Klingenberg-Colmnitz – Frauenstein

Sie brachte ab 1898 enormen Fortschritt in die Orte des Osterzgebirges und bestimmte bis 1971 den Tagesrhythmus ihrer Einwohner: die 19,7 km lange Schmalspurbahnstrecke zwischen Klingenberg-Colmnitz und Frauenstein. Das 120-jährige Bestehen wurde nun auf den Tag genau am 14. sowie am 15./16. September auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände von Burkersdorf gefeiert – mit einem ziemlich ungewöhnlichen Stargast: der VI K 99 715. Der Freiberger CDU-Landtagsabgeordnete Steve Ittershagen organisierte mit Unterstützung der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH deren Tieflader zum Transport der Dampflok für das Jubiläum. „Ich konnte es anfangs gar nicht glauben“, so der Burkersdorfer Claus Böhme, „… für uns ist es dadurch das Ereignis des Jahrzehnts geworden. Wir Bahnfreunde sind überwältigt.“ Claus Böhme und einige Mitstreiter haben in den Räumlichkeiten des hergerichteten Wirtschaftsgebäudes am Burkersdorfer Bahnhof eine Sammlung geschaffen, welche die Herzen eines jeden Bahnfreundes höher schlagen lässt. Unter anderem gibt es dort die Jubiläumslinie im Zustand der Reichsbahnkursbuchstrecke 169g in Modellform und jede Menge Bahnunikate zu sehen. Doch der Blickfang war zum Jubiläum die 37 t schwere Dampflok, die auf ihrem Transport von Jöhstadt über die Erzgebirgshöhen nach Burkersdorf auch auf dem Frauensteiner Marktplatz für gehörige Aufmerksamkeit sorgte. Steve Ittershagen konstatierte dazu: „Ich bin erst zur 800-Jahr-Feier Frauensteins auf die Burkersdorfer Eisenbahnfreunde aufmerksam geworden. Und die haben sich hier ein tolles Refugium geschaffen. Es braucht in unserer Gesellschaft nun einmal Leute, die anpacken und sich zu ihrer Heimat bekennen. Und sie kriegen von mir heute ein Dankeschön im Superformat.“ Die Lok war genau jene, die am 20. Oktober 1971 nahe Oberbobritzsch entgleiste und umkippte. Das Zugpersonal und der einzige Fahrgast kamen damals mit dem Schrecken davon. Doch diese Entgleisung nahm die DR zum Anlass, den Betrieb auf der Strecke unmittelbar danach vorzeitig 1971 einzustellen. Trotzdem wurde die Lok repariert und blieb erhalten. Über viele Stationen gelangte sie nach Jöhstadt. Dort befindet sie sich seit mehreren Jahren auf der Preßnitztalbahn regelmäßig im Betriebseinsatz. Etwa 500 Einheimische und Eisenbahnfreunde ließen es sich vom 14. bis 16. September nicht nehmen, die nach 47 Jahren für zwei Tage nach Burkersdorf zurückgekehrte Lok zu bestaunen. Ein Dia-Vortrag von Peter Wunderwald brachte zusätzliche Erinnerungen an die Schmalspurbahnzeit zurück. Da der Raum im Güterschuppen von Burkersdorf zu Vortragsbeginn überfüllt war, wiederholte er kurzerhand seinen Vortrag. Davor und danach bewunderten die Besucher die in diesem Raum vom Calauer Bastler Heinz Schmidt ausgestellten Bahnhofsmodelle. Manche Besucher kamen übrigens zu Fuß, denn der Bahndamm zum Burkersdorfer Bahnhof zeigt sich heute als ein von Bäumen gesäumter Wanderweg mit herrlichen Fernsichten auf die Erzgebirgsheimat.

Steffen Ulbricht

11.10.2018