Regelspur- und Museums-Nachrichten
Museumsbahnertagung geht neue Wege
Vom 2. bis 4. November hatte der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen e. V. (VDMT) zur 75. Museumsbahnertagung nach Freiburg im Breisgau eingeladen. Gemeinsam mit dem französischen Dachverband UNECTO nahmen beide Partner den 100. Jahrestag der Beendigung des Ersten Weltkrieges zum Anlass, eine gemeinsame Tagung auszurichten, des Jahrestages zu gedenken und sich dabei näher kennenzulernen.
Höhepunkt war am 3. November die Aufführung des Theaterstückes „Zug des Friedens“ im elsässischen Bahnhof Burnhaupt. Im Mittelpunkt dieses beeindruckenden Stückes stehen zwei feindliche Züge und ihre Mannschaften, die im gleichen Bahnhof blockiert sind, über Nacht die Feindschaft hintenanstellen und im Kleinen Frieden schließen. Eine Nacht voller Begegnungen, Gelegenheit, die Verwundeten zu versorgen und sich bei Musik näher kennenzulernen. Am kommenden Tag treffen dann von den jeweiligen Befehlshabern die Anweisungen ein, den Waffenstillstand sofort zu beenden und die Kämpfe wieder aufzunehmen. Doch gerade noch rechtzeitig kommt die frohe Kunde vom großen Waffenstillstand und beendet das sinnlose Sterben.
Diese Theateraufführung führte den Gästen eindrucksvoll vor Augen, von welch existenzieller Bedeutung der Frieden ist, der in Mitteleuropa nun schon weit über 70 Jahre anhält. Das Kennenlernen der Nachbarn und eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Völkern ist dabei unerlässlich und so die gemeinsame Tagung auch ein kleiner Bestandteil eines lebendigen Europas. Die Fahrt mit den historischen Fahrzeugen des Train Thur Doller Alsace und ein gemeinsames Abendessen rundeten das Programm ab. Im Mittelpunkt der Tagung in Deutschland standen aktuelle Entwicklungen des Eisenbahnrechts. Jaap Nieweg, Vorsitzender des europäischen Dachverbandes FEDECRAIL, berichtete von den gesamteuropäischen Aktivitäten, Volker Wente referierte als Beisitzer des VDMT-Vorstandes über aktuelle Veränderungen des Rechtsrahmens und deren Auswirkungen auf den Einsatz von historischen Fahrzeugen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung widmeten sich die Diskussionen der zukünftigen Ausrichtung des Verbandes. Ein Prozess, der auf den Weg gebracht ist.
Am Sonntag standen die Themen der Dampflokinstandhaltung und der künftigen Ausrichtung des Verbandes im Vordergrund. Jörg Bauer und Hans-Thomas Reichelt berichteten zum Bearbeitungsstand der Regelwerke zur Dampflokinstandhaltung. Die Summe der aufzuarbeitenden Regelungen bei Reichsbahn, Bundesbahn und deren Vorgängerbahnen ist so umfangreich, dass das Ziel, ein für alle Typen gültiges Regelwerk vorzulegen, erst Ende 2019 erreichbar scheint. Neben der Sichtung der Altregelungen muss es auch darum gehen, Fortschritte der Instandhaltungstechnik und der Materialqualität einzubeziehen. Die Erwartung besteht auch darin, Regelungen abzustimmen, die in Zukunft noch professionellen, bezahlbaren Dampfbetrieb ermöglichen.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die im Herbst dieses Jahres unterzeichnete Kooperationsvereinbarung zwischen dem VDMT und der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen (DbR). Beider Ressourcen sollen zum gegenseitigen Vorteil und Nutzen zusammengebracht werden. In Vertretung für Christian Sacher von der DbR präsentierte der Autor dieser Zeilen am Beispiel der DAMPFBAHN-ROUTE im Großen sowie des VSE im Kleinen gelungene Vernetzungen in Sachsen und stellte die DbR den übrigen VDMT-Mitgliedern vor. Den Abschluss bildete der Auftakt zu einer Diskussion über die künftige Aufstellung des Verbandes. Auf Grund der Dynamik der Rechtsentwicklung und der Komplexität der verbandsseitig zu bearbeitenden Themen sind die Grenzen der ehrenamtlichen Verbandsarbeit spürbar. Der Vorstand wird der Mitgliederversammlung im Frühjahr seine Vorstellungen vortragen und wünscht sich eine breite Diskussion in der Mitgliedschaft. Eine Fahrt im MAN-Schienenbus der Eisenbahnfreunde Breisgau e. V. rundete das sonntägliche Programm ab.
11.12.2018