VSE-Nachrichten
Mit den Schienentrabis unterwegs im Juni und Juli 2012
Schienentrabifahrten im Muldental
Die überwiegende Anzahl der bisherigen Fahrtage auf der Muldentalbahn war begleitet von mäßigen Temperaturen und trockener Witterung. Aber am 7. und 8. Juli gab es dann doch das erste Regenwochenende. Während am Sonnabend die Fahrgäste über zwei Stunden in Wechselburg auf ein Nachlassen des Dauerregens warteten, unterbrach am Sonntag ein Gewitter die Mittagsfahrt in Steudten. Der Sommer 2012 dürfte vom Wetter her nicht als schöner Draisinensommer in Erinnerung bleiben. Bis zum Saisonende der Schienentrabifahrten ist es nicht mehr weit, und für die wenigen noch verbleibenden Fahrtage sind bereits viele Reservierungen eingegangen. In diesem Sommer wird es keine Sonderhalte zur Verkostung der an der Strecke wachsenden Spillinge (wilde Pflaumen) geben, da nur ganz wenige Früchte an den Bäumen hängen. Im vorigen Jahr brachen hingegen etliche Äste ab, die die Last der vielen Früchte nicht mehr tragen konnten.
Ein am 5. Juli über die Region Rochlitz ziehendes Unwetter hatte seine Spuren im Umfeld hinterlassen. Glücklicherweise waren die Gleisanlagen der Muldentalbahn davon nicht betroffen. Lediglich in der Drehscheibengrube und einer ehemaligen Untersuchungsgrube im Bahnbetriebswerk Rochlitz stand das Regenwasser einen halben Meter hoch. Die Entwässerung war einfach für diese Wassermassen nicht ausgelegt. Bezüglich des Fahrgastzuspruchs können die Vereinsfreunde in diesem Jahr eine weitere Steigerung der Nachfrage verzeichnen. Besonders erfreulich sind dabei die stetig zunehmenden Zahlen von Fahrgästen, die eine weite Anreise hinter sich haben. Zum Nutzen der Region verbinden sie die Schienentrabifahrt mit weiteren touristischen Angeboten im Rochlitzer Muldental bis hin zu einer oder mehreren Übernachtungen. Damit erfüllt sich immer mehr ein Ziel der Fahrten, denn die Muldentalbahn soll als Eisenbahn in das touristische Gesamtkonzept eingebunden werden und es wird deutlich, daß nicht nur die Nutzung ehemaliger Eisenbahnstrecken zum Radwegebau die touristische Infrastruktur stärkt. Voraussetzung für eine solche artfremde Umnutzung ist eine Entwidmung der jeweiligen Eisenbahnstrecke und dieser Prozeß ist fast unumkehrbar! Ein Wiederaufbau als Eisenbahn wäre dann ein teurer Neubau nach aktueller Gesetzeslage und dem neuesten Stand der Technik einschließlich aller planrechtlichen Konsequenzen. Es bleibt abzuwarten, ob alle geplanten Radwege denn auch so gebaut werden. Aktuelles Beispiel ist der Ende Juni abgeschlossene Rückbau der Strecke Rochlitz – Waldheim. Derzeit enden die Gleise unmittelbar neben dem bekannten Stellwerk in Rochlitz. Dabei gab es in den 1990er Jahren schon einmal die Hoffnung, die Strecke wenigstens für den Fahrraddraisinenbetrieb weiter zu nutzen. Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurde eigens dazu ins Leben gerufen, um das Vorhaben auf seine Machbarkeit zu prüfen. Doch diese Pläne verschwanden wie so viele andere in irgendeiner Schublade. Dringend notwendig ist die intensive Nutzung der Muldentalbahn zunächst im Sommerhalbjahr und die Erweiterung der Fahrttage möglichst zu einem Ganzjahresangebot.
Neues Ungemach droht einem Bericht der „Freien Presse“ vom 18. Juli zufolge durch den geplanten Bau eines Wanderweges zwischen Göhren und Wechselburg auf der Bahntrasse im Rahmen des Tourismusprojektes „Lutherweg“. Dafür hat sich Lunzenaus Stadtoberhaupt bei einem Treffen der Bürgermeister der Region ausgesprochen. Hier ist noch viel Lobbyarbeit bei der regionalen und überregionalen Politik notwendig, denn auch der touristische Verkehr auf der Schiene ist ein Beitrag zur Stärkung der touristischen Infrastruktur und durchaus auch ein Alleinstellungsmerkmal!
Schientrabi in Amerika?
Aber natürlich! Diesen Traum erfüllt der VSE gerne und ganz ohne Schiffs- oder Flugverkehr. An zwei Wochenenden in diesem Jahr boten die Vereinsmitglieder Reisemöglichkeiten auf der Schiene zwischen Penig und dem kleinen unscheinbaren Peniger Ortsteil mit dem großen Namen an. Vom Wetter her standen die Fahrten leider unter keinem guten Stern: Wie bereits 2011 mußten einige davon wegen des starken Regens entfallen. Der Förderverein Muldentalbahn e.V. präsentierte auf seinem jährlichen Sommerfest den inzwischen äußerlich fast vollständig restaurierten Güterschuppen von Amerika. Dazu gibt es auch die gute Nachricht, daß das auf einer Auktion versteigerte Bahnhofsgelände mit Güterschuppen an einen Bieter ging, dem das Wohl des gesamten Grundstückes sehr am Herzen liegt. Damit werden wenigstens die Anlagen dieses Bahnhofs einer gesicherten Zukunft entgegen sehen können. Bestärkt durch diese Nachricht sollen auch im nächsten Jahr die Fahrten zwischen Penig und Amerika fester Bestandteil des Jahresprogramms der Schienentrabifahrten sein, welches wie schon gewohnt auf der Messe „Modell - Hobby - Spiel“ Anfang Oktober in Leipzig vorgestellt wird.
12.08.2012