VSE aktuell
Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde e. V.
„Mit Volldampf voraus nach Walthersdorf“
Mit dem ehemaligen Bahnhof und heutigen Haltepunkt Walthersdorf verfügt die Gemeinde Crottendorf über einen Anschluss an die Eisenbahn. Auch wenn hier längst keine Züge mehr in den zentralen Ort abzweigen, Güter umgeschlagen werden oder Fahrgäste in die „große weite Welt“ verreisen können, so besteht dennoch an mehreren Wochenenden im Jahr die Möglichkeit, die Züge der Aussichtsbahn zum Ein- oder Aussteigen zu nutzen.
So bediente sich die Gemeinde Crottendorf, Partner im Projekt Erzgebirgische Aussichtsbahn, des Fahrtwochenendes 6./7. Oktober und lud mit einem bunten Programm zum Ausstieg aus der Aussichtsbahn ein. Bahnhofschef Claus Schlegel präsentierte in seinen mustergültig restaurierten königlich sächsischen Bahnhofsgebäuden neben vielen Alltäglichkeiten aus mehr als 100 Jahren Eisenbahngeschichte auch historisches Film- und Bildmaterial rund um die Strecke Annaberg-Buchholz – Schwarzenberg.
Erstmalig wurden dabei auch von Axel Schlenkrich angefertigte Aufnahmen vom 86er-Einsatz zwischen Buchholz, Schlettau und Scheibenberg bzw. Crottendorf aus den 1980er Jahren gezeigt. Er war damals als Technologe im Bw Aue beschäftigt und damit auch für die vier damals dort vorhandenen Loks der Baureihe 86 zuständig, die abwechselnd Zugdienste leisteten. Dazu gehörte auch die Dokumentation der praktischen Ergebnisse der guten Werkstattinstandhaltung dieser Baureihe.
Die „Rosenbuschzeche“, eines der ältesten Silberbergwerke des oberen Erzgebirges und sonst nicht regulär als Besucherbergwerk zu besichtigen, öffnete an diesem Oktoberwochenende ihre Tore zu einem exklusiven Einblick in die Welt des Bergbaues. Mehr als 80 Interessierte folgten diesem Angebot.
Außerdem war das Familienzentrum Crottendorf/Walthersdorf am Bahnhof mit Kaffee und Kuchen sowie Basteleien für die kleinen Besucher vertreten. Die Aussichtsbahn, bestehend aus dem von der Dampflok 86 1333-3 der PRESS gezogenen Schwarzenberger Museumszug, brachte die Fahrgäste nach Walthersdorf und wieder zurück zu allen Bahnhöfen und Haltepunkten der Strecke.
Zwischen den Feiertagen zum Jahresausklang geht die Aussichtsbahn nochmals auf die Reise durch das Weihnachtsland. Allerdings sind die Fahrkarten für die Fahrten am 28. Dezember 2018 mit einem Triebwagen der Baureihe 642 schon ausverkauft.
Arbeiten im Museum Schwarzenberg
Die Vereinsmitglieder nutzten die zurückliegenden Wochen, um dringend notwendige Arbeiten an den Gleisanlagen auszuführen. Nachdem bereits seit den Sommermonaten die Vorbereitungen liefen, begannen am Wochenende 27./28. Oktober die „richtigen“ Bauarbeiten. An der Weiche in der Zufahrt zum Gleis 23 waren zwei Schwellen und eine gebrochene Schiene zu tauschen. Wie bei den meisten vorangegangenen Arbeitseinsätzen kamen die bewährten „Gerätschaften“ aus Schottergabel, Schaufel, SKL, Schraubmaschine, Vibrostopfer und viel „Manneskraft“ zum Einsatz.
