Kommentar
Der „Gesamtwiederaufbau“
Der Gesamtwiederaufbau der Strecke Wolkenstein - Jöhstadt ist ein Thema, an dem sich immer mal wieder die Gemüter erhitzen.
War es bis zum Sommer 1990 vor allem dieser Gedanke, der viele zu einer Mitarbeit in der Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn inspirierte, so wurde doch schon bald klar, daß dies besonders aufgrund der viel zu hohen Aufwendungen nicht realisierbar ist. Wenn man bedenkt, daß bereits bei einer Rentabilitätsberechnung zur Strecke aus dem Jahre 1974 allein eine Summe von etwa 10 Mio. Mark als Wiederbeschaffungspreis ermittelt wurde, zu einer Zeit aber, als sowohl Oberbau, Brückenlager und Gebäudesubstanz für eine „Wiederbeschaffung der Bahn“ günstige Voraussetzungen boten, dann wird klar, daß solch umfangreichen Investitionen heutzutage nicht möglich sind.
Die andere Seite der Medaille ist auch nicht ganz Ohne. Sollte die Strecke jemals komplett wieder vorhanden sein - WER sollte damit fahren ? - WAS könnte transportiert werden ?? Nur für sporadische „Museumsbahnfahrten“ wären die Unterhaltskosten so hoch, daß ein Billet wohl an die 1.000,- DM kostet. Planmäßiger Betrieb ist jedoch mit den gewachsenen Verkehrsbeziehungen im Gebiet nicht mehr vereinbar …
Ein Traum wird es also immer bleiben, aber diesen sich zu erhalten kann sicher unwahrscheinlich produktiv wirken.
Nun hat dieser Traum aber auch andere Auswirkungen. Da werden Bürgermeister mit Briefen eingedeckt, sie sollten sich schon mal um die Beschaffung von Gleismaterial kümmern. Absprachen werden getroffen. „Informationen“ in Publikationsorgane gesetzt. Das Alles natürlich unter Umgehung des Vorstandes der IG Preßnitztalbahn, der solchen Vorstellungen entschieden entgegentritt. Aber es erfolgt im Namen der IG Preßnitztalbahn.
Ein solches vereinsschädigendes Verhalten kann gravierende Auswirkungen haben (ohne daß dies bedacht oder beabsichtigt war). Bekommt zum Beispiel eine Gemeindevertretung ein „Projekt Gesamtwiederaufbau der IGP“, dann muß dieses natürlich (schon wegen der Verantwortlichkeit vor dem Wähler) geprüft werden. Das Ergebnis ist absehbar - die Gemeinde wird sich an einem unrealistischem Projekt nicht beteiligen - und der Ruf der IGP „erfolgreich“ geschädigt. Ebensolche Auswirkungen können Zeitungsveröffentlichungen („Gesamtwiederaufbau der Preßnitztalbahn hat begonnen“) haben.
Es soll dabei nun nicht unbedingt böswilliges Verhalten unterstellt werden. Aber bei solcherart „Traumverwirklichung“ ist auch ein sachlicher Umgang mit den Verursachern sehr schwer. Schon im Interesse der Erhaltung des „Traumes“ wird die IG sich in Zukunft gegen solchen Unfug
verstärkt rechtlich wehren müssen.
01.12.1991