Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im Februar und März 2016
Der Winter gestaltete seine Anwesenheit auch im eigentlich fest für den „Winterdampfbetrieb“ eingeplanten Monat Februar eher nach dem Zufallsprinzip. Meistens war der Schnee kurz vor den Wochenenden gerade wieder weggetaut. Was des einen Freud’, weil er vor dem Fahrbetrieb keinen Schnee schippen musste, war des anderen Leid, weil er doch nicht mit dem Dampfzug durch eine verschneite Winterlandschaft fahren konnte. Nach dem in diesem Jahr auf drei Wochenenden reduzierten Winterdampf, den im Februar und März insgesamt fünf privat bestellte und choreographierte Fotozugeinsätze ergänzten, stand Ende März das Osterfest auf dem Programm. Im Vorfeld hatten die Reisezugwagen der Museumsbahn – auch die nicht eingesetzten – gebastelten Fensterschmuck erhalten. Zur Versorgung der erwarteten Fahrgäste füllten die Vorbereitungshelfer vorab wieder mehr als 1000 Papp-Ostereier mit allerlei Süßigkeiten. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre sollte das auch reichen, zur Sicherheit wird die notwendig erachtete Anzahl stets noch aufgerundet. Doch wirksame Werbung, wenig Alternativen am Osterwochenende, gutes Wetter oder einfach die Lust nach einem Ausflug zur Preßnitztalbahn – wo auch immer der Hauptantrieb lag – ließen die Besucher- und Fahrgastzahlen beim Osterfahrbetrieb 2016 in unerwartete Höhe schnellen. An den vier Tagen rollten drei Dampfloks mit zwei Zugpaaren unermüdlich zwischen Steinbach und Jöhstadt. Gleichermaßen unermüdlich rackerten sich die diensthabenden Osterhasen ab und liefen sich die Füße wund. Mit etwa 6400 Fahrgästen begrüßte die IG Preßnitztalbahn e. V. letztendlich so viele Besucher wie über Ostern niemals zuvor. Da sich der Andrang auf einige Züge ganz besonders konzentrierte, blieben manches Mal sogar Mitfahrwillige am Bahnsteig zurück. Ein weiterer „Rekord“ wurde am Karsamstag mit dem Einsatz von sieben Sitzwagen plus Gepäckwagen in einem Zug gebrochen, üblich sind auf der Strecke maximal sechs Sitzwagen und ein Gepäckwagen. Um die Zugkreuzung in Schmalzgrube aber ordnungsgemäß durchzuführen, sind die Zuglängen regulär nicht erweiterbar. Für die Besucher am Ostermontag mussten übrigens in einer Sonderschicht mehr als 100 zusätzliche Osterüberraschungen gebastelt werden, die dann geradeso reichten.
Arbeiten an der Infrastruktur
Wie im Heft 148 berichtet, begannen im Januar die Umbauarbeiten im Obergeschoss des Jöhstädter Lokschuppens. Den Auftakt bildete das Beräumen des Spindbereiches über dem Aufenthaltsraum. Die zum Einbau eines neuen Wasserbehälters erforderlichen Aktivitäten schritten bis Ostern planmäßig voran. So ergänzen jetzt zusätzliche Stahlträger die Zwischendecke. Anschließend wurde die Wand zu den Fahrzeugständen im Heizhaus verschlossen. Zu den Lokstellplätzen hin ist die Zwischenwand bereits wieder ansehnlich geweißt. Die aus DDR-Zeiten stammenden Stromverteilerkästen ersetzt ein halb in die Wand eingelassener neuer Verteilerkasten. Bei der jetzt anstehenden Elektroinstallation im Umkleidebereich wird eine Zwischendecke zur Wärmeisolierung eingezogen, bevor möglichst noch vor dem Pfingstfest die Kleiderspinde wieder in diesen Raum zurückgebracht werden können. Im Umfeld der Bahnhofsanlagen in Jöhstadt und in Steinbach beräumten Vereinsmitglieder und Helfer in den vergangenen zwei Monaten viel Unrat und rekultivierten anschließend die Flächen. In Jöhstadt ging es den Ruinen weiterer alter Gartenhäuschen oberhalb des Kohlebansens „an den Kragen“. Sie wurden entrümpelt und anschließend abgerissen. Auch alte Betonsockel und Zaunreste sind dabei entfernt worden, womit sich die Landschaft wahrscheinlich schrittweise wieder der Bebauung und Bewuchssituation bei der Eröffnung der Strecke 1892 annähert, wie Vergleichsfotos belegen. In Steinbach wurden auf der vom Verein erworbenen Wiese hinter dem Wasserhaus die Reste der ehemaligen Schutzhütte für Schafe abgerissen. Durch die nur kurzzeitige Schneebedeckung der Gleise und Randbereiche begann in diesem Jahr der Grünschnitt entlang der Strecke früher als in vergangenen Jahren. Noch ist der Anblick etwas ungewohnt, dass im Jöhstädter Lokschuppen die Wand bis unter das Dach reicht. Durch die letzte Öffnung sollen die Spinde mittels Flaschenzug in das Obergeschoss zurückgebracht werden. Den Auftakt machte der Abschnitt von der Ausfahrt aus Schmalzgrube in Richtung Jöhstadt. Die Zeit vor dem Grüntrieb an Sträuchern und Bäumen wird jedes Jahr dazu genutzt, um den notwendigen Sicherheitsabstand des Bewuchses im Brandschutzstreifen entlang des Bahnkörpers zu gewährleisten. Ein Häcksler schredderte in mehreren Arbeitseinsätzen Anfang und Mitte März entlang der Strecke abgeholzte Äste und Sträucher gleich an Ort und Stelle.
