Editorial
Liebe Preß´-Kurier-Leser,
manchmal wähne ich mich, wenn ich so an den Texten der jeweils aktuellen Ausgabe des „Preß´-Kurier“ schreibe, in der Wiederholungsschleife. Hatten wir darüber nicht schon einmal berichtet? War das nicht vor ein paar Jahren eine ähnliche Situation?
Es ist tatsächlich so, daß sich viele Meldungen ähneln. Bereits seit 20 Jahren beobachten wir die Aktivitäten der Vereine und Bahnen. Jedes Jahr können wir bei der Preßnitztalbahn in der zweiten Ausgabe des Jahres von den Bestrebungen berichten, den Winter zurückzulassen und die Fahrzeuge und Anlagen auf eine neue Saison vorzubereiten. Doch was sich unterscheidet, sind die Ergebnisse und die erreichten Vorhaben, auf denen sich wieder neue Projekte aufsetzen lassen.
Zwei Dampfloks parallel in weitgehend eigener Regie innerhalb der vergangenen Monate erfolgreich durch die Kessel- bzw. komplette Fahrzeuguntersuchung gebracht zu haben, bedeutet eine enorme Anstrengung der beteiligten Aktiven, die nicht hoch genug zu würdigen ist. Und diese Anstrengung sichert auch für die kommenden Jahre den besonderen Stand der Preßnitztalbahn, mit ihrem abwechslungs- und umfangreichen Betriebspark werben zu können – als schönste Schmalspurbahn Sachsens.
Aktive Werbung mit eindrucksvoller Fahrzeugpräsenz in eigener Sache machten in einer engen Kooperation die Museumsbahn Preßnitztalbahn, die EBB Pressnitztalbahn mbH, die Rügensche BäderBahn „Rasende Roland“ und der VSE für ihre jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkte auf der ITB in Berlin. Die Effekte aus den vielen geknüpften Kontakten mit Reiseveranstaltern aus der ganzen Welt werden sich mit Sicherheit positiv auf die Entwicklung in den kommenden Jahren auswirken.
In diesem Zusammenhang muß sich leider auch die Projektleitung der „Dampfbahn-Route“ die Frage gefallen lassen, ob nicht dem Interesse geschuldet, möglichst viele Partner ins Boot zu holen, eine „Verzettelung“ eintritt und die Akzente für die Außendarstellung richtig gesetzt werden. Eine gemeinsame Interessenlage aller Beteiligten mag als Einstiegskriterium ausreichend sein, eine Solidargemeinschaft von den im Lande im Wettbewerb stehenden Einrichtungen kann aber keine tragfähige Basis auf Dauer sein.
Vielleicht stellt die parallele Mitwirkung im Netzwerk „Sachsen unter Dampf“ ja damit auch weiterhin ein profundes Wettbewerbkorrektiv dar? Eigene werbewirksame Außenauftritte werden beide Netzwerke aber nicht ersetzen.
Fragen ganz anderer Art muß sich die schwarz-gelbe Landesregierung in Sachsen gefallen lassen. Mit besonderer Wertschätzung der Schmalspurbahnen im Koalitionsvertrag gestartet, hat man inzwischen nach der noch immer auf ihren Weiterbau wartenden Weißeritztalbahn mit der Döllnitzbahn, der man in Stellvertretung durch den ÖPNV-Zweckverband den Geldhahn zudrehen will, die zweite eigenverschuldete Baustelle in diesem Bereich. Da kann einem bei Fortsetzung dieser Politik nur Angst und Bange werden.
Mitfahren kann Bahnen retten. Fahren Sie bitte mit. Oft!
Glück Auf
10.04.2011