Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
ein Museum ist dazu da, die Tore für Besucher zu öffnen und seine Exponate zu präsentieren. Einen Schritt weiter ist im September 2019 das Verkehrsmuseum Dresden (VMD) gegangen – es ließ mehrere Exponate, die viele Jahrzehnte stets im Johanneum, einem nach König Johann von Sachsen benannten Gebäude aus dem Jahre 1586, gestanden hatten, vor das Museum auf den Neumarkt bugsieren.
Eine Präsentation der deutlich leichteren I K Nr. 54 vor dem Verkehrsmuseum hatte die Stadtverwaltung vor zehn Jahren übrigens noch unter sehr fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Erst ein Jahr später durfte sich die I K auf dem PRESS-Tieflader im März 2010 vor dem Johanneum zeigen.
Die zeitweise Auslagerung der Lokomotive „Muldenthal“ und des „Mathildenwagens“ im September 2019 (siehe Foto auf Seite 20) stand im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Ausstellung im Ostflügel des Johanneums. Beide Exponate werden dort ab Mitte Juni 2020 wieder zu sehen sein. Die E 71, der Torso der E 50 und die Siemens & Halske-Wechselstromlokomotive sind nun hingegen langfristig ins Depot an der Zwickauer Straße verbannt. An ihrer Stelle werden im Ostflügel hinter der „Saxonia“ (Leihgabe DB-Museum Nürnberg) erstmals der um 1850 gebaute LDE-Wagen sowie ein Straßenbahnwagen des VMD ausgestellt. Bestandteil der geplanten Dauerausstellung zum Schienenverkehr ist aber auch die IV K 99 535, die seit Juni 1968 im Johanneum steht.
In die neue Ausstellung wird vermutlich auch so mancher „Schickimicki“ integriert. Ob man unbedingt mit einer „Augmented Reality-App“ z. B. in den brodelnden Kessel einer Dampflok hineinschauen können muss, darüber lässt sich streiten.
Unstrittig ist die Enttäuschung bei den beiden großen sächsischen 600-mm-Vereinen in Weißwasser und in der Herrenleite über eine Entscheidung der Museumsleitung. Diese gab die seit den 1960er Jahren im Johanneum ausgestellte 600-mm-Feldbahn-Dampflok der Bauart Péchot-Bourdon im September 2019 als Leihgabe an das Feldbahnmuseum nach Frankfurt am Main. Sowohl der dortige Verein als auch die beiden sächsischen Vereine hatten in den vergangenen Jahren wiederholt um Leihnahme dieser markanten Maschine gebuhlt. Nachdem feststand, dass für dieses Exponat kein Platz in der neuen Ausstellung des VMD sein würde, seien alle drei Vereine per E-Mail angeschrieben worden. Doch weder in Weißwasser noch in der Herrenleite traf eine Anfrage des VMD um Leihname ein …
Dass sich die Feldbahnlok in Frankfurt in sehr guten Händen befindet und im dortigen Museum ebenfalls gut gepflegt und präsentiert wird, steht außer Frage. Allein das fehlende Fingerspitzengefühl des VMD, bei den sächsischen Vereinen nicht nachgefragt zu haben, warum diese nicht antworten, hinterlässt einen zweifelhaften Geschmack.
Keinerlei Zweifel besteht an der Lebendigkeit und Vielfältigkeit der Aktivitäten rund um die Themen des schienengebundenen Verkehrs bei den Bahnen und Vereinen, über die wir in dieser Ausgabe berichten. Der Herbst ist vielerorts die Zeit, in der durch die Aktiven ein Gros an Unterhaltungsarbeiten und Reparaturen an Strecke sowie Fahrzeugen ausgeführt werden. Schauen Sie doch ruhig einmal vorbei und den Aktiven bei diesen Arbeiten über die Schulter – versprochen, Sie werden gänzlich neue Einblicke auf diese Technik bekommen.
Glück Auf
16.10.2019