Zwischen 9. und 11. November erneuerte die Gleisbaubrigade 30 m des zum Außenkanal führenden Gleises 25. Hier waren ca. 45 Schwellen zu tauschen und neuer Schotter einzuarbeiten. Bei dieser Gelegenheit erfolgte der Einbau von altbrauchbaren Betonschwellen. Wer schon einmal Gleis gebaut hat, der weiß, dass man hier mit der bewährten Manneskraft nicht mehr weiterkommt. Vielmehr ist beim Einbau von Betonschwellen der Einsatz von Technik unerlässlich. Deshalb half die Firma „Stephan Heduschke und Frank Heduscke Heduschke Spohla GbR“ mit einem Zweiwegebagger samt Anbaugeräten und Personal tatkräftig mit. Der stellvertretende EBL, Dieter Neumann, hatte die Initiative ergriffen, entsprechende Kontakte hergestellt und legte natürlich auch selbst mit Hand an. Trotz allem blieb auch für die übrigen Vereinsmitglieder, noch ausreichend Kraftanstrengung zu erbringen, bevor am 11. November mittags eine Probebefahrung dem frisch sanierten und gestopften Gleisabschnitt eine gute Qualität bescheinigte. In den Pausen und beim samstäglichen Feierabendbier wurden bereits Ideen für weitere Mitwirkungsleistungen durch die Firma im kommenden Jahr entwickelt. Der VSE-Vorstand dankt dem Unternehmen für die uneigennützige Unterstützung des Vereins!
„Ganz nebenbei“ konnte noch ein Ausziehgleisstück an der Drehscheibe gegenüber des Gleises 12 neu errichtet werden, das künftig die Rangiermöglichkeiten am Lokschuppen erheblich erweitert.
Die ausgeführten Arbeiten stellen einen wichtigen Beitrag zur weiteren Verfügbarkeit der Anschlussbahn des Museums dar. Ohne die Betriebssicherheit der Gleisanlagen sind nicht nur die Sonderzugfahrten des Vereins oder der Erzgebirgischen Aussichtsbahn, sondern auch die umfangreichen Fahrzeugpräsentationen während der Schwarzenberger Eisenbahntage undenkbar. Schon in der bevorstehenden Adventszeit werden wieder viele Betreiber von Sonderzügen und historischen Eisenbahnfahrzeugen auf die Infrastruktur des Museums zurückgreifen.TZC
Winterschließzeit im Museum
In den Tagen um den Redaktionsschluss beendeten zwei langjährige Mitarbeiterinnen des Vereins ihre Tätigkeit im Eisenbahnmuseum. Die beiden Angestellten sorgten über ihre Renteneintrittsgrenze hinaus dafür, dass an den Wochentagen und zum Teil auch sonnabends die täglichen Öffnungszeiten des Museums für Besucher sichergestellt waren. Ersatz ist aber bis auf weiteres nicht in Sicht. Außerdem besuchen in den ersten Monaten eines Jahres stets nur wenige Gäste das Museum – der Wintersport steht dann im Erzgebirge eindeutig im Mittelpunkt des touristischen Interesses.
Deshalb hat der Vorstand für das Eisenbahnmuseum eine Winterschließzeit festgelegt. Demnach bleibt das Museum vom 16. Dezember 2018 bis zum 31. März 2019 geschlossen. Am 1. April öffnet es dann zur neuen Saison seine Tore. Die geänderten Öffnungszeiten sind auf der Internetseite des VSE veröffentlicht.TSD
Museumsbahnertagung geht neue Wege
Vom 2. bis 4. November hatte der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen e. V. (VDMT) zur 75. Museumsbahnertagung nach Freiburg im Breisgau eingeladen. Gemeinsam mit dem französischen Dachverband UNECTO nahmen beide Partner den 100. Jahrestag der Beendigung des Ersten Weltkrieges zum Anlass, eine gemeinsame Tagung auszurichten, des Jahrestages zu gedenken und sich dabei näher kennenzulernen.
Höhepunkt war am 3. November die Aufführung des Theaterstückes „Zug des Friedens“ im elsässischen Bahnhof Burnhaupt. Im Mittelpunkt dieses beeindruckenden Stückes stehen zwei feindliche Züge und ihre Mannschaften, die im gleichen Bahnhof blockiert sind, über Nacht die Feindschaft hintenanstellen und im Kleinen Frieden schließen. Eine Nacht voller Begegnungen, Gelegenheit, die Verwundeten zu versorgen und sich bei Musik näher kennenzulernen. Am kommenden Tag treffen dann von den jeweiligen Befehlshabern die Anweisungen ein, den Waffenstillstand sofort zu beenden und die Kämpfe wieder aufzunehmen. Doch gerade noch rechtzeitig kommt die frohe Kunde vom großen Waffenstillstand und beendet das sinnlose Sterben.
