Nachruf
Ein Leben für die Eisenbahn - Rolf Eobaldt
Am 22. August 2009 verlor die Preßnitztalbahn einen lieben Freund und Unterstützer der Arbeit des Vereins. Die IG Preßnitztalbahn wird Rolf Eobaldt immer in guter Erinnerung halten, seine Aktivitäten haben bedeutende Zeichen beim Aufbau unserer Museumsbahn gesetzt, sein Optimismus hat immer viele Menschen mitgerissen.
Die Eisenbahngeschichtsbücher nennen meist nur die „großen Namen“. Erfinder, Ingenieure, Unternehmer prägen die Geschichtsschreibung – wohl wissend, daß viele, den späteren Generationen unbekannte Menschen, dabei mitgeholfen haben, ein Gemeinschaftswerk zu vollbringen.
Ein solches Gemeinschaftswerk vieler Beteiligter ist seit 1990 auch der Aufbau der Preßnitztalbahn zur schönsten sächsischen Schmalspurbahn. Rolf Eobaldt hat daran wesentlich mitgewirkt, auch wenn das bisher (auch auf seinen Wunsch hin) kaum postuliert wurde.
Seit 1969 war Rolf Eobaldt nach dem abgeschlossenen Ingenieurstudium Werkingenieur im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk Karl-Marx-Stadt. Seine damaligen Kollegen schwärmen noch heute von seiner umgänglichen Art, seiner Fähigkeit, Kompromisse zu finden und dennoch klar auf ein Ziel hin zu arbeiten.
Sein ganzes Leben (abgesehen natürlich von seiner lieben Familie und den zahlreichen Engagements in seinem Heimatort, in Vereinen und in „seiner“ Gaststätte) widmete er der Eisenbahn. Beruflich war er mit der Instandhaltung von Diesellokomotiven „verheiratet“ – im Haus und im Keller eine große Modellbahnanlage – war Eisenbahn immer um ihn herum.
Fachlich waren seine Kenntnisse natürlich unschlagbar, die Instandhaltung von Diesellokomotiven in Karl-Marx-Stadt zu DDR-Zeiten war ein Feld der permanenten Improvisation. Seit den wirtschaftlichen Umbrüchen von der Deutschen Reichsbahn zur Deutschen Bahn AG, vom Reichsbahnausbesserungswerk Karl-Marx-Stadt zum Fahrzeugwerk Chemnitz bis zu dessen Schließung 2003, wechselte das Management des Werkes sehr häufig. Ein Aktivposten für die Interessen des Werkes blieb Rolf Eobaldt dabei immer. Jetzt sah er es auch als seine Aufgabe an, für „sein Werk“, für „seine Mitarbeiter und Kollegen“ Aufträge zu organisieren. Egal ob bei DB-Dienststellen oder bei Dritten, immer galt es, Fachwissen für die Lösung von technischen Problemen und die Akquisition von Aufträgen miteinander zu verbinden.
Es war daher nur folgerichtig, daß es seit Anfang der 90er Jahre einen engen Kontakt zwischen der Preßnitztalbahn und dem Ausbesserungswerk Chemnitz gab. Ab 1993 fanden in den folgenden fast zehn Jahren zahlreiche Fahrzeugprojekte der Museumsbahn in Zusammenarbeit mit den Chemnitzer Eisenbahnern ihren erfolgreichen Abschluß. Rolf Eobaldt stand dabei als Werkingenieur immer im Zentrum der Koordination. Den Anspruch der Preßnitztalbahn, gute Leistung für das (wenige) Geld zu bekommen, setzte er aktiv mit der Zielstellung des Werkes um, gute Leistung liefern zu wollen.
Der Wiederaufbau des 1. Klasse-Einheitswagen 970-003 (1993/94), der Innenausbau des holzbeplankten Reisezugwagens 970-402, die Hauptuntersuchungen der Dieselloks 199 009-2 (1999) und 199 008-4 (2003) sind nur einige dieser Projekte im Chemnitzer Werk. Doch der Höhepunkt war zweifelsohne die Hauptuntersuchung der Dampflok 99 4511-4 „Meppel“ 2001/02, die von Rolf Eobaldt als Projektleiter geführt wurde.
Am 2. Dezember 2005 bedankte sich der Verein nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bei der Deutschen Bahn AG mit einer besonderen Überraschung – der Präsentation des „Meppel“ unter Dampf vor seinem Wohnhaus in Falkenau (siehe PK 2/2006 – Heft 89).
Für die Preßnitztalbahn wird Rolf Eobaldt einer der „großen Namen“ bleiben.
18.10.2009