Ein weiterer Arbeitseinsatz diente der genauen Inspektion der Gleisanlagen zur Feststellung notwendiger Reparaturen sowie der Reinigung von Bahngräben und Durchlässen. Im Anbau des Jöhstädter Empfangsgebäudes wurde die Sanierung des Fahrkartendruckereiraumes fortgesetzt. Nach zeitlich aufwändiger Trocknung und Sanierung des Wandputzes sowie nach Erneuerung des Fußbodens und der Heizung wurden drei historische Druckmaschinen für Edmonsonsche Fahrkarten bzw. Streifenfahrkarten wieder aufgestellt. Der Raum soll künftig vorrangig der Ausstellung dieser eisenbahntypischen Technik dienen.
Fahrzeuge
An der VI K 99 1715-4 fand im Februar und März die drei Jahre nach der letzten großen Untersuchung anstehende Kesselbegutachtung statt. Nach ihrer Rückkehr aus dem Dampflokwerk Meiningen am 22. Februar und nach kleinen Restarbeiten in Jöhstadt absolvierte die IV K 99 1542-2 am 27. Februar ihre Abnahme- und Lastprobefahrt. Nach dem Beheben kleiner Beanstandungen kehrte die Lok am 14. März offiziell in den Betriebspark der Museumsbahn zurück. Die IV K 99 606 der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen (ehemals VSSB e. V.) wird in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle in Jöhstadt derzeit grundhaft gereinigt und anschließend neu lackiert. Mit der Probefahrt am 22. Februar kam die Fahrzeuguntersuchung des Sitzwagens 970-408 zum Abschluss. Die Anfang des Jahres begonnenen Arbeiten am Traglastenwagen 970-583 schreiten voran. So sind die Drehgestelle des Sitzwagens demontiert und die Einzelteile befinden sich in Aufarbeitung. Am Wagenkasten werden die Fensterrahmen aufgearbeitet sowie die Bühnenbretter erneuert. Der zweiachsige gedeckte Güterwagen 97-42-41 kehrte mit zuvor in Jöhstadt neu gebautem und montiertem Holzaufbau am 1. April auf die Insel Rügen zurück. Mitte März hatte er als letztes pro Seitenwand ein neues Lüftungsgitter erhalten. Außerplanmäßig werden die Werkstattmitarbeiter am vierachsigen offenen Güterwagen 97-23-66 (Gattung OO) der IG Preßnitztalbahn e. V. alle Holzbretter erneuern, da die Beplankung aufgrund von Witterungseinflüssen teilweise stark verschlissen war. Das dafür benötigte Holz ist bereits vorhanden, so dass die Wiederinbetriebnahme des offenen Güterwagens für Anfang Mai geplant ist. Damit ist sein Einsatz als Grill-Wagen am Himmelfahrtstag sichergestellt. Der zweiachsige offene Güterwagen (Ow) 97-19-25, der bis zum Sommer 2015 in Jöhstadt als Schlackewagen diente, hat inzwischen ebenfalls seinen verschlissenen Holzaufbau verloren. Im Rahmen des von der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (SOEG) initiierten Aufbaus des „I K-Zuges“ bekommt der Zweiachser in den nächsten Monaten einen neuen Holzaufbau, eine Saugluftbremse (die er bisher nicht hatte) und einen Anstrich im Stil der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, um dann gemeinsam mit den Wagen anderer Eisenbahnvereine hinter der I K Nr. 54 eingesetzt zu werden.
