Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Mohorner Carnevalsverein e. V.
Eine der bedeutendsten Stationen im Wilsdruffer Schmalspurbahnnetz war der Bahnhof Mohorn. Hier trafen sich die Züge nach Klingenberg-Colmnitz und nach Nossen. Doch seit dem 28. Mai 1972 ist es damit vorbei. Der Einstellung des Verkehrs folgte. Anfang der 1970er Jahre die Demontage der Gleisanlagen und in den 1990er Jahren die Überbauung des ehemaligen Bahnhofsgeländes mit Reihenhäusern. Erhalten geblieben ist neben dem Empfangsgebäude auch der zweiständige Lokschuppen. Diesen ließ die Stadtverwaltung von Wilsdruff, in welches Mohorn am 1. August 2000 eingemeindet worden ist, Anfang der 2010er Jahre restaurieren und zum Vereinsdomizil umbauen. Genutzt wird er heute vor allem vom Mohorner Carnevalsverein e. V., der ihn am 11. November 2012 feierlich bezog. Doch der im Lokschuppen zur Verfügung stehende Platz genügt nicht für alle Zwecke der Vereine, so dass die Idee entstand, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu erweitern. Davon war der Denkmalschutz allerdings alles andere als begeistert, so dass die Mohorner Vereine auf einen Baustellencontainer zurückgriffen. Er dient als Lager und Umkleide, beeinträchtigt aber den Anblick. Deshalb kamen die Mohorner auf eine andere Idee: Sie begannen mit der Suche nach dem Kasten eines Eisenbahnwagens, der in den Torbereich integriert werden soll, so dass kein Wärmeverlust auftritt. Als erstes stand dabei der Kasten eines gedeckten Regelspurwagens im Fokus der Mohorner Protagonisten. Als diese dazumit der IG Wagen in Kontakt amen, rieten diese Eisenbahnfreunde von einem solchen Kasten ab und vermittelten den Kontakt zu einem Privatmann bei Meinersdorf, der einen schmalspurigen GGw-Kasten abzugeben hat.
Der Vollständigkeit halber informierte die IG Wagen aber auch über die in Carlsfeld zum Verkauf stehenden Kästen der beiden Traglastenwagen 970-530 und 970-596. Letztendlich wurde sich der Mohorner Carnevalsverein e. V. mit dem Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e. V. (FHWE) im vorigen Jahr zum erstgenannten Sitzwagenkasten kaufeinig. Als Käufer fungierte offiziell die Stadtverwaltung Wilsdruff, da für den Kauf Gelder des Ortschaftsrates Mohorn zur Verfügung standen. Enttäuscht waren Käufer und Verkäufer, als der FHWE im Oktober 2015 auch den Diebstahl der Schlösser in den Schiebetüren von den Perrons am Wagenkasten des 970-530 feststellte. Dennoch behielt die Stadt Wilsdruff ihr Kaufinteresse aufrecht. Am 30. Oktober 2015 brachte ein Tieflader den Aufbau von Carlsfeld nach Mohorn. Hier soll der Wagenkasten in den nächsten Monaten restauriert und umgebaut werden. Äußerlich ist sein Aussehen wie zu Schmalspurbahnzeiten angestrebt, innerlich wird er entkernt und als Umkleide und Lagerraum hergerichtet. Wie dazu die Fenster genau verschlossen werden sollen, steht noch nicht fest. Zunächst geht es um den Neubau des Daches und Erhaltungsarbeiten im Wageninneren. Dazu steht der Kasten aktuell unter einer Kunststoffplane an der Stirnseite des Lokschuppens. Die dortige Bühne und das Perondach sollen abgetrennt werden.
Stationierungsgeschichte des 970-530:
Den 1922 in Werdau gebauten Traglastenwagen stellte die RBD Dresden mit der Betriebsnummer 598K in Dienst. Im Jahr 1927 teilte ihm die DRG die Nummer „Dresden K1125“ zu, 1938 entfiel das K, die nächsten Jahre führte ihn die DRB als „1125 Dre“. Ab 1950 ergänzten eine „7“ als Hinweis auf die Spurweite von 750 mm sowie ein Punkt diese Betriebsnummer zu „7.1125“, welche sich 1958 letztmalig in 970-530 änderte. Die früheste bisher bekannte Stationierung weist den Vierachser 1944 in Oberwiesenthal nach. Bis 1967 blieb er im Bestand der Schmalspurbahn Cranzahl – Oberwiesenthal, allerdings war der Wagen ab 19. Dezember 1966 abgestellt. Auf den 26. April 1967 datiert die Ausmusterungsverfügung für den Wagen. Danach stand er mehrere Monate zum Verkauf. Letztendlich erwarb ihn die BSG „Lokomotive“ aus Freiberg (Sachsen) gemeinsam mit dem 1926 in Werdau gebauten 970-596 per 15. Januar 1968. Beide Wagenkästen standen danach viele Jahrzehnte am Sportplatz in der Nähe der Grube „Alte Anna“. Sie dienten als Aufenthalts- und Umkleideräume. Per 16. November 2003 verkaufte der Sportverein beide Kästen an den Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e. V. (FHWE), der die beiden Aufbauten am 15. Mai 2004 in Freiberg barg und nach Carlsfeld brachte. Hier verbrachten sie über zehn Jahre neben dem Heizhaus im Freien, ohne dass eine (betriebsfähige) Aufarbeitung in greifbare Nähe rückte. Da sich an dieser Situation langfristig nichts ändern würde, entschied sich der FHWE zum Verkauf der Kästen. Mit 970-530 verließ Ende Oktober 2015 nun der erste Kasten den ehemaligen Endpunkt der WCd-Linie und befindet sich jetzt in Mohorn.
14.02.2016