Parkeisenbahnen aktuell
Leserbrief zum Beitrag „Luna-Express“ in Leipzig
Im PK 173 stellten wir den „Luna-Express“, der bis in die 1930er Jahre um den Leipziger Auensee verkehrte, und seine Relikte vor. Zu dieser 600-mm-Bahn erhielten wir von unserem Leser Wolfgang Golzsch aus Leipzig mehrere Ergänzungen, für die sich die Redaktion bedankt und hiermit auszugsweise veröffentlicht.
Eine von Wolfgang Golzsch übersandte Ansichtskarte von der Verbindungsbahn zwischen der Internationalen Baufach-Ausstellung und der Gartenstadt Marienbrunn beweist, dass mindestens eine der später am Auensee eingesetzten Lokomotiven sowie einige Wagen zuvor auf dieser Bahn im Einsatz standen. Im offiziellen Führer durch die Baufach-Ausstellung aus dem Jahr 1913 werden die Fahrzeuge wie folgt beschrieben: „Die von der Gesellschaft für Feldbahn-Industrie Schmoschewer & Co., Leipzig, erbaute Lokomotive dieser Kleinbahn ist genau dem Typ einer Schnellzugsmaschine nachgebildet, sie hat aber nur eine Höhe von knapp 1 ½ m, während die Länge mit angekuppeltem Tender 4 ½ m beträgt. Die Personenwagen sind 2 ½ m lang und 1 m breit, bieten aber dem Publikum einen bequemen Aufenthalt.“
Bei der Gesellschaft für Feldbahn-Industrie Schmoschewer & Co., Leipzig, handelte es sich um eine Vertriebs- bzw. Handelsgesellschaft. Sie hatte in der damaligen Blücherstraße 11 (heutige Kurt-Schumacher-Straße) wenige Meter vom preußischen Teil des Leipziger Hbf ihren Sitz. Es ist deshalb davon auszugehen, dass das Fahrwerk der beschriebenen Lokomotive wie im PK 173 angegeben im Smoschewer-Werk in Breslau und der Kessel bei der Firma Zobel in Bromberg entstanden sind. Da in der oben zitierten Publikation nur eine Lokomotive genannt ist, die zwischen Mai und Oktober 1913 auf der Verbindungsbahn in Betrieb war, bleibt weiterhin offen, woher die zweite 2´B-Dampflokomotive des „Luna-Express“ stammte. Der Verbleib der Fahrzeuge nach der Insolvenz der Luna-Park GmbH ist ebenfalls noch unklar – vielleicht können andere Leser dazu Hinweise geben? Die PK-Redaktion würde sich darüber freuen.
Zur Entwicklung des Luna-Parkes nach der Weltwirtschaftskrise informiert Wolfgang Golzsch: Die Gebäude der Wahren-Barnecker Grundstücksgesellschaft mbH Leipzig wurden am 29. September 1931 zwangsversteigert. Als Nachfolger fungierte die Leipziger Immobiliengesellschaftsbank für Grundbesitz AG Leipzig. 1934 erwarb die „Landhaussiedlung am Auensee GmbH Bauverein“ diese Gebäude und am 18. April 1941 kaufte sie der Rat der Stadt Leipzig. Derzeit ist nicht bekannt, bis wann der Luna-Express verkehrte und ob zum Zeitpunkt des Erwerbs der Flächen sowie Grundstücke rund um den Auensee durch die Stadt Leipzig noch Fahrzeuge oder Gleisanlagen des „Luna-Express“ vor Ort vorhanden waren.
Als fortführende Literatur empfiehlt Wolfgang Golzsch die Broschüre: „Luna-Park Leipzig-Wahren – Von der Kiesgrube zum Auensee“, herausgegeben vom Bürgerverein Möckern/Wahren e. V. (Preis 10 Euro). Zur am 5. August 1951 um den Auensee als Pioniereisenbahn mit 381 mm Spurweite eröffneten Nachfolgebahn des „Luna-Express“ berichtet Wolfgang Golzsch: „Erster offizieller Fahrgast war Oscar Alfred Jähnig und der zweite Fahrgast war mein Vater Horst Golzsch, dessen Fahrkarte sich in meinem Archiv befindet. Nach der Wende wurde der Name von Pionier- auf Parkeisenbahn Leipzig am Auensee geändert. Sie wird im August 2021 ihr 70-jähriges Bestehen feiern.“
13.02.2021