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Rezensiert: Dampfbetrieb der DR - Ein Streifzug von Nord nach Süd
Hans Müller
Dampfbetrieb der DR
Ein Streifzug von Nord nach Süd
192 Seiten im Format 26,5 x 28,5 cm mit ca. 250 Schwarzweißfotos EK-Verlag, Freiburg 2021 ISBN: 978-3-8446-6231-3 Preis: 45 Euro
Der Name Hans Müller ist für fast alle in der DDR aufgewachsenen Eisenbahnfreunde mit dem Bildband „Schiene, Dampf und Kamera“ verbunden. Dieser Titel erzeugt ausnahmslos leuchtende Augen und Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“, wie die Nachkriegsjahrzehnte aus heutiger Sicht häufig glorifiziert werden. Und trotzdem dauerte es mehrere Jahrzehnte, ehe mit dem „Eisenbahn-Kurier“ endlich ein Verlag auf die Idee kam, die in Dessau vom Eisenbahn-Ingenieur Müller aufbewahrten Bildschätze mit den heutigen technischen Möglichkeiten neu aufzubereiten. Nach dem erwartungsgemäß überwältigenden Erfolg der 2018 erschienenen Neuauflage von „Schiene, Dampf und Kamera“ legte der Freiburger EK-Verlag nun mit vorliegendem Buch nach.
Darin erwarten den Betrachter erneut atemberaubend schöne Schwarzweiß-Eisenbahnaufnahmen aus den 1960er und 1970er Jahren. Sie entstanden sowohl an freier Strecke als auch in Bahnhöfen oder in Bahnbetriebswerken. Sie verbindet die fotografische Perfektion und die vom EK-Verlag umgesetzte Abdruckbrillanz. Entsprechend bereitet das Blättern in diesem Bildband einfach nur Freude. Auch jüngere Eisenbahnfreunde können so in der Vergangenheit schwelgen und in eine Welt der Eisenbahn eintauchen, die sie real nie erleben können. Die umgesetzte Gliederung der Aufnahmen in Nord-Süd-Richtung klingt im ersten Augenblick wenig originell, gewährleistet aber ein rasches Wiederfinden von Aufnahmen. Von drei, vier Ausnahmen abgesehen erwarten den Betrachter stets Fotos regelspuriger Dampfloks. „König Dampf“ zeigt sich sowohl in Form stolzer Schnellzuglokomotiven als auch in Form von kleinen Tenderlokomotiven, die von uralten Länderbahntypen, über Maschinen mit nachträglich ergänzten Schlepptender bis zu modernen „ELNAs“ variieren. Bemerkenswert ist, dass der in Dessau lebende Müller mit seiner Mittelformat-Kamera an Eisenbahnstrecken vor Ort war, an denen andere Fotografen nie oder sehr selten zu Besuch waren, so im Fläming oder in Annaburg. Die vom ehemaligen Chefredakteur des EK-Verlages Thomas Frister mit Unterstützung von Hans Müller verfassten Bildtexte liefern interessante Hintergrundinformationen über die abgebildeten Örtlichkeiten und Fahrzeuge. Dass einige Angaben nicht ganz zutreffen, dürfte bei einem Buch in erster Auflage leider unvermeidbar sein und ist durchaus damit akzeptabel. Egal ob nach dem ersten oder einem abermaligen Genießen des vorliegenden Buches – es entsteht in jedem Fall der Ruf nach „mehr davon!“ Diesen hat der EK-Verlag bereits erhört und ein weiteres „Müller-Buch“ mit dessen schönsten Schmalspurbahnaufnahmen angekündigt.
Fazit: Den Freunden der Regelspur kann hier besprochenes Buch uneingeschränkt wärmstens ans Herz gelegt werden. Motive, Druckqualität, Bildtexte, Preis-Leistungs-Verhältnis – hier stimmt fast alles!
15.04.2021