Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
aktuelle Ereignisse zwingen manchmal dazu, geplante Vorhaben zu überdenken. Oder man bekommt die Dringlichkeit für das Handeln deutlicher gezeigt. Das Hochwasser von Schwarzwasser und Preßnitz nach einer Woche Dauerniederschlag war nicht zu verhindern, die Auswirkungen sorgen aber wieder einmal für ungeplante Zusatzaufwendungen bei der Unterhaltung der Strecke. Der Schaden am Bahndamm wäre mit Sicherheit geringer ausgefallen, wenn die neue kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke am Streckenkilometer 22,2 der Preßnitztalbahn schon hätte gebaut werden können. Denn mit dem neuen Bauwerk wird auch der Abflussrückstau unterhalb der bestehenden Eisenbahnbrücke beseitigt. Nun stellt sich ernsthaft die Frage, ob überlange Genehmigungsprozeduren vielleicht auch mal unter diesem Aspekt auf den Prüfstand gestellt werden sollten.
Ende April – nach fast zweijährigem Verlauf des Genehmigungsverfahrens – lag endlich die Plangenehmigung für das Vorhaben vor – wenn die Förderzusage wie avisiert Bestand hat, könnte vielleicht noch in diesem Jahr der Baubeginn erfolgen. Der voranstehende Text hat aus aktuellen Gründen eigentlich einen anderen bedeutenden Fakt verschoben, doch dieser sorgt jetzt in der kommenden Dekade für ein weitreichendes Betätigungsfeld. Mit dem Kaufabschluss des Wohnblockes auf dem Bahnhofsgelände von Jöhstadt hat der Verein nun alle notwendigen Voraussetzungen für die langfristige Umgestaltung zum neuen Bahnhof Jöhstadt in der Hand. Damit einher geht aber nicht nur die Möglichkeit, Schritt für Schritt zum am Original aus den 1970er Jahren angelehnten Gleisplan zu kommen, sondern auch die Verantwortung für die Mieter in dem Gebäude und für die eingegangenen finanziellen Verpflichtungen. Allein dass es dem Verein gelungen ist, mit maßgeblicher Unterstützung durch über 50 ein Privatdarlehen bereitstellende Vereinsmitglieder die Finanzierung für das Vorhaben auf die Beine zu stellen, hat für sich schon Ausnahmecharakter in der deutschen Museumsbahn- und Eisenbahnvereinslandschaft. Doch damit verbunden ist auch die Verpflichtung, mit Überblick und Besonnenheit die notwendigen Schritte zu gehen.
Weder Überblick noch Besonnenheit muss man leider den Organisatoren des diesjährigen „Tages der Sachsen“ Anfang September in Schwarzenberg bescheinigen. Dem in der Austragungsstadt ansässigen VSE, der zugleich einer der bedeutendsten Eisenbahnvereine Sachsens ist, mit einer derart plumpen Ablehnung für einen angebotenen Pendelzugbetrieb zu den Großparkplätzen vor den Toren der Stadt vor den Kopf zu stoßen, ist schon regelrecht abartig. Denn mit dem Argument, dass durch den Pendelverkehr auf der Strecke der „Erzgebirgischen Aussichtsbahn“ die Schranke am Bahnhof zu oft geschlossen werden müsste und dies den Besucherstrom durch die Stadt behindern würde, sollte man wohl schleunigst alle Eisenbahnstrecken und Ampelanlagen stilllegen und den Anspruch als Vereinsfest aufgeben. Armseliges Schwarzenberg! Glück Auf
09.06.2013