Diese Theateraufführung führte den Gästen eindrucksvoll vor Augen, von welch existenzieller Bedeutung der Frieden ist, der in Mitteleuropa nun schon weit über 70 Jahre anhält. Das Kennenlernen der Nachbarn und eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Völkern ist dabei unerlässlich und so die gemeinsame Tagung auch ein kleiner Bestandteil eines lebendigen Europas. Die Fahrt mit den historischen Fahrzeugen des Train Thur Doller Alsace und ein gemeinsames Abendessen rundeten das Programm ab.
Im Mittelpunkt der Tagung in Deutschland standen aktuelle Entwicklungen des Eisenbahnrechts. Jaap Nieweg, Vorsitzender des europäischen Dachverbandes FEDECRAIL, berichtete von den gesamteuropäischen Aktivitäten, Volker Wente referierte als Beisitzer des VDMT-Vorstandes über aktuelle Veränderungen des Rechtsrahmens und deren Auswirkungen auf den Einsatz von historischen Fahrzeugen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung widmeten sich die Diskussionen der zukünftigen Ausrichtung des Verbandes. Ein Prozess, der auf den Weg gebracht ist.
Am Sonntag standen die Themen der Dampflokinstandhaltung und der künftigen Ausrichtung des Verbandes im Vordergrund. Jörg Bauer und Hans-Thomas Reichelt berichteten zum Bearbeitungsstand der Regelwerke zur Dampflokinstandhaltung. Die Summe der aufzuarbeitenden Regelungen bei Reichsbahn, Bundesbahn und deren Vorgängerbahnen ist so umfangreich, dass das Ziel, ein für alle Typen gültiges Regelwerk vorzulegen, erst Ende 2019 erreichbar scheint. Neben der Sichtung der Altregelungen muss es auch darum gehen, Fortschritte der Instandhaltungstechnik und der Materialqualität einzubeziehen. Die Erwartung besteht auch darin, Regelungen abzustimmen, die in Zukunft noch professionellen, bezahlbaren Dampfbetrieb ermöglichen.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die im Herbst dieses Jahres unterzeichnete Kooperationsvereinbarung zwischen dem VDMT und der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen (DbR). Beider Ressourcen sollen zum gegenseitigen Vorteil und Nutzen zusammengebracht werden. In Vertretung für Christian Sacher von der DbR präsentierte der Autor dieser Zeilen am Beispiel der DAMPFBAHN-ROUTE im Großen sowie des VSE im Kleinen gelungene Vernetzungen in Sachsen und stellte die DbR den übrigen VDMT-Mitgliedern vor.
Den Abschluss bildete der Auftakt zu einer Diskussion über die künftige Aufstellung des Verbandes. Auf Grund der Dynamik der Rechtsentwicklung und der Komplexität der verbandsseitig zu bearbeitenden Themen sind die Grenzen der ehrenamtlichen Verbandsarbeit spürbar. Der Vorstand wird der Mitgliederversammlung im Frühjahr seine Vorstellungen vortragen und wünscht sich eine breite Diskussion in der Mitgliedschaft.
Eine Fahrt im MAN-Schienenbus der Eisenbahnfreunde Breisgau e. V. rundete das sonntägliche Programm ab.
Muldentalgruppe
Nach der Saison ist vor der Saison. Kaum ist die alte beendet, so kommen Fragen nach den Veranstaltungsterminen der neuen. Damit die Werbung zur Messe „modell–hobby–spiel“ in Leipzig rechtzeitig fertiggestellt werden konnte, waren die neuen Termine für die Schienentrabis noch vor Beendigung der laufenden Fahrtsaison festzulegen. Die in den zurückliegenden Jahren geäußerten Fahrgastwünsche bestimmen auch 2019 die Fahrtage sowie -routen. Deshalb sind auf dem nachfragestärksten Abschnitt, dem zwischen Rochlitz und Göhren, erneut 20 öffentliche Fahrtage geplant. Zwischen Amerika und Wechselburg fahren die Schienentrabis an zwei Wochenenden. Für die Fahrgäste, die nicht genug bekommen können, legt die Muldentalgruppe im Juni ein Langstrecken-Wochenende Rochlitz – Penig – Rochlitz ein.
