Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
99 586 als IV K 176 wieder in Betrieb
Eine IV K ist wieder betriebsfähig. Das Schmalspurland Sachsen ist in der beneidenswerten Lage, solche Nachrichten vergleichsweise häufig verkünden zu können. Mit dem Abschluß der Hauptuntersuchung von 99 586 der Traditionsbahn Radebeul e.V. ist aber nicht irgendeine IV K, sondern eine neue "grüne" IV K seit dem 23. November 2007 betriebsfähig
! Nachdem die weit über die Grenzen des Freistaates bekannte IV K 132 (99 539) im Mai 2007 aufgrund Fristablaufs abgestellt werden mußte, tritt jetzt die äußerlich einer Altbau-IV K angenäherte 99 586 in die „Fußstapfen“ von IV K 132. Beide Meyerlokomotiven entstanden in den sechziger Jahren im Raw Görlitz-Schlauroth neu. Seitdem sind etwa fünf Jahrzehnte vergangen. 99 539 befand sich in diesen Jahren regelmäßig im Einsatz – entsprechend hoch war der Verschleiß an mehreren Baugruppen. 99 586 zierte hingegen seit 1993 den Denkmalszug in Radebeul Ost. Obwohl sie über 15 Jahre relativ ungeschützt im Freien gestanden hatte, traf der Vorstand der Traditionsbahn Radebeul e.V. im Jahr 2006 die Entscheidung, diese IV K anstelle der IV K 132 einer Hauptuntersuchung zuzuführen.
Ausgeführt wurde die grundlegende Aufarbeitung seit September 2006 in der Lokomotivwerkstatt Oberwiesenthal der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft mbH (SDG) sowie in der BVO-Werkstatt Marienberg. Auf Erfahrungen mit Hauptuntersuchungen von IV K konnten die dort Beschäftigten von BVO und SDG nicht zurückgreifen. Langsamer als erwartet, dafür aber gründlich arbeiteten sie alle Bauteile auf. Ursprünglich einmal avisierte Termine zur Wiederinbetriebnahme – z. B. der Mai 2007, um sowohl IV K 132 als auch IV K 176 unter Dampf präsentieren zu können – platzten. Nach der Demontage und gründlichen Reinigung der Bauteile in Oberwiesenthal waren mehrere unerwartete Schäden zu Tage getreten. Deren Reparatur hielt auf. Den Dampfkessel und den Brückenrahmen arbeiteten die Beschäftigten der BVO-Werkstatt Marienberg auf. Aber auch die Traditionsbahn Radebeul e.V. als Eigentümer der IV K hat viele Einzelteile selbst bearbeitet und zugeliefert. Zwei Vereinsmitglieder begleiteten die HU viele Male direkt vor Ort.
Der Betriebsleiter der SDG berichtet: „Es wurde ein hoher Arbeitsaufwand bewältigt, hatte doch die lange Abstellzeit im Freien der Lok arg zugesetzt. Der Aschkasten war durchgerostet und mußte vollständig neu gebaut werden. Auch am Kessel waren umfangreiche Arbeiten nötig. Alle Stehbolzen wurden erneuert und die Rauchkammerrohrwand mußte ersetzt werden. Erst nach diesen aufwendigen Arbeiten konnte der Kesselsachverständige Dipl.-Ing. (FH) Herr Hans Förster die Kesselabnahme durchführen.“ Um die Untersuchung nach Eisenbahnbau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen (ESBO) – umgangssprachlich noch immer Hauptuntersuchung genannt – zu bestätigen, waren viel Meß- und Prüfarbeiten auszuführen. Alle Lager der Lauf- und Triebwerke wurden erneuert und die vorgeschriebenen Stellungen justiert. Im Rahmen der Endmontage wurde die Lokomotive im Aussehen dem einer Altbau-IV K der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen angenähert. Dazu erhielt sie z. B. neue Aufstiegstritte zum Führerstand, Lufthutzen auf dem Führerhausdach sowie Nietimitate an den Wasserkästen. Am 23. November 2007 rollte 99 586 unter dem Jubel der Anwesenden in schwarzgrüner Lackierung als IV K Nr. 176 aus der Lokomotivwerkstatt Oberwiesenthal heraus. Mit dieser Bahnnummer war 1914 der 1964 zerlegte Vorgänger von 99 586 von den K.Sächs.Sts.E.B. in Dienst gestellt worden. Nach einer kurzen Demonstrationsfahrt nach Hammerunterwiesenthal am 23. November wurde die „neue Grüne“ am 26. November von Oberwiesenthal per Tieflader nach Radeburg gebracht. Am 29. November erteilte der Landesbevollmächtigte für Bahnaufsicht des Freistaates Sachsen die offizielle Betriebserlaubnis für die hauptuntersuchte IV K. Ihren ersten Betriebseinsatz auf der heimatlichen Lößnitzgrundbahn absolvierte sie am 30. November 2007. An diesem Tag nahm sie die Traditionsbahn Radebeul e.V. feierlich wieder in Betrieb. Dazu erhielt sie sogar die Weihe eines Pfarrers.
30.11.2007