Schmalspurbahnen in Europa
Die „Leighton Buzzard Railway“
Die Leighton Buzzard Railway ist eine Schmalspurbahn in der englischen Stadt Leighton Buzzard. Diese Museumsbahn ist 4,6 km (2,85 Meilen) lang und hat eine Spurweite von 610 mm (zwei englische Fuß). Die Stadt Leighton Buzzard liegt nördlich von London in der Grafschaft Bedfordshire und hat etwa 37 000 Einwohner. Leighton Buzzard liegt an der Bahnlinie London Euston – Birmingham der British Rail.
Geschichte
![Die 1917 in den USA gebaute Lok 778 weist die aus deutscher Sicht für eine Schmalspurdampflok ungewöhnliche Achsfolge von 2’C auf. Die Aufnahme der US-Heeresfeldbahnlok am Bahnhof Page’s Park entstand 2009. | 05.09.2009 | Foto: Dietmar Franz Die 1917 in den USA gebaute Lok 778 weist die aus deutscher Sicht für eine Schmalspurdampflok ungewöhnliche Achsfolge von 2’C auf. Die Aufnahme der US-Heeresfeldbahnlok am Bahnhof Page’s Park entstand 2009.](/site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0023_a15418.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0023_a15418.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0023_a15418.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0023_a15418.2000x0.webp 5006w)
![Die im Jahr 1918 in Schottland von „Andrew Barclay Locomotive“ mit der Fabriknummer 1578 gelieferte Lok „Gertrude“ leistete am 5. September 2009 als Gastfahrzeug von der „Welsh Highland Heritage Railway“ aus dem walisischen Porthmadog ihrer Schwesterlok „Doll“ Vorspann. Beide Maschinen waren werksneu zur Sydenham Ironstone Quarries in die Grafschaft Oxfordshire gekommen. Bei der Leighton Buzzard Railway trafen sie sich 2009 erstmals wieder. | 05.09.2009 | Foto: Dietmar Franz Die im Jahr 1918 in Schottland von „Andrew Barclay Locomotive“ mit der Fabriknummer 1578 gelieferte Lok „Gertrude“ leistete am 5. September 2009 als Gastfahrzeug von der „Welsh Highland Heritage Railway“ aus dem walisischen Porthmadog ihrer Schwesterlok „Doll“ Vorspann. Beide Maschinen waren werksneu zur Sydenham Ironstone Quarries in die Grafschaft Oxfordshire gekommen. Bei der Leighton Buzzard Railway trafen sie sich 2009 erstmals wieder.](/site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0000_a15419.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0000_a15419.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0000_a15419.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0000_a15419.2000x0.webp 5006w)
Sand ist ein Baustoff, der in ganz Europa vorkommt. Besonders reine Sandvorkommen sind ein wertvoller mineralischer Rohstoff, der unter anderem in Glashütten und Gießereien benötigt wird. Solchen Sand importierten britische Unternehmen unter anderen aus Belgien. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges standen diese Lieferungen infolge der Besetzung Belgiens durch das Deutsche Reich nicht mehr zur Verfügung. Aber Sand in dieser Qualität wurde auch in Bedfordshire ab dem 19. Jahrhundert abgebaut. Bedeutende Vorkommen liegen in der Nähe der Stadt Leighton Buzzard. Der abgebaute Sand wurde auf Pferdewagen von den Sandgruben zur südlich von Leighton Buzzard liegenden Eisenbahnlinie Leighton Buzzard – Dunstable transportiert. Die stahlbereiften Räder der Pferdewagen und auch die der ab Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzten Dampflastwagen verursachten jedoch Schäden an den Straßen, was zu Klagen gegen die Sandgrubenbesitzer führte. Die im Ersten Weltkrieg aus Belgien ausbleibenden Lieferungen führten zu einer wesentlichen Erhöhung der Fördermengen in diesen englischen Sandgruben. Diese Mengen konnten nicht mehr mit Pferde- und Dampflastwagen transportiert werden. Deshalb beschlossen die Sandgrubenbesitzer den Bau einer Schmalspurbahn mit einer Spurweite von zwei Fuß aus ihren Sandgruben nach Grovebury, dem Rangierbahnhof an der Bahnstrecke von Leighton Buzzard nach Luton. Diese am 20. November 1919 eröffnete Schmalspurbahn war über sechs Kilometer lang und Zweiggleise führten zu den einzelnen Sandgruben. Die Schienen stammten vom „War Department Light Railways“ (britisches Heeresfeldbahnamt). Anfangs zogen ausschließlich Dampflokomotiven die Züge, ab 1921 kamen auch Dieselloks zum Einsatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Sandtransport zurück auf die Straße. Mitte der 1960er Jahre nutzte nur noch eine Sandgrube die Schmalspurbahn. Deshalb wurde die Strecke Leighton Buzzard – Dunstable 1965 stillgelegt, der Abschnitt Leighton Buzzard – Rangierbahnhof Grovebury blieb bis 1969 in Betrieb. Da seit 1968 kaum noch Sand auf der Schmalspurbahn transportiert wurde, führten ehrenamtlich tätige Eisenbahnfreunde ab dieser Zeit an den Wochenenden einen bescheidenen Reiseverkehr durch. Der letzte Sandtransport auf der Strecke fand 1969 statt. In den Sandgruben übernahmen Förderbänder und Lastkraftwagen die Aufgaben der Eisenbahn. Heute wird die verbliebene Strecke von der Leighton Buzzard Narrow Gauge Railway Society Ltd. ausschließlich als Museumsbahn betrieben.