Marketing
Das erste Quartal war mit zahlreichen Marketingterminen angefüllt. Teams der IG Preßnitztalbahn e. V. bereicherten folgende Veranstaltungen und Ausstellungen mit einem Souvenir- und Informationsstand:
- 6./7. Februar: Modellbahnschau des MEC Kreischa beim Sächsisch-Böhmischen Bauernmarkt in Borthen-Röhrsdorf
- 12. bis 14. Februar: 12. „Erlebnis Modellbahn“ in der Messe Dresden
- 18. bis 21. Februar: Messe „Holiday World Prag“ am Stand der DAMPFBAHNROUTE Sachsen
- 20. und 21. Februar: Modellbahnausstellung im Kulturgut Berlin-Marzahn
- 9. bis 12. März: ITB in Berlin am Stand der TMGS/DAMPFBAHNROUTE Sachsen
In Zusammenarbeit mit der DAMPFBAHNROUTE Sachsen boten Vereinsmitglieder der IG Preßnitztalbahn e. V. aktuelle Faltblätter und weitere Informationsmaterialien der Museumsbahn außerdem bei der Messe „Haus-Garten-Freizeit“ vom 13. bis 21. Februar in Leipzig an. Die turnusmäßige Beratung der Arbeitsgruppe Marketing des Vereins beschäftigte sich Anfang März vorrangig mit der Vorbereitung für die 2017 anstehenden Jubiläen „125 Jahre Preßnitztalbahn“ und „25 Jahre Museumsbahnbetrieb“.
Fahrbetrieb & Statistik
- 30. und 31. Januar: Winterdampf mit 99 1590-1, 542 Fahrgäste
- 6. und 7. Februar: Winterdampf mit 99 1715-4 (6.2.) und 99 1590-1 (7.2.); 565 Fahrgäste
- 5., 6. und 8. Februar: Fotogüterzüge für Privatveranstalter mit 99 1590-1 (je ca. 40 Teilnehmer)
- 7. und 8. März: Güterzüge mit IV K für Reiseveranstalter TANAGO GmbH (ca. 50 Teilnehmer)
- 13. und 14. Februar: Winterdampf mit 99 1715-4; 669 Fahrgäste
- 25. bis 28. März (Ostern): Einsatz von 99 1542-2, 99 1590-1 und Aquarius C.; ca. 6.400 Fahrgäste, davon knapp 1200 Kinder (bei einzelnen Zügen am Ostersonntag und Ostermontag wurde die Kapazitätsgrenze erreicht), vorerst letzter Einsatz der Aquarius C. wegen Fristablauf
- 23. Januar, 9. und 27. Februar: Dieselsonderfahrten mit insgesamt rund 100 Fahrgästen
- 24. Januar und 26. Februar: Dampfsonderfahrten mit IV K, insgesamt ca. 50 Fahrgäste
Beschädigung der Werbung an Chemnitzer Becker-Brücke
Bisher Unbekannte bepinselten Anfang März die Werbung für die Museumsbahn Steinbach – Jöhstadt an der Eisenbahnbrücke über die Annaberger Straße in Chemnitz. Durch Veränderungen in der Befestigung der einzelnen Tafeln entstand zudem eine erhebliche Verkehrsgefährdung, zu deren Behebung in erster Instanz die Chemnitzer Feuerwehr ausrückte. Nach Abstimmung mit den zuständigen Behörden und Stellen in Chemnitz demontierten Vereinsmitglieder der IG Preßnitztalbahn e. V. die Tafeln. Der Verein hat nun eine Neugestaltung der Tafeln in Auftrag gegeben, so dass die markante Werbung möglichst noch bis Anfang Mai wieder installiert werden kann.
Nachrichten
VDMT-Tagung: Bei der Frühjahrstagung des Verbands Deutscher Museums- und Touristikbahnen (VDMT) vom 11. bis 13. März in Bruchhausen-Vilsen vertrat der Vereinsgeschäftsführer die IGP
Verabschiedung Claus Uhlmann: Claus Uhlmann, langjähriger Mitarbeiter des Vereins, dessen Beschäftigung im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Jahr 1992 begonnen hatte, wurde am 31. März in den Ruhestand verabschiedet.
Spendenaktion „Auf nach Süden“
Die Spendenaktion „Auf nach Süden“ der IG Preßnitztalbahn e. V. legte in den vergangenen Wochen weiter zu. Bis Anfang April wuchs der Spendenstand auf 33 966,89 Euro an. Diese Gelder stammen von 159 Spendern. Der nächste Bauabschnitt soll nach jetzigem Planungsstand im ersten Halbjahr 2017 umgesetzt werden. Dazu muss der Anteil der Finanzierung über die Spendenaktion aber noch deutlich steigen.
Kommentiert
Wie eine derartige Aktion dem berechtigten Anliegen, hilfesuchenden Flüchtlingen ein Willkommen zu bieten, dienlich und hilfreich sein soll, steht grundsätzlich in Frage. Dass diese Aktion aber neben Verkehrsgefährdung zu enormen Mehrkosten für einen gemeinnützigen Verein führt, ist den Verursachern offensichtlich völlig egal. Jörg Müller, Foto: IG Preßnitztalbahn e.V.
11.04.2016