Der gesunkenen Nachfrage nach den bisherigen Pendelfahrten Amerika – Penig/Rochsburg entsprechend, stehen diese nur noch an dem Wochenende zum Sommerfest in Amerika auf dem Plan. Denn ohne eine kulturelle Veranstaltung am Ausgangsbahnhof ist Amerika nicht mehr attraktiv genug, um ausreichend Fahrgäste für diese Kurztouren zu gewinnen. Außerdem hat der Ort durch die Schließung des Biergartens von Hermann Richter viel an seiner einstigen Popularität verloren. Alternativen gibt es aktuell nicht, da auch das Vorhaben des Fördervereins Muldentalbahn, den Güterschuppen zu einem Museum umzubauen, seit einiger Zeit etwas ins Stocken geraten ist.
An den Schienentrabis, die in der Saison 2018 erneut durchschnittlich etwa 2500 km pro Fahrzeug zurückgelegt haben, finden in den nächsten Wochen kleinere Instandhaltungsarbeiten statt.
Ab November erfolgt dann wieder der Freischnitt der Strecke. Um Gefahren zu vermeiden, müssen dabei auch etliche Birken gefällt werden, die den trockenen Sommer 2018 nicht verkraftet haben. Außerdem sind noch einige Sturmschäden des vergangenen Winters zu beseitigen.
Mit Schäden etwas anderer Art hatten die Aktiven im Oktober an der Strecke im Bereich Biesern und Fischheim zu tun. Unbekannte hatten dort an mehreren Telegrafenmasten die 20 mm starken Metallbolzen an den Betonsäulen durchgesägt und die Holzmasten dadurch zum Umfallen gebracht. Um einem Diebstahl der Masten vorzubeugen, richteten Mitglieder der Arbeitsgruppe die Masten umgehend wieder auf.
Zur weiteren originalen Ausgestaltung des Bereiches um das durch Vereinsfreunde gepflegte Stellwerk in Wechselburg sind in den vergangenen Wochen mehrere Lichtmasten wiederaufgestellt worden. Das zeigt, wie viele Dinge in der Vergangenheit bereits an der Strecke durch die Eisenbahn bewusst vernichtet oder durch Vandalismus zerstört worden waren.
Ein für die Muldentalgruppe von Zeit zu Zeit wiederkehrendes Problem stellt das Befahren der Strecke durch selbsternannte Motocross-Fahrer dar. Diese richten erhebliche Schäden am Schotterbett an. Bisher ergriffene Gegenmaßnahmen verhindern noch nicht immer, diese ungebetenen Gäste von der Strecke fernzuhalten.
Im Herbst hat sich im Eisenbahnmuseum Schwarzenberg ein Teil der Schienentrabigruppe des nur noch von diesen Fahrzeugen befahrenen Gleises 30 angenommen. Die Vereinsfreunde entfernten den darauf nach dem Fahrtwochenende zu Himmelfahrt ausgebreiteten Bewuchs. Aufgrund des schwachen Oberbaues kann das Gleis nicht vom Unkrautsprengzug befahren werden.
Nach der Messe „modell–hobby–spiel“ im Oktober war der VSE auch im November in Leipzig präsent: Die größte Reisemesse in Sachsen, die „Touristik & Caravaning“ (TC) in Leipzig, nutzte der Verein erneut, um seine Aktivitäten als Unteraussteller am Stand der Stadt Schwarzenberg vorzustellen.
Dazu gehörte die Ankündigungen von Sonderfahrten und Veranstaltungen im Eisenbahnmuseum Schwarzenberg 2019. Höhepunkt sind dort die Schwarzenberger Eisenbahntage vom 30. Mai bis 2. Juni.
11.12.2018