Eisenbahn-Technik
Der Anstrich von Güterwagen in der DDR-Zeit
Bei der Deutschen Reichsbahn galten spätestens ab Anfang der 1950er Jahre wieder strenge Regeln zur einheitlichen Lackierung und Beschriftung der Güter- und Reisezugwagen. Dazu gehörte, dass alle regulär in Güterzüge eingestellte gedeckte und offene Güterwagen oberhalb des Rahmens weiterhin einen rotbraunen Anstrich trugen. Dieser war 1935 erstmals im Teilheft „Anstriche und Anschriften“ der Dienstvorschrift für die Erhaltung der Wagen in den Reichsbahn-Ausbesserungswerken (DV 948) exakt definiert worden. Demnach war der 1927 vom Reichsausschuss für Lieferbedingungen (RAL) bestimmte Ton „RAL 13a rotbraun“ auf Güterwagen aufzutragen. Ausnahmen bildeten Kühlwagen, Kesselwagen und Spezialtransportwagen. Ende der 1930er Jahre erweiterte der RAL die Farbpalette um weitere Töne und stellte auf das bis heute gültige vierstellige Nummernsystem um. Das bisherige Rotbraun RAL 13a trägt seitdem die RAL-Nummer 8012.
Umstellung von RAL auf TGL und Abweichungen
In den 1950er und fast allen 1960er Jahren hatten die RAL-Farben in der DDR unverändert Gültigkeit – festgeschrieben war das in der DV 997, welche für Güterwagen mit Holzaufbauten die RAL 8012 vorschrieb. Wenn ein Güterwagen in diesen Jahren in einem Reichsbahnausbesserungswerk (Raw) oder einer Werkabteilung (WA) eines Raw rotbraun lackiert worden ist, dann entsprach dieser Farbton der RAL 8012. Ausnahmen davon gab es nicht. Ende der 1960er Jahre stellte die Deutsche Reichsbahn von RAL- auf TGL-Normen um. Das Rotbraun entsprach in seiner Farbe jedoch unverändert dem bisherigen RAL-Ton 8012. Ab Raw bzw. WA trug jeder neu lackierte Güterwagen den gleichen rotbraunen Anstrich wie bisher. Doch im Laufe der folgenden Jahre kam es durch Sonneneinstrahlung und andere Witterungseinflüsse bei zahlreichen Wagen zu einem Ausbleichen – oder teils auch Nachdunkeln! Für das partielle Ausbessern von beschädigten Bereichen standen in den einzelnen Wagenausbesserungsstellen (WAS) der Reichsbahn die entsprechenden RAL- bzw. TGL-Farben gemäß Dienstvorschrift zur Verfügung, so dass es –abgesehen vom Ausbleichen und Nachdunkeln – keine Abweichungen gab.
Beispiel GGw 97-10-98 in Rittersgrün
Wie Bernd Kramer anhand von Farbdias belegen kann, traf der Einheits-GGw 97-10-98 im Januar 1972 mit ungewöhnlich dunkler Farbgebung in Rittersgrün ein. Dabei handelte es sich jedoch keinesfalls um den Rotbraunton, mit dem er Mitte der 1960er Jahre letztmalig neu lackiert worden war! Vielmehr gehörte 97-10-98 zu den Güterwagen mit nachgedunkelter Farbe. Der in Rittersgrün kürzlich auf den GGw aufgetragene dunkelgraubraune Neuanstrich gibt damit keine offizielle Lackierung der Deutschen Reichsbahn wieder, sondern ist dem Verfallstadium von 1972 nachempfunden. In Verbindung mit der nun neu aufgetragenen Beschriftung zeigt sich der GGw damit in keinem historisch korrekten Zustand. Der Autor legt dem Museum deshalb nahe, in den nächsten Jahren diesen Wagen mit dem RAL-Ton 8012 neu zu lackieren. André Marks
Quellen:
• de.wikipedia.org/wiki/RAL-Eisenbahnfarben • www.bahnstatistik.de/RAL.htm
06.04.2015