Der Museumsbetrieb
Wie bei allen Museumsbahnen gibt es auch bei der Leighton Buzzard Railway festgelegte Verkehrstage. In den Sommermonaten verkehren die Züge fast täglich, schwerpunktmäßig aber an den Wochenenden. Die Fahrzeit für eine Strecke beträgt etwa 25 Minuten. Bei einem Aufenthalt von 20 Minuten in Stonehenge Works Station beträgt die Fahrzeit von Page’s Park und zurück etwa eine Stunde und zehn Minuten. Dadurch pendeln die Züge an einem Betriebstag mehrmals. Der Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt beträgt acht britische Pfund. Es gibt ein Familienticket und Ermäßigungen für Kinder und Senioren. In den für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereichen ist das Fotografieren der Museumsbahn erlaubt, von den vielen an die Strecke angrenzenden privaten Grundstücken ist es ohne Genehmigung weniger gern gesehen.
Die Strecke
![In der Stonehenge Works Station sind auch mehrere Dieselloks und Grubenbahnfahrzeuge ausgestellt. | 05.09.2009 | Foto: Dietmar Franz In der Stonehenge Works Station sind auch mehrere Dieselloks und Grubenbahnfahrzeuge ausgestellt.](/site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0064_a15420.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0064_a15420.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0064_a15420.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0064_a15420.2000x0.webp 5006w)
Entlang der Strecke erinnert heute nichts mehr an die einstige Rolle der Eisenbahn für die Industrie und an die Bedeutung industriell genutzter Schmalspurbahnen im 20. Jahrhundert in Großbritannien. Die Strecke begann ursprünglich in Grovebury. In einer starken Steigung führte sie weiter bis Page’s Park (Google-Earth: 51°54’31.57“N/ 0°39’3.80“W), seit 2006 der südliche Endbahnhof der Museumsschmalspurbahn. Vor dem Page’s Park überquerte die Strecke die Hockliffe Road. Hier zweigte ein Anschluss nach Süden zu einer weiteren Sandgrube ab. In Page’s Park befindet sich heute ein Lokschuppen mit vier Gleisen. Von hier führt das Streckengleis in nordöstlicher Richtung durch ein in den 1970er Jahren gebautes Wohngebiet und dann in nördlicher Richtung, es überquert die Stanbridge Road und erreicht nach etwa 1,8 km den Zwischenbahnhof Leedon Loop (Google-Earth: 51°55’7.69“N / 0°38’21.52“W). Diese Betriebsstelle ist mit zwei Weichen ausgestattet, so dass hier Zugkreuzungen stattfinden können. Nach dem niveaugleichen Überqueren der Hockliffe Road führt die Strecke in nördliche Richtung, um dann nach dem Kreuzen des Appenine Way in nordwestlicher Richtung abzuschwenken. Nach dem Bahnübergang an der Vandyke Road schwenkt die Eisenbahnstrecke in einem 90-Grad-Bogen wieder in nordöstliche Richtung. Danach zweigte in nordwestliche Richtung der Anschluss zur Chamberlain’s Barn Sand Quarry ab. Von hier verläuft die Strecke parallel zur Vandyke Road. Nach dem Queren der Shenley Road verläuft die Trasse parallel zur Mile Tree Road und erreicht nach 4,6 km den nördlichen Endbahnhof Stonehenge Works Station (Google-Earth: 51°56’15.40“N / 0°37’57.96“W). In Stonehenge Works Station befindet sich das Depot der Gesellschaft. Hier sind zahlreiche Industrie- und Bergbaulokomotiven ausgestellt. Ursprünglich führte von hier die Strecke in nordöstliche Richtung auf 1,6 km Länge zweigleisig zu den Sandgruben Munday’s Hill Quarry, Churchways Quarry und Long Stretch Quarry.
