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Rezensiert: Hermann Krauße, Photografen- und Klempnermeister – Steinbach/Erzg.
Manfred Mauersberger:
Hermann Krauße, Photografen- und Klempnermeister – Steinbach/Erzg. Momentaufnahmen eines erzgebirgischen Dorfes und seiner Umgebung
Eine Auswahl seiner schönsten Bilder
252 Seiten, Format A4, gebunden, mit 495 Schwarzweißfotos, Steinbach, August 2015. ISBN: keine Preis: 19,90 Euro
Man könnte es eigentlich auch als eine Chronik von Steinbach und Umgebung in Bildern bezeichnen, was der Autor Manfred Mauersberger aus dem Fundus der Familie Krauße herausgesucht und der Erzgebirgszweigverein Steinbach/Erzgebirge als Herausgeber nun in einem Buch veröffentlicht hat. Wie es der Autor in seinen Vorbemerkungen auch ganz treffend formuliert, ist ein solcher Schatz eines sehr heimatverbundenen Fotografen und Handwerkers es wert, möglichst umfassend als Zeugnis der Geschichte erhalten zu werden. Auch ohne den nicht veröffentlichten Teil des Bildbestandes zu kennen, kann dieser Anspruch als rundweg erfüllt bezeichnet werden.
Mit dem Abdruck der vielen Fotografien und Kollagen von Hermann Krauße, die vor allem aus dem Schaffenszeitraum von 1895 bis 1935 stammen, liegt ein ziemlich umfassendes Abbild der Dorf- und Heimatgeschichte aus dieser Zeit vor. Dass es dem Herausgeber dazu noch gelungen ist, über neuzeitlich „Crowdfunding“ zu nennende finanzielle Unterstützung verschiedenster Förderer für das Buchprojekt einen im Verhältnis zum Umfang sehr günstigen Verkaufspreis zu erzielen, trägt dem Grundanliegen nur Rechnung. Ein biografischer Abriss über das Leben von Hermann Krauße (1865 bis 1945) von gerade einmal fünf Seiten eröffnet das Buch und stellt einen Bogen zwischen Hermanns Vater Karl August und seinem Urenkel Johannes her. Hier hätte sich der Rezensent durchaus noch etwas mehr Detailreichtum über die Lebensstationen von Hermann Krauße gewünscht.
Mehrmals weist der Autor auf den Umstand hin, dass zu den Hinterlassenschaften des Fotografenmeisters zwar ein umfangreiches Bildarchiv gehört, die Aufnahmedaten aber bei zahlreichen Fotografien nicht übermittelt sind. Dass diese Fotos dennoch Eingang in das Buch gefunden haben, ist aufgrund ihrer Aussagekraft und der Möglichkeit einer Abschätzung des Zeitpunktes der Aufnahmen sehr zu begrüßen. Besonders beeindruckend sind die Bilder, auf denen der Fotograf Menschen und Landschaft zusammen und in ihrem „natürlichen Lebensumfeld“ festgehalten hat. Das gibt einer Chronik die richtige Würze und sollte vielleicht auch für alle heutigen (Hobby-)Fotografen als Anregung dienen, die mitunter eine Person eher nur als störendes Element in ihrer Bildkomposition sehen. Dank solcher Darstellungen können wir uns heute eine Vorstellung davon machen, wie Menschen vor rund 100 Jahren im Erzgebirge gelebt haben.
Was der Rezensent bei mehreren Fotos vermisst hat, ist eine genaue Lokalisierung des Aufnahmestandpunktes, insbesondere in Ortslagen. Zwar beschreibt der Autor in den Bildbeschreibungen vielfach Anhaltspunkte für den möglichen Vergleich mit der heutigen Situation, doch setzen auch diese Anhaltspunkte schon genauere Ortskenntnis voraus. Eine Karte hätte da sicherlich gute Hilfe leisten können. Aber im Zeitalter der allgegenwärtigen Internetdienste (wie z. B. Googles Mapmaker) sollte es vielleicht ja sogar möglich sein, diese Georeferenzierung der meisten Bilder noch herzustellen und dann wirklich eine „Wanderung auf den Spuren Hermann Kraußes“ zu ermöglichen. Den Eisenbahnfreund erwarten etwa 30 zwischen Wolkenstein und Fladerscher Fabrik in Jöhstadt entstandene Motive der Preßnitztalbahn, häufig bisher unveröffentlicht. Sie zeigen sowohl Bahnhofs- und Streckenmotive als auch Fahrzeuge.
Fazit: Das Buch ist für jeden heimatgeschichtlich Interessierten eine absolute Empfehlung. Aufgrund der mit Sicherheit nicht riesigen Auflage sollte die Kaufüberlegung schnell getroffen werden, die Entscheidungsschwelle liegt durch den sehr günstigen Preis aber eigentlich auch eher niedrig.
14.12.2015