Vertreter aus dem aktuellen Wagenpark. Der Sonnabend stand ganz im Zeichen der Thüringerwaldbahn, welche übrigens über Jahrzehnte als eine der wenigen nach der deutschen Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung betriebenen Bahnlinien in den Gesamtausgaben der Kursbücher der „großen Eisenbahn“ vertreten war. Nach einer kurzen Fotosonderfahrt mit der in Prag bei CKD gebauten KT4D-Traktion Tw 305 + Tw 302 (Baujahre 1982 und 1981) und den beiden ehemaligen Mannheimer Duewag-Wagen 396 (Baujahr 1962) und 442 (Baujahr 1967) zur Wendeschleife an der Pferderennbahn in Boxberg am Vormittag, verließen der historische Waldbahnzug Tw 56 + Bw 82 mit der Güterlore 101, der vom Vorabend bekannte Gelenkzug und der T 57-Tw 47 Gotha in Richtung Waltershausen und Tabarz. Anschließend pendelten die genannten Fahrzeuge mehrmals zwischen diesen beiden Orten und luden dabei zum Mitfahren und Fotografieren ein. Ein von den Zwickauer Nahverkehrsfreunden mitgebrachter Robur-Bus bereicherte dabei einige der Fotostellen. Der Samstagabend klang für die Teilnehmer in einem Gothaer Hotel bei einem Abendessen, interessanten Gesprächen und Diavorträgen aus. Am Sonntag galt das Hauptaugenmerk den beiden Straßenbahnlinien im Gothaer Stadtgebiet, auf denen der Gelenkwagen 215 und die beiden zweiachsigen Triebwagen 47 und 39 als Sonderwagen mehrere Pendelfahrten absolvierten. Der 1955 in Dienst gestellte Triebwagen 39 entstand übrigens zu einer Zeit, als in der DDR bereits fast ausschließlich Einheitsstraßenbahnwagen gebaut wurden. Er stammt aus einer Kleinserie von lediglich fünf durch den damaligen „Haus- und Hoflieferanten“ der Gothaer Straßenbahn, dem Waggonbau Gotha, gefertigten Triebwagen dieses Typs. Bekannt sind die fünf Fahrzeuge unter der (inoffiziellen) Typenbezeichnung ET55. Dank des hohen Engagements der Gothaer Straßenbahnfreunde e.V. und nicht zuletzt des durchgehenden Kaiserwetters wurde die Veranstaltung ein voller Erfolg.

Guido Wranik

16.10.2011