Fahrzeuge
![Die Lok „Elf“ lieferte O & K aus Berlin 1936 nach Kamerun. Seit 1972 befindet sie sich bei der Leighton Buzzard Railway. | 05.10.2014 | Foto: Dietmar Franz Die Lok „Elf“ lieferte O & K aus Berlin 1936 nach Kamerun. Seit 1972 befindet sie sich bei der Leighton Buzzard Railway.](/site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0032_a15421.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0032_a15421.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0032_a15421.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0032_a15421.2000x0.webp 5006w)
![Der Wagenpark der Leighton Buzzard Railway setzt sich aus vielen verschiedenen Fahrzeugen zusammen, die Aufbauten für die Beförderung von Fahrgästen sind meist im Eigenbau entstanden. Wagen Nr. 11 gehört zu den Wagen mit Dach. | 05.10.2014 | Foto: Dietmar Franz Der Wagenpark der Leighton Buzzard Railway setzt sich aus vielen verschiedenen Fahrzeugen zusammen, die Aufbauten für die Beförderung von Fahrgästen sind meist im Eigenbau entstanden. Wagen Nr. 11 gehört zu den Wagen mit Dach.](/site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0007_a15421.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0007_a15421.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0007_a15421.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0007_a15421.2000x0.webp 5006w)
![Um eine deutsche Brigadelok handelt es sich bei Lok 1091. Die von Henschel und Sohn 1918 mit der Fabriknummer 15968 gebaute Heeresfeldbahnlok nahm im September 2009 als Gastfahrzeug am Jubiläum „90 Jahre Leighton Buzzard Railway“ teil. Regulär ist sie bei der North Gloucestershire Railway im englischen Toddington beheimatet. Der dortige Verein erwarb sie 1986 von der Zuckerfabrik Naklo (Nakel, Wirsitzer Kreisbahn). | 05.09.2009 | Foto: Dietmar Franz Um eine deutsche Brigadelok handelt es sich bei Lok 1091. Die von Henschel und Sohn 1918 mit der Fabriknummer 15968 gebaute Heeresfeldbahnlok nahm im September 2009 als Gastfahrzeug am Jubiläum „90 Jahre Leighton Buzzard Railway“ teil. Regulär ist sie bei der North Gloucestershire Railway im englischen Toddington beheimatet. Der dortige Verein erwarb sie 1986 von der Zuckerfabrik Naklo (Nakel, Wirsitzer Kreisbahn).](/site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0069_a15423.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0069_a15423.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0069_a15423.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2009-09-05_dfr-pic_0069_a15423.2000x0.webp 5006w)
![Die älteste Lok der Leighton Buzzard Railway ist die „Chaloner“ mit ihrem Stehkessel. Gebaut 1877 im walisischen Caernarfon von De Winton, war sie bis 1960 bei verschiedenen Sandgruben im Einsatz. Im Jahr 1968 übernahm sie die Leighton Buzzard Railway | 05.10.2014 | Foto: Dietmar Franz Die älteste Lok der Leighton Buzzard Railway ist die „Chaloner“ mit ihrem Stehkessel. Gebaut 1877 im walisischen Caernarfon von De Winton, war sie bis 1960 bei verschiedenen Sandgruben im Einsatz. Im Jahr 1968 übernahm sie die Leighton Buzzard Railway](/site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0040_a15423.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0040_a15423.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0040_a15423.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0040_a15423.2000x0.webp 5006w)
![Zu den in Deutschland gebauten Loks der Leighton Buzzard Railway gehört die Lok „P. C. Allen“. Die Bn2t (O & K, Werk Berlin, 1913/5834) holte die Museumsbahn 1970 aus Spanien nach Großbritannien. | 05.10.2014 | Foto: Dietmar Franz Zu den in Deutschland gebauten Loks der Leighton Buzzard Railway gehört die Lok „P. C. Allen“. Die Bn2t (O & K, Werk Berlin, 1913/5834) holte die Museumsbahn 1970 aus Spanien nach Großbritannien.](/site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0018_a15423.480x0.webp 480w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0018_a15423.1000x0.webp 1000w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0018_a15423.960x0.webp 5005w, /site/assets/files/10136/2014-10-05_dfr-pic_0018_a15423.2000x0.webp 5006w)
Die Leighton Buzzard Railway verfügt über einen großen Fahrzeugpark. Diese Dampf- und Diesellokomotiven stammen zum Teil aus Großbritannien, aber auch aus anderen Ländern. Die älteste Dampflok wurde 1877 gebaut. Drei Lokomotiven stammen aus den Werkhallen von Orenstein & Koppel in Berlin. Alle heute vorhandenen Maschinen kamen einst nicht auf der Sandgrubenbahn um Leighton Buzzard zum Einsatz. Wer beabsichtigt, dieser Museumsbahn einen Besuch abzustatten, der kann sich unter www.buzzrail.co.uk/static/timetables.html über die Verkehrstage, Sonderveranstaltungen und Fahrzeiten informieren.
Anmerkung: In der Printausgabe ist eine Auflistung der Dampflokomotiven sowie eine Übersichtskarte der Leighton Buzzard Railway enthalten
03.02.2017