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Rezensiert: Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz Teil 1
Autorenkollektiv unter Leitung von Holger Drosdeck
Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz
Teil 1: Erinnerungen in Wort und Bild an die Strecke Schönfeld-Wiesa – Thum – Meinersdorf
80 DIN-A4-Seiten mit Rückstichklammerung und 137 Abbildungen, davon 112 in Farbe Herausgeber: Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e. V., Schönheide 2014. ISBN-13: (keine) Preis: 17,90 EUR
Seitdem der Autor dieser Besprechung einen Teil seiner Freizeit im Erzgebirge verbringt, sind dort Umleitungen bei der An- und Abreise als eine Art touristische Zwangsmaßnahme freudige Überraschungen. Diese führen häufig über solch verheißungsvoll klingende Orte wie Tannenberg, Hormersdorf oder gar Jahnsbach – ganz sicher aber über Geyer. Damit und mit Hilfe der Fachbücher von Dieter Bäzold und von Stephan Häupel/Eberhard Schramm konnte er sich als für das Thumer Schmalspurnetz zu spät Geborener über die Jahre ein Bild von den einstigen Strecken und durchfahrenen Orten machen. Um so größer ist bei ihm stets die Freude über weitere Bilder, die Puzzlesteinen gleich sicher spätestens bei Erscheinen der geplanten drei Schmalspur-Alben über das Thumer Streckennetz ein Gefühl von Streckenkenntnis aufkommen lassen werden. Die Zeit bis dahin versüßt uns nun der FHWE mit zwei ebenfalls in weinrot eingeschlagenen, nicht ganz so edel aufgemachten, inhaltlich aber trotzdem hochwertigen Broschüren.
Und während wir uns an anderer Stelle fragen müssen, bei welcher Anzahl Abbildungen des selben Motivs der Spannungsbogen reißen wird, rätselt man hier zum Beispiel, ob Hans-Werner Schellenberg seine Kamera auch gerade halten kann. Bei den auf Seite 6 abgedruckten Wagenaufnahmen konnte er es nicht, später sehr wohl – und so sehen wir zum Beispiel ab Seite 54 reizvolle Fotos der Überführung von 99 534 auf einem Tieflader nach Geyer. Handwerklich gibt es sonst an den Fotos weiter nichts zu mäkeln – die heutige Reproduktionstechnik ermöglicht Ergebnisse, von denen man vor Jahren nur geträumt hätte und hier kommt sie perfekt zum Einsatz.
Zwei andere Dinge geben Anlass zu Kritik am Heft: Das ist zum einen der Umstand, dass die letzten elf Seiten für aktuelle FHWE-Projekte und deren Bewerbung genutzt werden. Für den Seitenumfang ist das im Verhältnis einfach zu viel thematische Abschweifung. Den Vogel schießt die Broschüre aber mit einer ganzseitigen Werbeanzeige ab, auf der ein Unternehmen aus dem Erzgebirge behauptet, dass Tradition bei ihnen Vorfahrt hätte und dazu ein Bild einer bekannten Lok aus dem Harz zeigt! Wenn auch ganz sicher nicht in der Verantwortung der Autoren, schmälert solch gedruckte Inkompetenz leider doch den Gesamteindruck einer ja auf ein Fachpublikum ausgerichteten Veröffentlichung. Vielleicht lässt sich solch ein Fauxpas ja für den schon sehnlich erwarteten zweiten Teil vermeiden?
Fazit: Das Warten auf das ursprünglich für das Frühjahr 2014 angekündigte Heft hat sich gelohnt: Wie schon bei vielen anderen FHWE-Publikationen ist die Mischung aus exquisitem Bildmaterial und sehr persönlichen Erinnerungen von Zeitzeugen an die Eisenbahn eine gelungene Ergänzung zu den bereits vorliegenden Streckenmonografien und kann trotz kleiner, ganz sicher nicht den Autoren anzulastenden Kritikpunkten, sehr empfohlen werden.
Bezogen werden kann das Heft z. B. beim FHWE e.V., Ottostraße 14 in 09113 Chemnitz oder unter bestellung@fhwe.de
15.02.2015